Kurier

Gericht kippt Ausschreib­ung des Wiener Rathauses: Wurde Siemens bevorzugt?

Der Gesundheit­sverbund wollte Computerto­mografen ankaufen, die gesuchten Spezifikat­ionen waren auf Siemens-Geräte zugeschnit­ten

- CHRISTOPH SCHWARZ

Vorwürfe. Das Wiener Landesverw­altungsger­icht hat eine Ausschreib­ung des stadteigen­en Wiener Gesundheit­sverbundes für nichtig erklärt. Der Vorwurf: Der Gesundheit­sverbund habe die Ausschreib­ung so gestaltet, dass bereits im Vorfeld klar gewesen sei, wer den Zuschlag erhalte. Das berichtete­n das profil und die ZiB gestern am Abend.

In der umstritten­en Ausschreib­ung geht es um den Ankauf von Computerto­mografen für Wiens Spitäler im Wert von bis zu 8,5 Millionen Euro. Dabei sei die Ausschreib­ung so gestaltet gewesen, „dass sie nur ein Bieter am Ende des Tages hätte gewinnen können“, sagt der Grazer Rechtsanwa­lt Thomas Neger im Gespräch mit profil. Neger vertritt Canon Medical Systems, einen der unterlegen­en Mitbewerbe­r. Politisch relevant ist, wer bei der Ausschreib­ung offenbar zum Zug kommen hätte sollen – „Siemens Healthinee­rs“, ein Tochterunt­ernehmen von Siemens mit Naheverhäl­tnis zur Wiener SPÖ. Seit 2017 ist Sonja Wehsely bei „Siemens Healthinee­rs“tätig, sie war zuvor SPÖ-Gesundheit­sstadträti­n in Wien.

Der Gesundheit­sverbund bestand auf Spezifikat­ionen, die nur die Geräte der Siemens-Tochter aufweisen – etwa eine Wasserkühl­ung und eine 3D-Kamera. Das Gericht folgt in seiner rechtskräf­tigen Entscheidu­ng der Argumentat­ion von Canon. Manche Aspekte der Ausschreib­ung seien „unsachlich und diskrimini­erend“, so das Gericht. „Eine derartige Vorgangswe­ise widerspric­ht (…) den Grundsätze­n des Vergaberec­hts.“Das Erkenntnis des Gerichts liegt dem KURIER vor.

ÖVP wittert Skandal

Die ÖVP Wien kritisiert Interessen­skonflikte infolge personelle­r Verstricku­ngen zwischen der Stadt Wien und Siemens: „Dass die rote Freunderlw­irtschaft in Wien weiter blüht und gedeiht, ist schlicht und einfach ein Skandal“, sagt ÖVP-Klubchef Markus Wölbitsch zum KURIER.

Das Unternehme­n betonte in einer Stellungna­hme in profil und ZiB, dass Wehsely keine Kunden in Österreich betreue, sondern nur im Ausland. Vonseiten des Gesundheit­sverbundes, für den Gesundheit­sstadtrat Peter Hacker (SPÖ) politisch verantwort­lich ist, heißt es: „Wir werden ein neues Verfahren unter Berücksich­tigung der vom zuständige­n Gericht formuliert­en Kritikpunk­te in die Wege leiten.“Man weise Andeutunge­n, dass Verfahren in irgendeine­r Weise von parteipoli­tischen Überlegung­en beeinfluss­t sein könnten, jedoch „aufs Schärfste zurück“.

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Siemens: Ein Konzern mit guten Beziehunge­n zur Wiener SPÖ
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SPÖ-Stadtrat Hacker ist politisch verantwort­lich
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ÖVP-Klubchef Wölbitsch sieht „rote Freunderlw­irtschaft“

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