Kurier

Licht gegen die Depression

Die Zahl der Erkrankung­en steigt tatsächlic­h im Herbst und Winter. Sonnen- oder auch künstliche­s Licht und viel Bewegung in der Natur wirken vorbeugend

- VON CLAUDIA STELZEL-PRÖLL

„Nicht jede Verstimmun­g ist eine Depression“. Das stellt Margot Peters, Psychiater­in und ärztliche Leiterin des Reha-Zentrums Sonnenpark in Bad Hall, gleich zu Beginn fest. „Aber wenn es sich tatsächlic­h um eine sogenannte saisonale Depression handelt, ist damit nicht zu spaßen.“Im KURIER-Gespräch erklärt die Expertin, ab wann man sich Sorgen machen muss, wo es Unterstütz­ung gibt und was vorbeugend helfen kann.

KURIER: Es gibt also tatsächlic­h eine Herbst-/Winterdepr­ession?

Dr. Margot Peters: Ja, die gibt es wirklich. Das zeigen etliche Studien. Vermehrt gibt es sie natürlich in den nordischen Ländern, wo es noch dunkler ist als bei uns. Aber auch hier wird sie immer wieder diagnostiz­iert. Die Herbst-/Winterdepr­ession ist eine Krankheit, die ernste Ausmaße bis hin zum Suizid annehmen kann. Damit ist also nicht jener Winterblue­s gemeint, der im Frühjahr wieder von alleine verschwind­et.

Warum genau jetzt, also in dieser Jahreszeit?

Das hat alles mit dem mangelnden Licht zu tun. Das Licht wird ja über die Pupille aufgenomme­n, dringt dann in die Strukturen des Gehirns und wirkt dort unter anderem aktivieren­d auf den Tag-NachtRhyth­mus. Jeder von uns kennt das: Im Dunkeln aufstehen ist, gelinde gesagt, grausam.

Wie macht sich diese Krankheit bemerkbar?

Jeder hat mal einen schlechten Tag. Wer aber über mehrere Wochen eine starke Antriebslo­sigkeit verspürt, in der Früh müde aufwacht, nicht mehr gerne unter Menschen ist und sich denkt: „Mich geht das alles so an, ich will nicht mehr!“, der sollte sich unbedingt Hilfe holen. Es gibt zum Beispiel die pro mente-Beratungss­tellen (siehe Artikel S. 21), die Abklärung anbieten: Da wird geschaut, ob nicht vielleicht etwas anderes hinter dieser Antriebslo­sigkeit steckt, etwa eine Fehlfunkti­on der Schilddrüs­e. Auch der Hausarzt kann eine erste Anlaufstel­le sein. Wichtig ist einfach Unterstütz­ung. Der Winter dauert lange und niemand kriegt einen

Orden dafür, dass er sich quält.

Gibt es hilfreiche, vorbeugend­e Maßnahmen?

Auf jeden Fall! Setzen Sie sich so viel Licht aus, wie Sie kriegen können! Erhellte Räume sind wichtig und für alle, die zu Depression­en neigen, sind Lichtdusch­en oder spezielle Lampen eine Möglichkei­t. Niemand muss hineinstar­ren, man kann diese Lichtquell­en in den Alltag einbinden, etwa wenn man beim Frühstück sitzt. Ist die Krankheit schon ausgebroch­en und hilft die Lichtthera­pie nicht mehr, muss medikament­ös behandelt werden. Vorbeugend ist besonders wichtig, sich selbst zu verwöhnen und sich Gutes zu tun. Einfach jene Dinge machen, die einem persönlich Freude machen. Das ist für jeden etwas anderes. Nach Motto: Ich ziehe mich selber aus dem Sumpf!

Wie beugen Sie persönlich einer Depression vor?

Ganz prinzipiel­l bin ich von meinem Naturell her eine echte Frohnatur. Aber ich habe ein kleines Hilfsmitte­l entdeckt, dass mir das grausame Aufstehen im Dunkeln jetzt im Herbst leichter macht. Ich benutze einen Lichtwecke­r, der sich langsam hochdimmt. Ich werde also nicht von einem lauten Geräusch geweckt, sondern von sanftem, hellem Licht. Das ist wesentlich angenehmer und erleichter­t mir persönlich den Einstieg in den Tag.

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 ??  ?? Körper und Seele auslüften: Raus in die Natur, in die Herbstsonn­e, in die frische Luft
Körper und Seele auslüften: Raus in die Natur, in die Herbstsonn­e, in die frische Luft
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Margot Peters ist Psychiater­in und ärztliche Leiterin des RehaZentru­ms Sonnenpark
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