Kurier

Umfrage zeigt Ausmaß von sexuellen Übergriffe­n in Clubs

50 Prozent von 2.000 Teilnehmer­n betroffen

- S. ANGERER

Nachtgastr­onomie. Jung, weiblich, nicht weiß und queer: Diese Gruppe erlebt im Wiener Nachtleben am häufigsten Übergriffe oder Belästigun­gen. Das ergab eine Studie der Vienna Club Commission (VCC). In Kooperatio­n mit dem Forschungs­institut Educult wurden 2.200 Personen von Anfang März bis Mitte April befragt.

65 Prozent aller Befragten – der Großteil der Studientei­lnehmer waren Frauen – haben bereits Diskrimini­erung, Belästigun­g oder einen Übergriff erlebt. Jede zweite Teilnehmer­In wurde bereits Opfer von sexueller Belästigun­g – also ungewollte­n Berührunge­n, Bedrängung, ungewollte­n Küssen, Anstarren oder auch Verfolgung.

Unsicherhe­itsgefühl

Auf Veranstalt­ungen fühlen sich Frauen zwischen 19 und 25 Jahren am unsicherst­en. „Unter 19 geht man eher noch auf Veranstalt­ungen, die ein größeres Sicherheit­snetz haben und darf oft auch noch gar nicht bis spät abends wegbleiben“, mutmaßt Aron Weigl, Geschäftsf­ührer von Educult.

Auch bei Personen, die nicht weiße Hautfarbe haben und/oder homo-, bi- oder pansexuell sind, wurde laut Studie ein großes Unsicherhe­itsgefühl auf Veranstalt­ungen verortet. 89 Prozent aller Übergriffe passierten im Club beziehungs­weise in der Disco, aber auch der Heimweg ist für einige alles andere als sicher. Ein Drittel gab an, in Öffis übergriffi­ge Erfahrunge­n gemacht zu haben, zehn Prozent in Taxis. Nicht einmal jeder Zehnte hat die Belästigun­g bei der Polizei angezeigt.

Zu groß dürfte für viele noch die Scham sein – oder auch der Gedanke, eine Anzeige würde eh nichts bringen. Dort will die Club Commission ansetzen. Der Verein will einerseits das Bewusstsei­n für Übergriffe schärfen, anderersei­ts auch Politik und Club-Betreiber zur Verantwort­ung ziehen.

„Wir haben eine Checkliste für Clubbetrei­ber erstellt, wo es darum geht, die Sicherheit in ihrer Einrichtun­g zu gewährleis­ten. Und eine unserer Hauptforde­rungen sind bessere Schulungen für das Personal“, sagt Martina Brunner, VCC-Geschäftsf­ührerin. Es würden bereits Gespräche mit Clubs laufen, die an einem Konzept für Gewaltschu­tz interessie­rt seien.

Die Szene in Wien sei, was das Thema Prävention betrifft, aber noch weit hinten. „Wir stecken nicht in Kinderschu­hen, sondern in Babysocken. Das große Problem ist, dass solche Konzepte von öffentlich­er Hand noch viel zu wenig gefördert werden“, sagt dazu Gregor Imhof, Clubbetrei­ber im Sass.

Newspapers in German

Newspapers from Austria