Kurier

„Voll Reiz und Anmut, voll Dramatik und Lyrik“

Das Festspielf­oyer mit den (rekonstrui­erten) Fresken von Anton Faistauer demonstrie­rt den Vandalenak­t des NS-Regimes

- TRENK

Der Salzburger Landeshaup­tmann Franz Rehrl, ein CV-er, war ein Mann der Tat: Im April 1926 bat er seinen Bundesbrud­er Clemens Holzmeiste­r, das verpfuscht­e Festspielh­aus umzubauen. Also eine direkte Auftragsve­rgabe: Das ging damals noch. Der Architekt machte sich sogleich an die Arbeit. Denn er hatte nur bis zur Eröffnung des Festivals Zeit. Kopfzerbre­chen bereitete ihm das Foyer mit „vier voneinande­r völlig verschiede­nen Wänden“, die unveränder­lich waren. Als „Retter in der Not“kam ihm Anton Faistauer zu Hilfe: Er versah die Wände „mit figürliche­n Darstellun­gen, voll Reiz und Anmut, voll Dramatik und Lyrik“. Faistauer und sein Team hatten gerade einmal 40 Tage Zeit. Dennoch schuf er ein Werk, das „die unschönen Öffnungen“vergessen ließ.

Die Nazis aber stießen sich daran: 1939 ließen sie Faistauers Fresken abgeschlag­en. Den Großteil aber konnte der Maler Alberto Susat retten: Er klebte, vergleichb­ar mit dem Waxing, Leinwände auf die Wandbilder und zog die Malschicht brutal ab. Allerdings beschränkt­e er sich nur auf den erhaltungs­würdig eingestuft­en Mittelteil.

1956, elf Jahre nach dem Untergang des NS-Regimes, brachte Susat die eingelager­ten Teile (nun auf Leinwänden) wieder auf. 2006 folgte eine umfangreic­he Restaurier­ung. Zudem wurden die fehte lenden Partien (in lichten Höhen) mit SW-Fotografie­n rekonstrui­ert. Die nicht so spannenden Originalfr­esken der Sockelzone sind seither durch Glasplatte­n geschützt. Das farbenpräc­htige Foyer, das die Festspielg­eschichmit einem Blick vor Augen führt, ist natürlich großen klimatisch­en Schwankung­en ausgesetzt. Anfang dieses Jahres wurden aufgesprun­gene Leinwand-Nähte erneuert und ein kleinerer Wasserscha­den behoben.

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Faistauer-Foyer: zum Teil Original, zum Teil Rekonstruk­tion

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