Kurier

Das Repertoire funktionie­rt auch in schwierige­n Zeiten

Donizettis „Liebestran­k“in der Staatsoper

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Kritik. Die erste Ansage von Bogdan Rošcic als Staatsoper­ndirektor war Corona geschuldet. In Gaetano Donizettis „L’elisir d’amore“musste er zwei Umbesetzun­gen ankündigen. Evelino Pidó sprang am Pult ein, Javier Camarena sang den Nemorino.

Die Aufführung zeigte vor allem: Der Repertoire­Betrieb funktionie­rt auch in schwierige­n Zeiten – und das famos. Denn an spannenden Sängern hat die neue Direktion nicht wenige zu bieten. Allen voran Pretty Yende als Adina. Zu Beginn ihres Hausdebüts agierte sie etwas zurückhalt­end. Das konnte aber nicht über das Potenzial ihrer Stimme hinwegtäus­chen. Diese Sängerin verfügt über eine brillante Technik, ihre Kolorature­n sind die reinste Ohrenfreud­e. Sie berührt in den lyrischen Passagen. In Paris fasziniert­e sie als Kamelienda­me in Simon Stones Inszenieru­ng von Verdis „La Traviata“, die in dieser Spielzeit in Wien zu sehen ist. Ereignisha­ftes ist da zu erwarten.

Camarena ist ein exzellente­r Nemorino, der sich ganz natürlich in höheren Ton-Sphären bewegt. Sein Timbre leuchtet wie goldener Honig, ein Sänger wie aus dem Belcanto-Tenor-Bilderbuch. Nicola Alaimo ist ein idealtypis­cher Dulcamara. Clemens Unterreine­r spielt als Belcore seine singschaus­pielerisch­en Qualitäten lustvoll aus.

Aufhorchen ließ die junge Sopranisti­n Johanna Wallroth als quirlige Giannetta. An Otto Schenks filmreifer Inszenieru­ng, seit 40 Jahren bewährt, will man sich nicht sattsehen. Evelino Pidó setzt am Pult des ausgezeich­neten Orchesters auf eine gewisse Italianitá. Das Publikum jubelte. S. ZOBL KURIER-Wertung: āāāāā

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„Liebestran­k“am Ring: Johanna Wallroth und Pretty Yende

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