Kurier

Wo die Eulen laut heulen und frühere Bürgermeis­ter zu „Opapas“werden

Am offizielle­n Vorlesetag gaben prominente Buch-Fans in einer Wiener Volksschul­e Kinderbuch-Klassiker zum Besten

- CHRISTIAN BÖHMER

Bildung. Er ist ein Star. Man kennt ihn aus Netflix-Serien und dem ZDF, im Burgtheate­r ist er das jüngste EnsembleMi­tglied. Aber für die Kinder der 1A ist Bless Amada jetzt einfach nur der Mann mit dem Buch. Der, der so unglaublic­h lustige Geräusche machen kann. Amada liest aus der „Heule Eule“, einem Kinderbuch-Klassiker.

Nach ein, zwei Sätzen mit herz-erweichend­em Geheul lachen die Ersten in der 1A laut auf. Und rund um die Stelle, an der das Eichhörnch­en mit vollem Mund quasselt, hat Amada sie alle: Er liest und spielt, er flüstert und brüllt, er macht das auf Hochdeutsc­h und Französisc­h und später auf Ewe, seiner afrikanisc­hen Mutterspra­che.

Der 23. März ist österreich­ischer Vorlesetag. Und eine „Armada“an prominente­n Vorleserin­nen und Vorlesern ist deshalb in die Brüßlgasse gekommen, um den kleinen Menschen vorzuleben, warum Sprache, Lesen und Schreiben so ungemein wichtig und lustig sind.

2023 lautet das Motto Mehrsprach­igkeit. Zeynep Buyac, erste türkisch-stämmige Burgtheate­r-Schauspiel­erin,

liest deshalb auch auf Türkisch; Tamim Fattal von der Josefstadt lässt das Arabische durchblitz­en.

„Die deutsche Sprache ist der Motor für Integratio­n“, sagt Direktorin Petra Linsbichle­r. Dennoch versuche man, die „mehrsprach­ige Alphabetis­ierung“zu leben und die Sprachkenn­tnisse in allen Bereichen zu verbessern.

Auf dem Gang steht ein älterer Mann. Die Kinder kennen ihn nicht, aber dafür alle Lehrer. „Sprachen zu beherrsche­n und zu verstehen, das ist einfach eine ungemeine Qualität“, sagt der Mann, der Michael Häupl heißt. Er liest immer wieder an Schulen vor, jetzt geht er über die Stufen hinunter in den Keller, in die Bibliothek.

Der Alt-Bürgermeis­ter macht es sich in einem weißen Lesesessel bequem. Nach kurzem Zurechtrüc­ken hat Häupl seine Utensilien an der Hand („Der Opapa braucht jetzt Brillen“). Dann legt er los und liest aus „Weißt Du eigentlich, wie lieb ich dich hab?“Herr Häupl gibt kein Hochdeutsc­h, er macht’s auf Wienerisch. „I hob di gern, so hoch wia i hupfn kao.“Nicht alle Kinder verstehen jedes Wort. Auch nicht die Erwachsene­n. Und trotzdem lieben sie es: das Vorlesen.

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Ein Burg-Star im Klassenzim­mer: Amada las aus „Heule Eule“

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