„Ich will mit Kompetenz überzeugen“
Ingrid Jacquemod. Die einfache Weltcupsiegerin ist nun OK-Chefin
Da konnten sich die Damen des Österreichischen Ski-Verbandes noch so sehr anstrengen, die unheimliche Serie bleibt vorerst bestehen: Der letzte Abfahrtssieg einer Österreicherin in Val d’Isère bleibt jener von Annemarie Moser-Pröll – am 17. Dezember 1978. Zumindest vorerst, denn die für Samstag geplante Abfahrt fiel hohen Temperaturen und mehr Neuschnee als erwartet zum Opfer.
„Die Armen, die haben ja schon in den letzten Jahren so viel Pech mit dem Wetter gehabt“, sagte FIS-Renndirektor Peter Gerdol mit Blick auf die leidgeprüften Organisatoren der Traditionsrennen in den französischen Alpen. Der Italiener ist seit Sommer Nachfolger des Norwegers Atle Skårdal und hatte nun seine erste Absage zu verkünden.
Die Erste ihrer Art
Für Ingrid Jacquemod hingegen war es bereits die zweite – und das binnen einer Woche, nachdem ja zuletzt schon der Herren-Riesenslalom in Val d’Isère in den Schnee gefallen ist. Die 41jährige Direktorin des örtlichen Club des Sports hat im März auch die Funktion als Chefin des Organisationskomitees übernommen, die einfache Weltcupsiegerin (Abfahrt Santa Caterina 2005) ist die einzige Frau auf diesem Posten im Weltcup. „Aber ich will nicht dadurch wahrgenommen werden, sondern mit Kompetenz überzeugen.“
Neben Großveranstaltungen und Breitensport (Rugby, Fußball, Turnen) treibt die Mutter des bald zweijährigen Angus vor allem die Frage um, wie in Frankreich das Interesse am Skisport gesteigert werden kann. „Da ist noch einiges zu tun“, oft sind die Rennen nur auf Eurosport zu sehen, die großen nationalen Sender fahren einen Carvingschwung um die Skirennen. „Das Problem ist, dass sich vor allem die Leute in den Alpen und in den Pyrenäen dafür interessieren, und das ist ja nur ein Bruchteil der 67 Millionen Franzosen.“
Mehr Schnee als befürchtet und vor allem höhere Temperaturen als vorhergesagt („Ich wüsste nicht, wann es bei uns so knapp vor Weihnachten je so warm war“) sorgten dafür, dass die Piste in drei Abschnitten viel zu weich war. „Ein faires, sicheres und gutes Rennen war so nicht möglich“, betont die frühere Speedspezialistin.
Am Sonntag soll ein neuerlicher Abfahrts-Anlauf folgen (11 Uhr), jedoch ist noch mehr Schnee und auch Wind als am Samstag vorhergesagt.
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