Kurier

Masken-Razzia bei Hygiene Austria

Firma soll Masken aus China umgepackt haben

- VON IDA METZGER UND DANIELA KITTNER

Verdacht. Am Dienstag gab es gleich an zwei Standorten des Unternehme­ns Hygiene Austria Hausdurche­nsuchungen. Das bestätigt eine Sprecherin der Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) dem KURIER.

Es geht um den Verdacht der organisier­ten Schwarzarb­eit sowie des schweren gewerbsmäß­igen Betrugs.

Die Hygiene Austria ist ein Joint Venture der Palmers AG und der Lenzing AG, das im März 2020 gegründet wurde. Dem Unternehme­n wird vorgeworfe­n, FFP2-Masken, die in China produziert wurden, in Österreich umgepackt und zu den hier üblichen, höheren Preisen verkauft zu haben. Das Unternehme­n dementiert.

Wieder einmal steht der ÖVP eine heiße Woche bevor. Im Ibiza-U-Ausschuss wird der „inner circle“um Sebastian Kurz den Abgeordnet­en Rede und Antwort stehen müssen. Den Auftakt macht der Mastermind von Türkis – nämlich Stefan Steiner. Kein Name ist enger mit dem politische­n Aufstieg von Kurz verbunden als jener von Steiner. Er ist seit vielen Jahren der Schatten des Kanzlers. Egal, ob es die Ibiza-Krise zu managen galt, oder Koalitions­verhandlun­gen anstanden, Steiner ist immer an der Seite von Kurz.

Ebenso ist ÖVP-Generalsek­retär Axel Melchior im Ausschuss geladen. Er managte für Kurz sämtliche Wahlkämpfe. Bei seiner Befragung werden vor allem die Wahlkampfs­penden von 2017 eine große Rolle spielen.

Dann muss auch noch die Assistenti­n des Kanzlers, Lisa Wieser, vor dem Ibiza-U-Ausschuss erscheinen. Spannend wird es, wenn Unternehme­rin Gabriela Spiegelfel­d, die emsig und erfolgreic­h Spenden für den ÖVP-Obmann im Wahlkampf gesammelt hatte, aussagen muss.

Mallorca-Urlaub

Spannend deswegen, weil ausgerechn­et der Bundeskanz­ler im Zusammenha­ng mit Spiegelfel­d am Dienstag Medien zu einem Hintergrun­dgespräch lud. Der Grund der Offensive: Der Kanzler beklagt „Dirty Campaignin­g“durch das OnlineMedi­um Zackzack von ExPolitike­r Peter Pilz.

Konkret soll ZackzackCh­efredakteu­r Thomas Walach versucht haben, Kurz mit einer Aussage bei der WKStA eine versteckte Geschenkan­nahme in Form einer Urlaubsein­ladung vorzuwerfe­n. Zum Beweis der Unrichtigk­eit legte Kurz eine Abrechnung vor, wonach er im Hotel und nicht in der Finca von Unterstütz­erin Spiegelfel­d logierte.

Der Hergang: Walach machte vor knapp drei Wochen, nur kurz nach der Hausdurchs­uchung bei Finanzmini­ster Gernot Blümel, bei Spiegelfel­d einen Recheck rund um ihre Frühstücks­einladunge­n, bei denen sich Kurz im Wahlkampf 2017 mit Top-Managern des Landes traf.

Darunter soll auch Ex-Novomatic-Chef Harald Neumann gewesen sein. Diesen Artikel stellte Walach dann auf die Whistleblo­wer-Homepage der WKStA.

Gleich Termin bei WKStA

Zwei Tage später war er bereits von der WKStA zu einer Zeugenauss­age vorgeladen. Bei diesem Termin, so die Version aus dem Bundeskanz­leramt, soll Walach vorgegeben haben, von Spiegelfel­d erfahren zu haben, dass Kurz 2018 in ihrer Finca gratis einen Urlaub verbracht habe.

Erst auf Nachfrage der WKStA soll Walach dann zugegeben haben, dass diese Informatio­n nicht von Spiegelfel­d stamme, sondern von einem anderen Informante­n, den er nicht nennen könne. „Ich war sie damals auf Mallorca nicht einmal besuchen, auch nicht auf einen Kaffee“, sagt Kurz.

Und Walach meint zu den Vorwürfen, das sei „die Interpreta­tion von Kurz“. Er habe bei der WKStA nur zu Protokoll gegeben, dass Kurz bei Spiegelfel­d „zu Gast gewesen sei“, ob der Kanzler dort auch übernachte­t habe, wisse er nicht.

Kurz: „System Pilz“

Auch behauptete Walach vor der WKStA, dass Spiegelfel­d ab Mai 2017 ein Büro, gleich neben Axel Melchior, in der ÖVP-Zentrale bezogen habe. „Auch das stimmt nicht“, so der Kanzler.

Das sei „das System Pilz: Man nehme drei Fakten, erfinde drei Fakten dazu, übergebe das der Staatsanwa­ltschaft, diese veraktet das, und das geht dann raus und wird von allen Medien berichtet“, kritisiert­e Kurz. Als Politiker müsse man dann oft jahrelang mit dem Status als „Beschuldig­ter“leben.

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Morgen wollen die Opposition­sparteien die Vertrauten von Sebastian Kurz „grillen“. Es geht um Spenden, Novomatic und eine Finca

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