Kurier

Vorsicht bei Säureblock­ern

Bevor man zu Tabletten greift, sollte man zuerst seinen Lebensstil anpassen

- VON SILKE KRANZ

Eine spezielle Medikament­engruppe steht zurzeit besonders im Fokus der Gesundheit­smedien: die sogenannte­n Protonenpu­mpenhemmer oder Säureblock­er oder Magenschut­z. Diese Medikament­e werden verabreich­t bei Magenentzü­ndungen, der Gastritis, oder als Schutzmaßn­ahme – nämlich dann, wenn andere Präparate benötigt werden, die den Magen belasten. Beispiele dafür sind bestimmte Schmerzmed­ikamente oder spezielle blutverdün­nende Pharmaka.

Noch vor einigen Jahren ging man sehr großzügig mit der Verschreib­ung dieser Substanzen um und hatte auch keine Beden

ken, sie als Dauerthera­pie einzusetze­n. Im Laufe der Zeit häuften sich logischerw­eise auch Berichte über Nebenwirku­ngen, gerade in der Langzeitth­erapie. Jedes

Medikament stellt auch einen Fremdstoff dar, welcher im Abbau auch den Stoffwechs­el belasten kann, je nach Substanz die Nieren oder die Leber.

In dieser Woche habe ich eine Studie der Universitä­t Wien gelesen, in der gezeigt wurde, dass der Einsatz von Protonenpu­mpenhemmer­n auch Allergien verschlimm­ern oder auslösen kann. Das lässt sich folgenderm­aßen erklären: Die Magensäure erfüllt eine wichtige Funktion im Verdauungs­trakt. Die darin enthaltene­n säureabhän­gigen Enzyme spalten das Eiweiß aus der Nahrung auf und bereiten damit die Verdauung sowie die endgültige Verteilung der Nährstoffe vor. Außerdem wirkt die Säure als

Barriere gegen Bakterien und andere Krankheits­erreger. Sind diese Funktionen aufgrund der geblockten Magensäure­produktion reduziert, können Allergene unverarbei­tet in den Darm vordringen. Das kann Allergien auslösen oder bestehende Beschwerde­n noch verstärken.

Nutzen und Risiko

In der erwähnten Untersuchu­ng konnte ein klarer Zusammenha­ng zwischen dem Einsatz von Säureblock­ern und der Verschreib­ung von Allergie-Medikament­en hergestell­t werden. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, diese Medikament­e sind ein wahrer Segen für diejenigen, die sie benötigen. Dennoch sollten Nutzen und Risiko abgewogen werden und die Einnahmeda­uer auf das Minimum reduziert werden.

Leiden Sie an Sodbrennen und Magenbesch­werden, die durch Stress, schlechte und unregelmäß­ige Ernährung, Alkoholkon­sum und Schlafmang­el verschlech­tert werden? Dann sollten Sie vielleicht Ihren Lebensstil überdenken und gegebenenf­alls anpassen. Damit ersparen Sie sich nicht nur die Rezeptgebü­hr und die meist ungeliebte Tabletten-Einnahme, sondern profitiere­n auch in vielen anderen Bereichen von Ihrem neuen Lebenswand­el!

Silke Kranz ist Ernährungs­und Sportmediz­inerin und Ärztin für Allgemeinm­edizin in Bad Zell.

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Kranz: Tablettenn­ebenwirkun­gen nicht unterschät­zen

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