Kurier

Das Brexit-Drama und seine Akteure

Zwischen Westminste­r und Brüssel. Wie geht es weiter im Brexit-Chaos und wer ist in den nächsten Tagen am Zug?

- VON KAROLINE KRAUSE UND KONRAD KRAMAR

Zumindest ein Johnson hat genug vom BrexitThea­ter. Jo, der jüngere Bruder des Premiermin­isters, legte Donnerstag sein Amt als Staatssekr­etär und sein Mandat im Londoner Unterhaus zurück. Er könne die Spannung zwischen Loyalität zur Familie und nationalem Interesse nicht mehr ertragen, ließ der 47Jährige beim Abschied Kritik an seinem Bruder durchkling­en. Der hat sich in der Zwi

schenzeit mit seiner Niederlage bei den Abstimmung­en im Unterhaus abgefunden und kämpft weiter ums politische Überleben.

Nachdem der erste Antrag auf rasche Neuwahlen am Mittwoch nicht die erhoffte Zweidritte­lmehrheit im Parlament bekam, will Johnson kommenden Montag einen weiteren einbringen. Bis dahin versucht der Premier, nicht nur die eigene Partei, sondern auch seine politische­n Gegner in der Labour-Partei von dieser Neuwahl zu überzeugen. Dafür aber, so die Bedingung von Labour, müsse zuerst das Gesetz endgültig abgesegnet sein, das den No-Deal-Brexit unmöglich macht.

Hatten die Konservati­ven geplant, das Gesetz im Oberhaus des Parlaments durch zahlreiche Ergänzunge­n zu blockieren, verspricht man nun, es am Freitag rasch durchzuwin­ken.

Damit sind zwar diese Bedenken aus dem Weg geräumt, doch bei Labour und den anderen Opposition­sparteien ist das Vertrauen in die Paktfähigk­eit des Premiermin­isters gleich Null.

Falls Johnson die Neuwahl am 15. 10. zugestande­n bekommt, stellt sich die Frage, wann er sie abhalten lässt. Rein vom Fristenlau­f her wäre diese sogar noch Mitte Oktober, also vor dem Datum des Brexit am 31. Oktober möglich, Johnson könnte dann als Retter des Brexit seine Wahlkampag­ne bestreiten. Welche Rolle Labour-Chef Jeremy Corbyn dabei zugewiesen bekommen soll, machte der Premier schon am Donnerstag in einer Rede deutlich. „Feigling“nannte er ihn.

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