Nova-Rock-Festival: „Regierung fehlt Mut zur Absage“
Veranstalter Ewald Tatar erklärt, was ihn an der Ankündigung der Öffnungsschritte stört
Gespräch. Natürlich, sagt Österreichs größter Konzertveranstalter Ewald Tatar, habe er nicht damit gerechnet, dass er bei der Regierungserklärung zu weiteren Öffnungsschritten für die Kultur hören wird, dass er ab April wieder normal arbeiten kann. Dass aber wieder keine Entscheidung darüber gefallen ist, ob im Juni Veranstaltungen mit über 10.000 Besuchern stattfinden dürfen, ärgert ihn.
„Wenn wir ehrlich sind, weiß doch eh schon jetzt jeder, dass das nicht möglich sein wird“, sagt er im Interview mit dem KURIER. „Gestern haben sie gesagt, dass es möglicherweise im April langsam mit Kulturveranstaltungen losgehen kann:
Dann werden – sagen wir ab Mitte April – bestuhlte Konzerte mit geringen Besucherzahlen erlaubt sein. Wenn ich sie fragen würde, könnt ihr euch dann sechs Wochen später ein Nova Rock auf den Pannonia Fields vorstellen, wird die Antwort höchstwahrscheinlich ‚Nein‘ sein. Es ist also keine schwere Entscheidung. Aber es sollte endlich jemand in der Regierung den Mut haben, sie zu treffen und sie kundzutun. Ich werde ihnen das sicher nicht abnehmen.“
Klare Tendenz
England hat bereits das Glastonbury-Festival auf 2022 verschoben. Gerade wurde das Primavera Sound in Barcelona für heuer abgesagt und auch Frankreich und Belgien haben ihre großen Juni-Open-Airs für 2021 gestrichen. Dass sich die österreichische Regierung dabei nicht festlegen will, liegt nach Tatars Auffassung daran, dass eine Absage ein schlechtes Zeichen für die Stimmung im Land ist.
Verschiebungen von Tourneen auf 2022 vonseiten der Künstler, sagt Tatar, habe er noch nicht bekommen. „Die können aber noch kommen. Es gibt ein Tendenz in Europa, im Juni keine großen Konzerte zu spielen.“
Tatar kritisiert auch die schleppende Beschaffung von Impfstoff. „Dass das Gesundheitsministerium und die EU dabei so katastrophal versagt haben, wirft uns um vier bis fünf Monate zurück. Israel hat gezeigt, wie es gehen könnte. Auch bei uns könnten mittlerweile alle, die älter als 70 sind, geimpft sein, was das Gesundheitssystem entlasten und früher mehr möglich machen würde. Aber das ist nicht passiert, weil das Gesundheitsministerium seinen Job nicht gemacht hat. Und wir müssen das ausbaden.“