20.000 Schüler fallen um Computer um
Am Lehrplanentwurf für das neue Pflichtfach „Digitale Grundbildung“gibt es Kritik
Im Schuljahr 2021/22 sollte die Digitalisierung an den Schulen einen Schub erhalten. Jedem Schüler der 5. und 6. Schulstufe wurde ein Laptop oder Tablet in Aussicht gestellt. 150.000 digitale Endgeräte wurden bestellt. Laut Statistik Austria sind 170.890 Schüler anspruchsberechtigt. Mehr als 20.000 Schüler bekommen also keinen Rechner.
Laut dem Bildungsministerium haben sich 93 Prozent der Schulen an der Aktion beteiligt. Sie mussten ein Konzept vorlegen, wie die Geräte im Unterricht eingesetzt werden sollen. Selbst bei Schulen, die das gemacht haben, sind einige Schüler leer ausgegangen. So hat etwa in einem Wiener Gymnasium von 170 Schülern der 5. und 6. Schulstufe nur eine Klasse Laptops bekommen. Solche Fälle seien die Ausnahme, heißt es aus der nationalen Bildungsagentur, die die Aktion betreut. Gründe dafür seien mangelnde Infrastruktur. Einige Schulen bräuchten noch Vorbereitungszeit.
Schüler, die deshalb keinen Computer bekommen haben, fallen um die Geräte um. Im nächsten Schuljahr haben sie keinen Anspruch mehr darauf. Zudem haben weitere 35.000 Schüler ihre Rechner noch nicht erhalten, weil Geräte mit Funktionsstörungen geliefert wurden und getauscht werden müssen.
Neues Pflichtfach
Im Herbst soll aus der verbindlichen Übung „Digitale Grundbildung“ein Pflichtfach werden – zunächst in der 1. bis 3. Klasse Mittelschule bzw. AHS, ein Jahr später auch in den vierten Klassen. Der entsprechende Lehrplanentwurf konnte bis Mittwoch begutachtet werden. Mehrere Experten äußerten sich kritisch. Jene Expertengruppe, die den Lehrplan erarbeitet hat, merkt etwa an, dass der Entwurf in entscheidenden Punkten von ihren Empfehlungen abweicht. Theo Hug, Erziehungswissenschafter an der Uni Innsbruck, ortet Einseitigkeiten. Technische Aspekte würden im Vordergrund stehen, während Aspekte der politischen Bildung, der Medienbildung, der Maschinenethik sowie der Technologiekritik zu kurz kommen oder gar nicht aufscheinen.