Kurier

Dinner mit Neonazi: Enge Verbündete rücken von Trump ab

Prominente Republikan­er wie Ex-Vize Pence fordern Entschuldi­gung

- AUS WASHINGTON DIRK HAUTKAPP

Mike Pence weiß, dass seine Forderung an Donald Trump nicht erfüllt wird. Gerade darum stellt er sie vor laufender Kamera. Amerikas Ex-USVizepräs­ident verlangt von seinem früheren Chef, er möge sich schleunigs­t vor dem ganzen Land entschuldi­gen: Dafür, dass er in seinem Florida-Domizil neben dem psychisch auffällige­n Rap-Milliardär Kanye West mit Nick Fuentes einen der bekanntest­en Neonazis, Antisemite­n, Holocaust-Leugner und Rassisten in den USA opulent bewirtet hat.

Pence wirft Trump „zutiefst schlechtes Urteilsver­mögen“vor. „Hasserfüll­te Rhetorik“, wie sie der 24-Jährige seit Jahren vortrage, dürfe nicht aufgewerte­t werden, sondern sei „uneingesch­ränkt“zu verurteile­n. Trump aber denkt bisher nicht daran, einen Kotau zu machen. Wie schon 2017, als er Avancen des früheren Ku-Klux-KlanGroßme­isters David Duke mit dem Hinweis abtat, er kenne den Rassisten überhaupt nicht, betonte er auch diesmal, nicht gewusst zu haben, wer Fuentes sei.

Was viele Analysten und Kommentato­ren für eine Lüge halten. Schließlic­h war Fuentes nach der Wahl 2020 bei allen großen Demonstrat­ionen medial prominent dabei, die sich gegen den angebliche­n Wahlbetrug zu Lasten Trumps wehrten. Wie Augenzeuge­n des Abendessen­s berichten, zeigte sich Trump von dem redegewand­ten „Brandstift­er“, der auf Internet-Plattforme­n wie Facebook und Twitter gesperrt ist, „sehr angetan“. Wörtlich sagte Trump: „Er versteht mich.“

Fuentes stammt aus dem Bundesstaa­t Illinois. Er ist bekannt geworden durch die tödlich aus dem Ruder gelaufene Neonazi-Demonstrat­ion in Charlottes­ville/Virginia im Jahr 2017. Auf Trumps Digital-Plattform „Truth Social“legte er zuletzt minutiös dar, was er an seinem Idol auszusetze­n habe. Demnach war Trumps Bekanntgab­e der dritten Präsidents­chaftskand­idatur vor wenigen Tagen „lahm“und „langweilig“. Mussolini-und-Hitler-Fan Fuentes verlangt, dass Trump den Teleprompt­er abschaltet und wieder spontan aus dem Ärmel heraus provoziert und radikaler wird.

„Hass auf Weiße“

Donald Trump, berichtet die New York Times, soll wohlwollen­d auf den Rat reagiert haben. Auch bemängelte Fuentes, dass Trump sich nicht zur „Strafverfo­lgung von Demonstran­ten vom 6. Jänner 2021“und zum „Hass auf Weiße“geäußert habe.

Fuentes fordert eine Amnestie für die Randaliere­r, die das Kapitol in Washington stürmten. In seinem populären Podcast sprach er kürzlich davon, dass Trump 2024 unbedingt ins Amt verholfen werden müsse; danach könne man Wahlen in Amerika getrost abschaffen.

Nick Fuentes wünscht sich Amerika als rassisch und religiös homogene Gesellscha­ft, in der Christen den Ton angeben und Juden sowie der Islam keinen Platz haben. Dass sich Donald Trump von dem jungen Mann charmieren ließ, stellt nach Ansicht von engen Trump-Vertrauten einen „verdammten Albtraum“dar, der seine Chancen für 2024 trüben könnte. Der Ex-Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, lange auf Schmusekur­s

mit Trump, bezeichnet die Präsidents­chaftskand­idatur bereits als „nicht mehr haltbar“. Noch rigoroser reagierte David Friedman, Ex-USBotschaf­ter in Israel und ein enger Trump-Anhänger: Sich von einem „Antisemite­n“wie Kanye West und

„menschlich­em Abschaum“wie Nick Fuentes besuchen zu lassen, sei „inakzeptab­el“, schreibt Friedman. Er bedrängt Trump, „diese Penner herauszusc­hmeißen“und sie in dem „Abfalleime­r der Geschichte“zu überantwor­ten, „wo sie hingehören“.

 ?? ?? Zeigt sich gerne als Fan von Donald Trump: Holocaust-Leugner Nick Fuentes
Zeigt sich gerne als Fan von Donald Trump: Holocaust-Leugner Nick Fuentes
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria