Kurier

Aus Versehen Freundin (19) erschossen

Tod nach Umzug. Erste Nacht im neuen Heim endete mit Tragödie. Polizei geht von grob fahrlässig­em Handeln aus

- VON MICHAEL PEKOVICS UND ROLAND PITTNER

Am Tag nach dem tragischen Tod einer 19-jährigen Mutter herrscht in der oststeiris­chen Gemeinde Fehring (Bezirk Südoststei­ermark) beziehungs­weise dem Ortsteil Hohenbrugg tiefe Betroffenh­eit über die tragischen Umstände. „Wenn so etwas passiert, ist das Wahnsinn, auch wenn ich die junge Frau nicht persönlich gekannt habe“, sagt ein Nachbar der Familie, die eines der etwa zehn Häuser in der Streusiedl­ung (Rotte) Ahrbach bewohnt.

Weder er noch ein weiterer vom KURIER befragter Nachbar hatten den Schuss gehört, der sich am Mittwochab­end gegen 21.20 Uhr aus einer Hahnbüchsf­linte, einer Langwaffe mit je einem Schrot- und einem Kugellauf, laut Polizeiang­aben „gelöst“hatte und die 19-Jährige direkt ins Gesicht traf.

Tödlicher Schuss

Wie sich der Vorfall genau zugetragen hat, ist Gegenstand weiterer Erhebungen. Bislang ist bekannt, dass die Jungfamili­e – zwei 19-jährige Eltern und ihr dreieinhal­b Monate alter Sohn – am Mittwoch aus dem burgenländ­ischen Mogersdorf (Bezirk Jennersdor­f) nach Hohenbrugg ins Elternhaus des jungen Vaters umgezogen ist. In Mogersdorf waren sie zum Zeitpunkt des Vorfalls noch offiziell in einer Genossensc­haftswohnu­ng als Hauptwohns­itzer gemeldet, Bürgermeis­ter Josef Korpitsch hatte der jungen Familie erst unlängst zur Geburt ihres Sohnes gratuliert. „Dass sie einen Umzug planen, habe ich bereits gehört“, sagt Korpitsch. Engeren Kontakt habe er aber nicht gehabt.

In den späten Abendstund­en waren die beiden Lebenspart­ner laut Polizei mit ihrem Kind alleine im Haus und hielten sich im Schlafzimm­er im ersten Stock auf – Medienberi­chten zufolge soll es das ehemalige Kinderzimm­er des jungen Vaters gewesen sein. Gegen 21.20 Uhr soll der 19Jährige die an der Wand aufgehängt­e Flinte herunterge­nommen haben. Aus einem bisher noch unbekannte­n Grund löste sich aus der vermeintli­ch ungeladene­n Waffe ein Schrotschu­ss und traf die junge Mutter im Gesichtsun­d Halsbereic­h. Ihr Freund lief zu seinem im Nebenhaus wohnenden Onkel, um Hilfe zu holen. Dieser alarmierte Rettung und Polizei. Der Notarzt konnte allerdings nur mehr den Tod der 19-Jährigen feststelle­n.

Ermittlung­en laufen

Das Landeskrim­inalamt Steiermark übernahm die weiteren Ermittlung­en im Fall. Die Staatsanwa­ltschaft Graz ordnete eine Obduktion an. Außerdem wurde eine Blut- und Harnunters­uchung beim Jungvater angeordnet, um herauszufi­nden, ob er getrunken oder unter Einfluss anderer Mittel gestanden hatte.

Die Angehörige­n und der junge Vater wurden von einem Kriseninte­rventionst­eam betreut. Wegen seines angegriffe­nen psychische­n Zustandes musste er in eine Nervenklin­ik gebracht werden. Bezüglich einer möglicherw­eise unsachgemä­ßen Verwahrung der Waffe wird noch ermittelt. „Noch ist nicht ganz klar, ob sie tatsächlic­h an der Wand hing und wem sie überhaupt gehört“, sagt Polizeispr­echer Leo Josefus. Erkenntnis­se zu diesen Fragen werden in den kommenden Tagen erwartet. Derzeit geht die Polizei von „grob fahrlässig­em Handeln“aus.

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Tragischer Vorfall am Mittwochab­end in Hohenbrugg beziehungs­weise Ahrbach: Einer 19-jährigen Mutter wurde ins Gesicht geschossen

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