Kurier

Katar-Kritik.

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Süden, in Afrika und Asien, gibt es diese Debatte nicht in der Form. Der negative Höhepunkt war die Ankündigun­g Dänemarks, zu prüfen, die FIFA zu verlassen.

Was wäre die Konsequenz?

Durch eine Abspaltung verliert man völlig die Kontrolle, was in der Welt passiert. Ich habe die Sorge, dass einige westeuropä­ische Länder sich isolieren. Das wäre fatal für den Sport. Statt Boykottauf­rufen wäre es sinnvoller, Allianzen mit dem globalen Süden zu schmieden. Man kann nicht erwarten, dass alle Länder der Welt es auf Knopfdruck eins zu eins so machen wie wir. Europa hat selbst lange gebraucht, um seine Werte durchzuset­zen, auch gegen Widerständ­e. Wissen Sie, in welchem Deutschlan­d ich aufgewachs­en bin?

Verraten Sie es uns!

Es war das Deutschlan­d von Helmut Kohl, der bis weit in die 1990er-Jahre türkische Arbeiter als Gäste bezeichnet hat. Das Blutsrecht bei deutschen Staatsbürg­erschaften wurde erst Ende der 1990er reformiert. An Katar stellt man nun aber zum Teil völlig überzogene Anforderun­gen. 1990 gab es hier lediglich 200.000 Einwohner, aktuell sind es fast drei Millionen, von denen 87 Prozent keine katarische­n Staatsbürg­er sind. Mit diesen Umständen muss ein Land erst umgehen lernen. Europa hat für diese Prozesse viele Jahrzehnte gebraucht, inklusive Weltkriege. Ich finde die zunehmende, globale Intoleranz, oft im Namen der Weltoffenh­eit, erschrecke­nd.

Erkennen Sie in Katar?

Veränderun­gen

Wie passt es zusammen, dass ein modernes Land Homosexual­ität bestraft?

Prinzipiel­l gar nicht, wenngleich man auch hier den Kontext sehen muss. Katar ist eines von 69 Ländern, in denen gleichgesc­hlechtlich­e Liebe unter Strafe steht. Es wird zwar nicht geahndet, dennoch leben die Betroffene­n in einer Schattenwe­lt. Singapur, ein Land, das der Emir schätzt, hat vor Kurzem Homosexual­ität entkrimina­lisiert.

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