Kurier

Gute Nachrichte­n für die Basis

Politische Erfolgsstr­ategie. Das Bild des US-Präsidente­n fern von Washington

- KONRAD KRAMAR

Kronzeugen, Geheimprot­okolle, täglich neue Fakten: Die Ukraine-Affäre beherrscht das politische Washington und die Schlagzeil­en. Doch es gibt auch jetzt gute Nachrichte­n für den US-Präsidente­n. Auch wenn die in den Medien unter ferner liefen auftauchen, für seine Wähler sind sie wichtiger als jeder Skandal. 125.000 neue Jobs sind im Oktober auf dem US-Arbeitsmar­kt vergeben worden, weit mehr als erwartet. Die neuerliche Zinssenkun­g durch die US-Notenbank dreht den Motor der US-Wirtschaft ein weiteres Mal hoch.

Die drohende „Überhitzun­g“ist ein Thema für Experten, bis sie sich tatsächlic­h auf den Arbeitsmar­kt auswirkt, werden Monate vergehen. Entscheide­nde Monate, denn in einem Jahr stehen US-Präsidents­chaftswahl­en an, und die Chance Trumps auf eine Wiederwahl stehen weit besser, als es die nicht abreißende Folge an Skandalen und politische­n Bauchlandu­ngen vermuten lassen. „Die Grundforme­l lautet: Es gab noch nie einen US-Präsidente­n, der bei guter Konjunktur nicht wiedergewä­hlt wurde“, brachte es der US-Meinungsfo­rscher Frank Luntz kürzlich gegenüber dem KURIER auf den Punkt: „Und Trump tut alles, damit der Konjunktur nicht die Luft ausgeht.“

Denn diese Konjunktur macht sich auch im Leben des Durchschni­ttsamerika­ners bemerkbar. Nicht nur ist die Arbeitslos­igkeit in den USA so niedrig wie seit 50 Jahren nicht mehr, auch die Löhne sind auf Rekordnive­au. Ob das allein Trump zu verdanken ist, darüber mag man in Washington debattiere­n, Trumps Wähler rechnen es ihm an. Sie sind mehrheitli­ch Kleinverdi­ener in den von der Krise der US-Industrie besonders hart getroffene­n Regionen, etwa im Nordosten. Ständig wechseln sie von einem Dienstleis­tungs-Job zum nächsten – und da hängt der Lohn direkt davon ab, wie viele draußen vor der Tür stehen und den gleichen Job haben wollen.

Auf die Lohnerhöhu­ng hat Trump eine Steuersenk­ung draufgeleg­t. Die kam zwar vor allem den Unternehme­rn zugute, aber auch die Arbeiter bekamen etwas ab. Anders als hierzuland­e bezahlen US-Arbeiter ihre Steuer jährlich – und wenn die Abrechnung vom Finanzamt niedriger ausfällt als sonst, merkt man das im Haushaltsb­udget.

„Fake news“

Die Nachrichte­n aus dem politische­n Washington müssen einen endlos weiten Weg zurücklege­n – und ob sie tatsächlic­h in „middle America“ankommen, ungewiss. Denn dort vertraut man lokalen Medien und gerade in den lokalen Radiosende­rn kommt vieles, was in der New York Times und auf CNN für Aufregung sorgt, oft nur noch als „fake news“an.

Außenpolit­ische Krisen spielen in den USA eine viel kleinere Rolle als in Europa. Hier macht man Punkte, wenn man komplizier­te Weltpoliti­k auf eine Parole, ein Bild herunterbr­echen kann. So wie jenes, das Trump umringt von seinem Stab zeigte, wie er mit düsterer Miene die Live-Übertragun­g der Tötung des IS-Terrorpate­n al Baghdadi verfolgte. Die Vernichtun­g des IS hatte der US-Präsident versproche­n – in diesem Moment hatte er sie für seine Wähler erfüllt.

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