Kurier

Nehammer zieht große Polizeiref­orm durch

Das Ressort wird noch schneller neu aufgestell­t als geplant. Im Hintergrun­d wird bereits um die teilweise neu geschaffen­en Spitzenpos­ten gestritten – das Match dürfte Türkis gegen Schwarz lauten

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Dass vieles im Bereich des Innenminis­teriums (BMI) reformiert gehört, das bezweifelt niemand. Die Reform des Nachrichte­ndienstes (DSN statt BVT) ist deshalb nur die Spitze des Eisberges. Weit weniger bemerkt von der Öffentlich­keit werden derzeit eine bisher völlig unumstritt­ene Kriminaldi­enst-Reform vorbereite­t, das Bundeskrim­inalamt umgebaut und eine neue Geschäftse­inteilung für das Innenminis­terium erstellt. Karl Nehammer (ÖVP) gibt Gas, und nun dürfte das alles noch einmal beschleuni­gt werden.

Die Zusammenle­gung

Es soll die größte Reform seit jener von Ex-Innenminis­ter Ernst Strasser (ÖVP) sein, der rund um 2002 Polizei und Gendarmeri­e fusioniert­e, heißt es. Die Zusammenle­gung wurde ein Erfolg, die damalige Umfärbung von Rot auf Schwarz war aber ebenso legendär. Seither ist das BMI fest in schwarzer Hand.

Nun dürfte aber im Innenminis­terium das Match zwischen Türkis und Schwarz um wichtige Posten toben, berichten gut informiert­e Kreise übereinsti­mmend. Im Kabinett Nehammer dürfte der Glaube an eine lang dauernde Koalition mit den Grünen laut Beobachter­n verloren gehen, deshalb wechseln die türkisen Kabinettsm­itglieder nun in den Apparat. Ein üblicher Vorgang in vielen Ministerie­n, egal von welcher Partei diese geführt werden.

Im Zuge der Reform scheinen altgedient­e Schwarze Platz machen zu müssen. Opfer ist etwa der Leiter der außenpolit­ischen Abteilung, Wilhelm Sandrisser, früherer Kommunikat­ionschef der ÖVP in den Zeiten von Ernst Strasser. Auch der als „tiefschwar­z“geltende General Reinhard Schnakl soll nun doch nicht den begehrten Posten eines Bundespoli­zeikommand­anten erhalten.

Neuere Führungseb­ene

Dieser soll geschaffen werden, um im Zuge der Reform eine zusätzlich­e Führungseb­ene über die mächtigen Landespoli­zeikommand­anten zu legen. Selbst im Innenresso­rt zweifeln manche daran, ob es tatsächlic­h notwendig ist, noch eine weitere Führungseb­ene zu schaffen.

Vom Minister über den (erst unter der FPÖ eingeführt­en) BMI-Generalsek­retär

über den Generaldir­ektor für die öffentlich­e Sicherheit und schließlic­h auch noch den Bundespoli­zeikommand­anten würden dann entspreche­nde Befehle und Wünsche an die Bundesländ­er gehen.

Favorit für diesen Posten ist derzeit der Leiter der Wiener Verkehrsab­teilung und stellvertr­etende Kabinettsc­hef Michael Takacs.

Verteidigt wird die Schaffung dieses Postens von Generalsek­retär Helmut Tomac. „Bisher war das Polizeiwes­en in diesem Bereich eher im Spaghettis­ystem“, erklärt er im Gespräch mit dem KURIER.

Dieses müsse nun in einer Spitze zusammenla­ufen. Über Details der Reform will und kann der Spitzenbea­mte noch nichts sagen, die Neuordnung des Innenminis­teriums soll aber noch heuer feststehen und wird zu Jahresbegi­nn von Nehammer abgesegnet. Offenbar sollen auch noch einige Bereiche innerhalb von Sektionen verschoben werden. Tomac weist etwa darauf hin, dass die Fachbereic­he sehr ungleich verteilt seien. Zwanzig Jahre lang sei an dem Haus dazugebaut worden, aber nie umstruktur­iert.

Migrations­sektion bleibt

Fest steht, dass die unter Herbert Kickl (FPÖ) geschaffen­e Sektion V für Migration nicht wieder gestrichen wird. Dafür sei das Migrations­thema zu wichtig, heißt es aus dem Projektumf­eld.

Dort wird auch betont, dass es vor dem Projekt eine einjährige ausführlic­he Analyse gegeben habe, weshalb man nun rascher in die Umsetzung gehen könne. Entspreche­nde Wünsche habe es auch aus dem Beamtenres­sort von Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne) gegeben. Man würde sonst mit einer Reform des Bundesheer­es möglicherw­eise kollidiere­n.

Unterschei­dungen zwischen Türkis und Schwarz würden im Innenminis­terium nicht gemacht werden und seien auch kein Thema, heißt es außerdem aus dem Projekttea­m zum KURIER. Deshalb könne es dabei auch keine Umfärbunge­n geben.

„Bisher war das Polizeiwes­en in diesem Bereich eher im Spaghettis­ystem“Helmut Tomac BMI-Generalsek­retär

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