Worin KI besser als Kampfjetpiloten ist
Künstliche Intelligenz. Die US Air Force zeigt die Fähigkeiten autonom gesteuerter Jagdflugzeuge. Sie sollen künftig massenhaft eingesetzt werden. Das Bundesheer bereitet sich auch auf den Einsatz von KI vor
In den USA hat am Wochenende eine Flugvorführung stattgefunden, die für Aufsehen gesorgt hat. Frank Kendall, der Leiter der US Air Force, ist in einen F-16Kampfjet gestiegen, der von Künstlicher Intelligenz gesteuert wird. In der Luft zeigte sie ihre Fähigkeiten bei einem simulierten „Dogfight“– einem Kampf Flugzeug gegen Flugzeug – gegen einen menschlichen Piloten. Mit dieser Aktion wollen die USA ihre Ambitionen untermauern, KI-Kampfjets künftig in großer Zahl einzusetzen. Über 1.000 solcher Flieger sollen in Dienst gestellt werden, die ersten davon schon in vier Jahren.
Angstfreie Computer
Der militärische Einsatz von KI ist sehr umstritten, kommt aber immer häufiger vor. Es wäre ein Sicherheitsrisiko, KI nicht zu verwenden, ist Kendall überzeugt. „Mittlerweile müssen wir sie haben“, sagt der Air-Force-Chef. „Der Computer wird nicht müde, er hat keine Angst und er führt Manöver mit höchster Präzision aus, während menschliche Piloten in ihren Leistungen immer Schwankungen haben werden“, fasst er einige Vorteile der Technologie zusammen.
Ein gewichtiges Argument ist freilich auch, dass man bei Einsätzen keine eigenen Piloten gefährdet, sagt Generalmajor Gerfried Promberger, der Leiter der Luftstreitkräfte beim österreichischen Bundesheer. „Man kann damit in einen hochgefährlichen Raum einfliegen. Wenn das Kampfflugzeug abgeschossen wird, riskiere ich kein menschliches Leben.“
Ein weiterer Vorteil ist, dass KI-Piloten die Erfahrung von Hunderten menschlichen Piloten mitbringen. Die US Air Force und andere Luftstreitkräfte trainieren ihre Computerprogramme anhand von echten Strategien im Luftkampf – im Simulator, aber auch bei realen Flügen. Schafft man es einmal, eine KI zu überlisten, lernt sie daraus und kann beim nächsten Mal schon besser reagieren.
„Das Manöver, mit dem man sie heute besiegt, ist morgen in ihren Händen“, drückte es auch schon ein chinesischer Luftwaffenpilot aus.
Militärische KI-Entwicklung in China ist der große Anhaltspunkt für die USA. Durch Versäumnisse in der Vergangenheit befürchtet man, strategisch ins Hintertreffen zu geraten und steuert nun massiv dagegen. Im Luftfahrtbereich setzen auch Israel und die Ukraine in ihren jeweiligen aktuellen Konflikten auf KI, vor allem in Form KI-gestützter Drohnen und der blitzschnellen Lagefeststellung anhand zahlreicher Sensordaten.
Wie reagiert das österreichische Bundesheer darauf, vermehrt mit KI-gestützten Gegnern rechnen zu müssen? „Es gibt einen Aufbauplan, aber das ist ein jahrelanger Prozess“, sagt Promberger. „In den vergangenen Jahrzehnten war das Bundesheer nicht mit ausreichendem Budget gesegnet.“Jetzt gebe es aber Projekte, etwa zur Abwehr von Drohnen mittels KIUnterstützung: „Wir haben da wirklich gute Fortschritte gemacht.“Nützlich sein sollen die Erkenntnisse in Zukunft etwa bei der Absicherung großer Konferenzen oder Sportereignisse.
Beobachtungsposten
Was die Anwendung von KI in militärischem Kontext allgemein anbelange, gebe es laut Promberger „Nationen, die uns vorzeigen wie man es machen kann“. Sie werde man aufmerksam beobachten und Lehren daraus für Österreich ziehen. Im Verteidigungssektor wird KI an vielen Stellen großes Potenzial zugeschrieben, etwa bei Aufklärung, Logistik oder vorausschauender Wartung.
Moralisch fragwürdig wird es meist, wenn es darum geht, ob KI Menschen bei ihren Aufgaben assistiert oder vollautomatisch agiert. Maschinen, die über Leben und Tod entscheiden, werden von vielen Staaten verurteilt. Internationale Abkommen, keine „Killerroboter“einzusetzen und die Verantwortung über den Gebrauch von Waffen Menschen zu überlassen, gibt es aber noch nicht.