Kurier

Warum niedrige Pensionen über Jahre bei Anpassunge­n bevorzugt wurden

Die wirtschaft­sliberale Agenda Austria ortet Ungerechti­gkeit

- MICHAEL HAMMERL

Senioren. Um zumindest 9,7 Prozent sollen die Pensionen kommendes Jahr steigen. Das ist der gesetzlich vorgegeben­e Anpassungs­wert, der sich für 2024 aus der Inflations­rate zwischen August 2022 und Juli 2023 errechnet. Dieser Wert ist die Basis für die anstehende­n Verhandlun­gen zwischen Pensionist­envertrete­rn und Regierung. Bundeskanz­ler Karl Nehammer (ÖVP) hat bereits klargestel­lt, dass der Anpassungs­wert nicht unterschri­tten wird.

„In den vergangene­n Jahren wurden die niedrigen Pensionen immer stärker angepasst als gesetzlich vorgesehen. Personen mit höherer Pension haben hingegen real verloren“, sagt Ökonom Dénes Kucsera vom wirtschaft­sliberalen Thinktank Agenda Austria. Eine Person, die 2013 eine Bruttopens­ion von 1.200 Euro erhalten hat, bekommt heuer jährlich 386 Euro mehr als gesetzlich vorgesehen. Wer hingegen damals eine Pension von 2.500 Euro hatte, erhält heuer 436 Euro weniger als gesetzlich vorgesehen.

Seine Empfehlung: Pensionen sollen nur mit der Inflation, im Rahmen des gesetzlich vorgesehen­en Wertes, erhöht werden. „Wenn die Regierung jemanden stärker entlasten will, wäre eine Einmalzahl­ung der beste Weg.“Diese wirke kurzfristi­g, verzerre die Unterschie­de im Pensionssy­stem aber nicht dauerhaft.

Wächst die Lücke? Steigen die Pensionen 2024 um den gesetzlich­en Anpassungs­wert, kostet das rund 5,3 Milliarden Euro. Das Problem: Immer mehr Österreich­er treten den Ruhestand an, zu wenige zahlen ins System ein. Der Staat muss Geld zuschießen. Man spricht von einer „Pensionslü­cke“. Heuer wird sie laut Agenda Austria etwa 5,4 Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) ausmachen. Bis 2027 soll sie auf 6 Prozent steigen. 0,6 Prozent des BIP sind rund drei Milliarden Euro.

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