Pokerspiel um den Spitzensport
Am Freitag wählt der organisierte Sport neue Vertreter. Für Diskussionen sorgt eine Personalie aus dem Ministerium. Fachverbände sehen die Autonomie bedroht
Diese Woche wählen die Fachverbände ihre Vertreter in den wichtigsten Gremien der österreichischen Sportbürokratie. Und es gibt ordentlich Aufregung, weil der Leichtathletik-Verband den Sektionschef des Sportministeriums nominiert hat für die Kommission für den Leistungs- und Spitzensport in der Bundes-Sport GmbH, die die Sportverbände und Organisationen fördert.
In diesem Gremium sitzen sechs Personen, von denen zwei vom Ministerium nominiert und vier von den Fachverbänden gewählt werden. Die Wahl erfolgt im Rahmen der Sport-AustriaGeneralversammlung am Freitag in Wien. Die meiste Brisanz steckt aber in der Person von Philipp Trattner, dem Sektionschef im Sportministerium. Der Tiroler, zuvor Generalsekretär im Basketball-Verband, wurde vom Leichtathletik-Verband als einer von zwei Vertretern für den olympischen Sommersport nominiert. Helmut Baudis, der Generalsekretär der Leichtathleten, sagt: „Es stimmt, dass sich bei uns Funktionäre gemeldet haben, weil dies ein Platz für den organisierten Sport ist.“
Doch sei Trattner keiner, der seinen Verband im Hinterkopf
habe. Baudis: „Er ist fachlich qualifiziert und hat den Überblick über den gesamten Sport sowie über das Fördersystem.“
Sportminister Werner Kogler hat erst im Februar die Ministeriumsplätze in der Kommission für Leistungsund Spitzensport neu besetzt. Mit Claudia Lösch brachte er etwa eine Frau und unabhängige Ex-Sportlerin, Trattner räumte seinen Sessel. Dass er nun vom Leichtathletik-Verband nominiert wurde für jene Kommission, die er vor neun Monaten verlassen hat, regt im Ministerium nicht groß auf. „Der Sektionschef war zuletzt auch Teil der Kommission – als nicht stimmberechtigtes, beratendes Mitglied. Wenn sich genügend Verbände finden, die für ihn stimmen, ist das für uns in Ordnung. Dass er sich der Wahl stellt, war mit uns abgesprochen.“Die Fachverbände sehen jedoch die Autonomie des Sports bedroht.
Im olympischen Sommersport dürften für die beiden Beiratsplätze Robert Fiegl (Golf-Verband) sowie ExSegler und Uni-Professor Wolfgang Mayrhofer überbleiben. Weit umkämpfter sind die beiden Plätze in der Spitzensportkommission. Sie bekommen nicht nur durch Trattner Konkurrenz: Mit Gerald
Martens hat sich der Basketball-Präsident nominiert. Der Tennisverband stellt den Wiener Landeschef Christian Barkmann zur Wahl, der Schwimmverband Sportdirektor Walter Bär.
Geeinter Wintersport
Der olympische Wintersport zeigt sich geschlossener, auch wenn der Curling-Verband einen Kandidaten nominiert hat. Rodel-Präsident Markus Prock zieht in den Beirat ein, Ski-Generalsekretär Christian Scherer ersetzt in der Spitzensportkommission Peter Schröcksnadel. Bei den nicht-olympischen Verbänden ist die Sache auch klar: Football-Boss Michael Eschlböck wird in den Beirat gewählt, Sport-Austria-Geschäftsführer-Stellvertreter Christian Gormasz in die Spitzensportkommission.