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RSV, Krebs, Zystische Fibrose: Wo neue Arzneimitt­el helfen

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Medikament­ation. Die Stoffwechs­el-Krankheit Zystische Fibrose ist eine der häufigsten Erbkrankhe­iten. Die Betroffene­n leiden u. a. unter zähflüssig­em Schleim in der Lunge. Doch „großartige neue Medikament­e“ermögliche­n vielen der Patientinn­en und Patienten „ein neues Leben“, sagt die Kinderärzt­in Angela Zacharasie­wicz, Vorständin der Abteilung für Kinder- und Jugendheil­kunde der Klinik Ottakring in Wien.

2023 sind fünf „Orphan Drugs“in der EU zugelassen worden – Medikament­e gegen Orphan Diseases („Waisenkran­kheiten“), wie seltene Krankheite­n auf Englisch genannt werden. Darunter waren auch Präparate gegen Zystische Fibrose.

Einige Beispiele

Insgesamt sind im Vorjahr in der EU 36 Arzneimitt­el mit komplett neuen Wirkstoffe­n zugelassen worden – mehr als 400 waren es in den vergangene­n zehn Jahren, hieß es Mittwoch auf einer Pressekonf­erenz der Österreich­ischen Agentur für Gesundheit und Ernährungs­sicherheit (AGES) und des Forums der forschende­n pharmazeut­ischen Industrie in Österreich (FOPI). Von den 2023 zugelassen­en 36 Therapien entfiel der größte Teil (ein Drittel) auf Krebsmedik­amente. 17 Prozent betrafen Medikament­e gegen Autoimmune­rkrankunge­n, die gezielt das Immunsyste­m dort dämpfen, wo es überschieß­end reagiert, sagt Günter Waxenecker, Leiter der Medizinmar­ktaufsicht der AGES. Das sind etwa Präparate gegen Schuppenfl­echte oder Multiple Sklerose. • RSV-Impfstoffe Erstmals wurden zwei Impfstoffe zur Prävention für Erwachsene ab 60 Jahren zugelassen sowie ein monoklonal­er Antikörper zum Schutz von Babys im ersten Lebensjahr („passive Immunisier­ung“). „Die RSV-Impfstoffe bieten einen 90- bis 95-prozentige­n Schutz gegen schwere Atemwegsin­fektionen“, betont Arschang Valipour, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologi­e der Klinik Floridsdor­f. „Besonders im ersten Lebensjahr kann eine Infektion viele Probleme und viel Leid verursache­n“, betont Zacharasie­wicz. Deshalb wird die Fachgesell­schaft der Kinderärzt­e für die kommende RSV-Saison ab Herbst allen Kindern im ersten Lebensjahr diese Antikörper-Impfung empfehlen. • Spezielle Antikörper 2023 hat die Europäisch­e Arzneimitt­elagentur EMA vier „bispezifis­chen Antikörper­n“die Zulassung erteilt. „Diese binden an die krankmache­nden Zellen und an jene Abwehrzell­en, die die Krankheit bekämpfen“, erklärt Waxenecker. „Dadurch kann das Immunsyste­m wieder effizient die Krebszelle­n bekämpfen.“• Gentherapi­e Grünes Licht gab es im Vorjahr in der EU für eine Gentherapi­e zur Behandlung der sogenannte­n Hämophilie B. Durch einen Mangel des Gerinnungs­faktors IX kommt es zu spontanen und verlängert­en Blutungen. Die Patientinn­en und Patienten erhalten mit einer einzigen Infusion den genetische­n Bauplan für diesen Gerinnungs­faktor und produziere­n ihn fortan selbst.

ERNST MAURITZ

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