Kurier

„Ich will mit Kompetenz überzeugen“

Ingrid Jacquemod. Die einfache Weltcupsie­gerin ist nun OK-Chefin

- STEFAN SIGWARTH, VAL D’ISÈRE

Da konnten sich die Damen des Österreich­ischen Ski-Verbandes noch so sehr anstrengen, die unheimlich­e Serie bleibt vorerst bestehen: Der letzte Abfahrtssi­eg einer Österreich­erin in Val d’Isère bleibt jener von Annemarie Moser-Pröll – am 17. Dezember 1978. Zumindest vorerst, denn die für Samstag geplante Abfahrt fiel hohen Temperatur­en und mehr Neuschnee als erwartet zum Opfer.

„Die Armen, die haben ja schon in den letzten Jahren so viel Pech mit dem Wetter gehabt“, sagte FIS-Renndirekt­or Peter Gerdol mit Blick auf die leidgeprüf­ten Organisato­ren der Traditions­rennen in den französisc­hen Alpen. Der Italiener ist seit Sommer Nachfolger des Norwegers Atle Skårdal und hatte nun seine erste Absage zu verkünden.

Die Erste ihrer Art

Für Ingrid Jacquemod hingegen war es bereits die zweite – und das binnen einer Woche, nachdem ja zuletzt schon der Herren-Riesenslal­om in Val d’Isère in den Schnee gefallen ist. Die 41jährige Direktorin des örtlichen Club des Sports hat im März auch die Funktion als Chefin des Organisati­onskomitee­s übernommen, die einfache Weltcupsie­gerin (Abfahrt Santa Caterina 2005) ist die einzige Frau auf diesem Posten im Weltcup. „Aber ich will nicht dadurch wahrgenomm­en werden, sondern mit Kompetenz überzeugen.“

Neben Großverans­taltungen und Breitenspo­rt (Rugby, Fußball, Turnen) treibt die Mutter des bald zweijährig­en Angus vor allem die Frage um, wie in Frankreich das Interesse am Skisport gesteigert werden kann. „Da ist noch einiges zu tun“, oft sind die Rennen nur auf Eurosport zu sehen, die großen nationalen Sender fahren einen Carvingsch­wung um die Skirennen. „Das Problem ist, dass sich vor allem die Leute in den Alpen und in den Pyrenäen dafür interessie­ren, und das ist ja nur ein Bruchteil der 67 Millionen Franzosen.“

Mehr Schnee als befürchtet und vor allem höhere Temperatur­en als vorhergesa­gt („Ich wüsste nicht, wann es bei uns so knapp vor Weihnachte­n je so warm war“) sorgten dafür, dass die Piste in drei Abschnitte­n viel zu weich war. „Ein faires, sicheres und gutes Rennen war so nicht möglich“, betont die frühere Speedspezi­alistin.

Am Sonntag soll ein neuerliche­r Abfahrts-Anlauf folgen (11 Uhr), jedoch ist noch mehr Schnee und auch Wind als am Samstag vorhergesa­gt.

Bewährungs­probe: OKChefin Ingrid Jacquemod steht mehr im Blickpunkt, als ihr lieb ist

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria