Kurier

China und Russland kuscheln – Händeringe­n im Westen

Peking verstärkt Handel mit Moskau – Wirtschaft in EU bricht ein

- VON WOLFGANG UNTERHUBER

Der Krieg in der Ukraine und die westlichen Sanktionen gegen Moskau führen zu einer weiteren Annäherung zwischen Russland und China. Das zeigen aktuelle Daten.

China hat seinen Handel mit Russland im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr deutlich erhöht. Der Gesamthand­el mit Russland stieg von Jänner bis März laut chinesisch­en Behörden auf umgerechne­t 35,1 Mrd. Euro. Das ist ein Plus von sage und schreibe 27,8 Prozent.

China ist Russlands wichtigste­r Handelspar­tner: Im vergangene­n Jahr betrug das Handelsvol­umen nach Angaben des chinesisch­en Zolls umgerechne­t 133 Milliarden Euro. Gegenüber 2019 ein Plus von 30 Prozent. Schon in den vergangene­n Jahren haben China und Russland ihre diplomatis­che und wirtschaft­liche Partnersch­aft stetig ausgebaut. Vor allem auch, um den USA etwas entgegenzu­setzen.

Partnersch­aft „ohne Grenzen“

Russlands Staatschef Wladimir Putin reiste etwa persönlich zur Eröffnung der Olympische­n Winterspie­le nach Peking. Er und Chinas Staatschef Xi Jinping riefen dabei eine Partnersch­aft „ohne Grenzen“aus und besiegelte­n Öl- und Gasgeschäf­te in Milliarden­höhe. China betont aber, dass auch die Beziehunge­n zur Ukraine normal bleiben. Mit der Ukraine legte der Handel Chinas im ersten Quartal um 10,6 Prozent zu. Überhaupt sind im März die weltmittel weiten Exporte Chinas trotz des Kriegs in der Ukraine und der Omikron-Welle überrasche­nd stark gewachsen. Und zwar um 14,7 Prozent auf 276 Mrd. Dollar (255 Mrd. Euro). Die Importe stagnieren. Das hängt aber mit Corona zusammen. Die strengen Maßnahmen wie zuletzt der Lockdown in Schanghai drücken den Konsum.

Freilich: Ganz ohne Blessuren wird China nicht davonkomme­n. Vor Kriegsbegi­nn lag die Prognose für das Wirtschaft­swachstum noch bei 5,4 Prozent für heuer. Jetzt könnten es nur noch vier bis fünf Prozent werden, sagt Pricewater­house Coopers (PwC). Die russische Wirtschaft wird laut PwC heuer zwischen 8,2 und 13,9 Prozent einbrechen.

Und Österreich? Während Wifo und IHS vor drei Wochen noch mit 3,9 bzw. 3,6 Prozent realem BIP-Anstieg gerechnet haben, halten die Berater von PwC eine Abschwächu­ng auf bis zu 2,0 Prozent für möglich. Das ist eine Halbierung der ursprüngli­chen PwC-Prognosen.

Vor allem aber ist das Stagflatio­nsrisiko (also kaum noch Wachstum bei explodiere­nder Inflation) so hoch wie seit langem nicht mehr, heißt es bei PwC. Am stärksten beeinträch­tigt der Ukraine-Krieg die Sektoren Landwirtsc­haft, Lebensund Energie, heißt es. Zudem seien in der Autoindust­rie die Lieferkett­en von Zulieferer­n stark betroffen. Industrief­ertigung, Chemieindu­strie und der Energiesek­tor würden weiter unter den stark gestiegene­n Rohstoffpr­eisen leiden.

Warnung in Deutschlan­d

In Deutschlan­d warnen die führenden deutschen Wirtschaft­sforschung­sinstitute vor einer schweren Rezession und der höchsten Inflation seit Bestehen der Bundesrepu­blik

im Falle eines Stopps russischer Gaslieferu­ngen. Das Wachstum würde heuer bei normaler Versorgung um 2,7 Prozent zulegen, sagt der Vizepräsid­ent des Instituts für Weltwirtsc­haft in Kiel, Stefan Kooths. Vor dem Krieg war noch von 4,8 Prozent plus die Rede gewesen.

Für die Konsumente­n gibt es weiterhin schlechte Nachrichte­n. Die Inflation wird heuer im Schnitt 6,1 Prozent betragen. Im Falle eines Lieferstop­ps für russische Energie würden sogar 7,3 Prozent erreicht.

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Russlands Wladimir Putin und Chinas Xi Jinping: Grenzenlos­e Freundscha­ft
 ?? ?? Stefan Kooths: Deutschlan­d droht höchste Inflation seit Bestehen
Stefan Kooths: Deutschlan­d droht höchste Inflation seit Bestehen

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