„Bis Neues probiert wird, dauert es“
Hohe Anforderungen in Autoindustrie
Innovation. Die Elektrifizierung biete der Automobilindustrie viele Vorteile, sagt Annette Mütze, Professorin am Institut für Elektrische Antriebstechnik und Maschinen an der Technischen Universität Graz. Viele Teile seien im Prinzip verschleißfrei und wartungsarm. „Ein Elektromotor ist sehr robust.“Auch bei elektrischen Bremsen würden viele Probleme entfallen – etwa Komplikationen mit Schläuchen oder Bremsflüssigkeiten. Fragen würden sich aber im Zusammenhang mit den Kosten und der Ausfallsicherheit stellen. „Was ist, wenn die Elektrik plötzlich ausfällt?“
Innovationen hätten es in der Automobilindustrie aber generell nicht leicht, meint die Expertin. Die Hersteller würden sich zwar gerne als hochmodern verkaufen, intern seien die Abläufe aber hochkompliziert. Weshalb lange an bewährten Lösungen festgehalten werde: „Bis etwas Neues ausprobiert wird, dauert es“, sagt Mütze.
Großer Kostendruck
Das habe damit zu tun, dass der Kostendruck und die Anforderungen an die Sicherheit der Fahrzeuge enorm seien. Dazu komme, dass in Autos kleinste Details aufeinander abgestimmt seien. „Wo welche Komponente platziert ist, beeinflusst das Gesamtsystem, wie z. B. die Fahrdynamik.“
Bewähren könnten sich neue Lösungen vor allem über Nischenmärkte, meint die Professorin. „Sie sind ein Experimentierfeld.“Über Kleinserien könne leichter Neues ausprobiert werden. Falls es nicht klappe, sei der Schaden auch nicht so groß. Gesamtgesellschaftlich sieht Mütze aber sehr wohl einen Trend zu mehr Offenheit für neue Lösungen. Der wirke sich auch auf die Automobilindustrie aus. Vor 20 Jahren sei es der Traum von 18-Jährigen gewesen ein eigenes Auto zu besitzen, sagt Mütze: „Das interessiert heute wenige, dafür hat aber die Akzeptanz für Carsharing zugenommen.“