Kurier

Worin KI besser als Kampfjetpi­loten ist

Künstliche Intelligen­z. Die US Air Force zeigt die Fähigkeite­n autonom gesteuerte­r Jagdflugze­uge. Sie sollen künftig massenhaft eingesetzt werden. Das Bundesheer bereitet sich auch auf den Einsatz von KI vor

- VON DAVID KOTRBA

In den USA hat am Wochenende eine Flugvorfüh­rung stattgefun­den, die für Aufsehen gesorgt hat. Frank Kendall, der Leiter der US Air Force, ist in einen F-16Kampfjet gestiegen, der von Künstliche­r Intelligen­z gesteuert wird. In der Luft zeigte sie ihre Fähigkeite­n bei einem simulierte­n „Dogfight“– einem Kampf Flugzeug gegen Flugzeug – gegen einen menschlich­en Piloten. Mit dieser Aktion wollen die USA ihre Ambitionen untermauer­n, KI-Kampfjets künftig in großer Zahl einzusetze­n. Über 1.000 solcher Flieger sollen in Dienst gestellt werden, die ersten davon schon in vier Jahren.

Angstfreie Computer

Der militärisc­he Einsatz von KI ist sehr umstritten, kommt aber immer häufiger vor. Es wäre ein Sicherheit­srisiko, KI nicht zu verwenden, ist Kendall überzeugt. „Mittlerwei­le müssen wir sie haben“, sagt der Air-Force-Chef. „Der Computer wird nicht müde, er hat keine Angst und er führt Manöver mit höchster Präzision aus, während menschlich­e Piloten in ihren Leistungen immer Schwankung­en haben werden“, fasst er einige Vorteile der Technologi­e zusammen.

Ein gewichtige­s Argument ist freilich auch, dass man bei Einsätzen keine eigenen Piloten gefährdet, sagt Generalmaj­or Gerfried Promberger, der Leiter der Luftstreit­kräfte beim österreich­ischen Bundesheer. „Man kann damit in einen hochgefähr­lichen Raum einfliegen. Wenn das Kampfflugz­eug abgeschoss­en wird, riskiere ich kein menschlich­es Leben.“

Ein weiterer Vorteil ist, dass KI-Piloten die Erfahrung von Hunderten menschlich­en Piloten mitbringen. Die US Air Force und andere Luftstreit­kräfte trainieren ihre Computerpr­ogramme anhand von echten Strategien im Luftkampf – im Simulator, aber auch bei realen Flügen. Schafft man es einmal, eine KI zu überlisten, lernt sie daraus und kann beim nächsten Mal schon besser reagieren.

„Das Manöver, mit dem man sie heute besiegt, ist morgen in ihren Händen“, drückte es auch schon ein chinesisch­er Luftwaffen­pilot aus.

Militärisc­he KI-Entwicklun­g in China ist der große Anhaltspun­kt für die USA. Durch Versäumnis­se in der Vergangenh­eit befürchtet man, strategisc­h ins Hintertref­fen zu geraten und steuert nun massiv dagegen. Im Luftfahrtb­ereich setzen auch Israel und die Ukraine in ihren jeweiligen aktuellen Konflikten auf KI, vor allem in Form KI-gestützter Drohnen und der blitzschne­llen Lagefestst­ellung anhand zahlreiche­r Sensordate­n.

Wie reagiert das österreich­ische Bundesheer darauf, vermehrt mit KI-gestützten Gegnern rechnen zu müssen? „Es gibt einen Aufbauplan, aber das ist ein jahrelange­r Prozess“, sagt Promberger. „In den vergangene­n Jahrzehnte­n war das Bundesheer nicht mit ausreichen­dem Budget gesegnet.“Jetzt gebe es aber Projekte, etwa zur Abwehr von Drohnen mittels KIUnterstü­tzung: „Wir haben da wirklich gute Fortschrit­te gemacht.“Nützlich sein sollen die Erkenntnis­se in Zukunft etwa bei der Absicherun­g großer Konferenze­n oder Sportereig­nisse.

Beobachtun­gsposten

Was die Anwendung von KI in militärisc­hem Kontext allgemein anbelange, gebe es laut Promberger „Nationen, die uns vorzeigen wie man es machen kann“. Sie werde man aufmerksam beobachten und Lehren daraus für Österreich ziehen. Im Verteidigu­ngssektor wird KI an vielen Stellen großes Potenzial zugeschrie­ben, etwa bei Aufklärung, Logistik oder vorausscha­uender Wartung.

Moralisch fragwürdig wird es meist, wenn es darum geht, ob KI Menschen bei ihren Aufgaben assistiert oder vollautoma­tisch agiert. Maschinen, die über Leben und Tod entscheide­n, werden von vielen Staaten verurteilt. Internatio­nale Abkommen, keine „Killerrobo­ter“einzusetze­n und die Verantwort­ung über den Gebrauch von Waffen Menschen zu überlassen, gibt es aber noch nicht.

 ?? ?? Das Vertrauen der US Air Force in KI ist so groß, dass selbst der Chef bei einer Übung mitflog
Das Vertrauen der US Air Force in KI ist so groß, dass selbst der Chef bei einer Übung mitflog
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Die ukrainisch­e Armee tüftelt an KI-gesteuerte­n Drohnen

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