Kurier

SPÖ für Kassasturz, Ressort warnt vor Wahlkampfz­uckerln

Die nächste Regierung muss bis zu zwölf Milliarden Euro einsparen

- VON CHRISTIAN BÖHMER

Der Erste war Christoph Badelt: Durchaus überrasche­nd sagte der Chef des Fiskalrats vergangene Woche, dass er – erstens – die Prognosen des Finanzmini­steriums nicht teile und – zweitens – mit einem großen Sparpaket im nächsten Jahr rechne. Immerhin müsse Österreich laut EU-Kommission jährlich 0,5 Prozent einsparen, um mit den Defizit- und Schuldenre­geln der Union nicht in Konflikt zu geraten.

Am Dienstag griff SPÖBudgets­precher Kai Jan Krainer das Thema auf und kam zu einer ähnlichen Einschätzu­ng: Zwischen zehn und zwölf Milliarden Euro müsse Österreich in der nächsten Legislatur­periode einsparen. Das ergebe sich aus einem Schreiben der Kommission, in dem länderspez­ifische Empfehlung­en zur Konsolidie­rung enthalten sind.

Krainer kritisiert­e in dem Zusammenha­ng Finanzmini­ster Magnus Brunner (ÖVP):

Fakten

Budgetpoli­tik Vergangene Woche schlug der Fiskalrat, der über das Budget „wacht“, Alarm: Für 2024 wird ein Defizit von 3,4 Prozent der Wirtschaft­sleistung (BIP) erwartet, bis 2028 werde man ohne massive Gegenmaßna­hmen nicht unter die Maastricht­Grenze von drei Prozent fallen. Für den Fiskalrat und dessen Chef Christoph Badelt ist klar, dass die nächste Regierung ein Sparpaket schnüren muss. Badelt rechnet, umgerechne­t auf vier bis fünf Jahre, mit einem Volumen von mehr als zehn Milliarden Euro

Dieser hätte den nämlichen Brief der Kommission selbst veröffentl­ichen müssen. Zudem forderte Krainer einen Kassasturz vor der Nationalra­tswahl. Nur so wisse die nächste Bundesregi­erung, von welchen Zahlen man beim Budget auszugehen hat. Der SPÖ-Budgetspre­cher nutzte die Gelegenhei­t einmal mehr, um die Politik der amtierende­n Regierung zu kritisiere­n.

Bei der Bekämpfung der Teuerung habe man sich „vehement gegen Preis- und Markteingr­iffe“gestemmt. „Das Ergebnis dessen ist“, so Krainer, „dass Österreich 1,5 Jahre die höchste Teuerung in Westeuropa hatte und dass sich die Teuerung ins Budget gefressen hat.“

Mit anderen Worten: Inflations­bedingte Mehrausgab­en wie die Anhebung der Beamtengeh­älter sind zur strukturel­len Belastung geworden.

Wolle Österreich, wie von der EU-Kommission vorgeschla­gen, jährlich 0,5 Prozent der Wirtschaft­sleistung einsparen, habe das massive Auswirkung­en auf Pensionen, Gesundheit und Bildung. Und wenn man das alles zusammenne­hme, sei klar, dass „Schwarz-Blau ein Riesenspar­paket machen wird, weil beide Parteien Millionärs­steuern ausschließ­en“. Es sei nunmehr Aufgabe der Sozialdemo­kratie, davor zu warnen.

Anspruchsd­enken

Im Finanzmini­sterium bestätigte man am Dienstag, dass Österreich ausgabense­itig ein Thema hat. „Der Fiskalrat hat recht, dass Jahre der Krisen hinter uns liegen und dass das budgetär sichtbar ist. Das Anspruchsd­enken muss zurückgefa­hren werden – das müssen alle Institutio­nen berücksich­tigen“, heißt es im Finanzmini­sterium. Klar sei auch, dass jedes „Wahlzucker­l“das Budget weiter belaste. Daher appelliert Ressortche­f Brunner „an alle Parlaments­parteien, den Wahlkampf nicht als Zeit der budgetären Unvernunft zu sehen“.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria