Hörndlwald: Ende des Dauerstreits?
Seit Jahrzehnten streiten Stadt und Bezirk um das Naherholungsgebiet. Jetzt steht eine Einigung bevor
Hietzing. Im Gezerre um das Grün-Areal könnte das letzte Kapitel aufgeschlagen sein: die Umwidmung. Ein Rückblick auf eine Debatte, die fast schon eine Institution ist.
Für den 13. Bezirk ist der Hörndlwald eine unendliche Geschichte. Seit den 1980erJahren wird um das Naherholungsgebiet zwischen Lainzer Tiergarten und Krankenhaus Hietzing emotional gestritten.
Auf der einen Seite stand stets die Stadt, die einen kleinen Teil des 49 Hektar großen Waldgebiets bebauen wollte. Und auf der anderen der schwarze Bezirk sowie empörte Bürger, die sich um das Naturjuwel vor ihrer Haustüre sorgten. Jetzt dürfte das letzte Kapitel der Hörndlwald-Chronik aber angebrochen sein.
Wie berichtet, bejubelt die ÖVP, dass jene 5,9 Hektar des Waldes, auf denen einst das Afritsch-Heim stand und die theoretisch noch bebaut werden könnten, nun wie der Rest des Erholungsgebiets in Schutzgebiet Wald- und Wiesengürtel (SWW) umgewidmet werden sollen.
Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) habe das in Aussicht gestellt, berichten die Stadt-Türkisen. Der ÖVP-Gemeinderat Michael Gorlitzer bereite einen entsprechenden AllparteienAntrag im Gemeinderat vor.
Ganz so konkret soll Simas Ankündigung zwar nicht gewesen sein, wie man hört. Auf KURIER-Nachfrage heißt es in ihrem Büro aber, dass man bereit sei, „mit allen Parteien über die Umwidmung zu reden“. Da im Hörndlwald, der Teil des Landschaftsschutzgebiets Hietzing und Teil des Biosphärenparks ist, ohnehin keine Bebauung geplant sei, falle die Entscheidung leicht.
Also doch eine Art Zugeständnis.
Wirbel um das Erholungsgebiet gibt es bereits seit Beginn der 1980er-Jahre, als die Stadt die Bauflächen im Wald erweitern wollte. Da stellte sich Hietzing ebenso erfolgreich quer wie bei der Debatte um die Burn-out-Rehaklinik.
Dabei begann der jüngste Hietzinger Widerstand eigentlich schon im Jahr 2013, als das ehemalige Josef-Afritsch-Heim abgerissen wurde. Das ab 1950 erbaute ehemalige Jugendheim, das in den 80er-Jahren als Wohnstätte für Flüchtlinge genutzt wurde, war nicht mehr zu sanieren.
Um eine nachfolgende Verbauung abzuwenden, sammelte die Bürgerinitiative um den Hietzinger Günter Klemenjak noch im selben Jahr 7.800 Protest-Unterschriften. Nicht grundlos. Denn dem damaligen Stadtrat Michael Ludwig (SPÖ) schwebte bereits Wohnbau im Hörndlwald vor.
Seltener Käfer
Im Jahr 2014 entschied man sich ob der Abgeschiedenheit der Liegenschaft stattdessen für den Bau einer Burn-outRehaklinik. Der Verein „pro mente“sollte sie realisieren.
Um diese zu verhindern, wurden Bezirk und Bürger erneut aktiv. Unter anderem ließ man einen Spürhund 2016 nach dem geschützten Juchtenkäfer suchen, dessen Vorkommen bereits den Bau des Bahnhofs Stuttgart verzögert hatte. Der ließ sich aber nicht blicken.
Errichtet wurde die Klinik trotzdem nicht. Denn 2017 nahm „pro mente“wegen des massiven Widerstands vom Plan Abstand. Und als dann der Auftrag für den Bau in einer Ausschreibung an einen Mitbewerber ging, war die Sache endgültig vom Tisch. Zumal die Stadt den Vertrag, der die Nutzung der Liegenschaft durch den Verein regelte, 2019 auslaufen ließ. Der Hörndlwald bleibe grün, versichert man bei der SPÖ seither.
„Sicher ist das erst, wenn keine Bauflächen mehr existieren“, meint Bezirkschefin Silke Kobald (ÖVP). „Landschaftsschutzgebiet hin, Biosphärenpark her – das hätte die Bebauung früher auch nicht verhindert.“