Warum niedrige Pensionen über Jahre bei Anpassungen bevorzugt wurden
Die wirtschaftsliberale Agenda Austria ortet Ungerechtigkeit
Senioren. Um zumindest 9,7 Prozent sollen die Pensionen kommendes Jahr steigen. Das ist der gesetzlich vorgegebene Anpassungswert, der sich für 2024 aus der Inflationsrate zwischen August 2022 und Juli 2023 errechnet. Dieser Wert ist die Basis für die anstehenden Verhandlungen zwischen Pensionistenvertretern und Regierung. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat bereits klargestellt, dass der Anpassungswert nicht unterschritten wird.
„In den vergangenen Jahren wurden die niedrigen Pensionen immer stärker angepasst als gesetzlich vorgesehen. Personen mit höherer Pension haben hingegen real verloren“, sagt Ökonom Dénes Kucsera vom wirtschaftsliberalen Thinktank Agenda Austria. Eine Person, die 2013 eine Bruttopension von 1.200 Euro erhalten hat, bekommt heuer jährlich 386 Euro mehr als gesetzlich vorgesehen. Wer hingegen damals eine Pension von 2.500 Euro hatte, erhält heuer 436 Euro weniger als gesetzlich vorgesehen.
Seine Empfehlung: Pensionen sollen nur mit der Inflation, im Rahmen des gesetzlich vorgesehenen Wertes, erhöht werden. „Wenn die Regierung jemanden stärker entlasten will, wäre eine Einmalzahlung der beste Weg.“Diese wirke kurzfristig, verzerre die Unterschiede im Pensionssystem aber nicht dauerhaft.
Wächst die Lücke? Steigen die Pensionen 2024 um den gesetzlichen Anpassungswert, kostet das rund 5,3 Milliarden Euro. Das Problem: Immer mehr Österreicher treten den Ruhestand an, zu wenige zahlen ins System ein. Der Staat muss Geld zuschießen. Man spricht von einer „Pensionslücke“. Heuer wird sie laut Agenda Austria etwa 5,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) ausmachen. Bis 2027 soll sie auf 6 Prozent steigen. 0,6 Prozent des BIP sind rund drei Milliarden Euro.