Austrian Airlines schrumpfen weiter
Luftfahrt. Die Fluglinie hält nach Verlusten im Halbjahr an ihren Sparplänen fest und beginnt, ihre Schulden zurückzuzahlen. Im Vergleich zum Vorkrisenniveau sollen 20 Prozent der Mitarbeiter abgebaut werden
Für die Fluglinien ist ein Ende der Corona-Krise trotz der weltweit anspringenden Konjunktur nicht in Sicht. Die Austrian Airlines (AUA) befinden sich „seit eineinhalb Jahren in der wahrscheinlich epochalsten Krise, die die Branche je gesehen hat“, so Chef Alexis von Hoensbroch.
Im ersten Halbjahr hatte die Fluglinie im Vergleich zum Vorkrisenniveau „um 80 Prozent weniger Geschäft“und damit das nach 2020 „zweitschlechteste Ergebnis in der Geschichte“eingeflogen. Verluste setzte es auch für die Konzernmutter Lufthansa (siehe Grafik). Im laufenden dritten Quartal rechnet von Hoensbroch mit „schwarzen Zahlen in einzelnen Monaten“, ob sich insgesamt ein Gewinn ausgehe, sei aber unsicher.
Dementsprechend gehen die Sparmaßnahmen weiter. Die Flotte wird von über 80 auf 60 Flugzeuge verkleinert.
Von knapp 7.000 Mitarbeitern vor der Corona-Krise will die AUA bis 2023 1.350 abbauen. Rund 850 davon wurden bereits durch natürliche Fluktuation erreicht, weitere 500 sollen folgen. Bei Piloten und Technikern könnten Überhänge bleiben, schätzt man bei der AUA. Da sogenannte Golden Handshakes aufgrund der Staatshilfen im Vorjahr verboten sind, sollen die Anreize dabei aber vergleichsweise geringer ausfallen. Außerdem sei derzeit „quasi die komplette Firma in Kurzarbeit“, wenn auch in stark unterschiedlichem Ausmaß, so von Hoensbroch. Das soll auch noch bis zum April kommenden Jahres so bleiben. Mit dem Frühjahr 2022 will die AUA ihre Mitarbeiter wieder voll im Einsatz haben.
SPÖ-Finanzsprecher Jan Krainer reagierte mit heftiger Kritik auf den fortgesetzten Stellenabbau. Der AUA-Deal sei „das schlechteste Geschäft der österreichischen Wirtschaftsgeschichte“.
Staatshilfe
Gute Nachrichten gibt es hingegen bei der Liquidität. Dazu trage neben den Kostensenkungen beim Personal durch Stellenabbau und Kurzarbeit sowie dem Verkauf von Flugzeugen und nicht gebrauchten Emissionszertifikaten auch ein Anstieg der Buchungen im Sommer bei. Die AUA musste vergangenes Jahr mit 600 Millionen Euro gerettet werden. Ein Viertel davon stellte der Mutterkonzern Lufthansa, ein weiteres Viertel waren direkte Staatshilfe und 300 Millionen Euro kamen aus staatlich garantierten Bankkrediten. Die ersten 30 Millionen Euro davon hat die AUA im Juli zurückgezahlt. Allerdings kommen auf das Unternehmen auch noch Nachzahlungen von Steuern und Sozialversicherungsbeiträgen
zu. Im Zuge der staatlichen Intervention wurde der AUA außerdem aufgetragen, ihren CO2-Ausstoß bis 2030 im Vergleich zu 2005 um 30 Prozent zu senken. Das soll vor allem über eine schrittweise Erneuerung der Flotte erreicht werden.
Außerdem sollen Zubringerflüge im Inland durch von der ÖBB zugekaufte Bahnkontingente ersetzt werden. Das wirkt sich bisher aber nur auf der Strecke Wien-Salzburg aus, denn die Flugverbindung Wien-Linz wurde bereits 2018 eingestellt. Die Strecken von Wien nach Graz, Klagenfurt und Innsbruck bleiben vorläufig im Flugplan. Im Sinne des Klimaschutzes sieht von Hoensbroch nur vergleichsweise geringes Potenzial im Einstellen von Kurzstreckenverbindungen. „Das wichtigste Thema“sei der Umstieg von Kerosin auf alternative Kraftstoffe. Diese sind auf absehbare Zeit aber nicht in industriellem Ausmaß verfügbar.
„Die AUA hat im ersten Halbjahr das zweitschlechteste Ergebnis ihrer Geschichte eingeflogen“
Alexis von Hoensbroch AUA-Chef