Kurier

„Man kann fast alles verkaufen“

Podiumsdis­kussion. Sofern Unternehme­n in Marketing und beim Vertrieb gewisse Spielregel­n einhalten, sollte sich Erfolg einstellen

- – R. KLEEDORFER

„Sell it, Baby!“Unter diesem Slogan stand das jüngste Business Breakfast der Jungen Wirtschaft Wien (JWW) in Zusammenar­beit mit dem KURIER. „Man kann fast alles verkaufen“, waren sich die Podiumstei­lnehmer rasch einig. Mit einer Einschränk­ung: „Aber nur einmalig, wenn man nicht auf gewisse Grundregel­n achtet“, sagt Helmut Kosa, Geschäftsf­ührer der Contro Group sowie von &US. Er ist seit 20 Jahren im Bereich der Markenführ­ung tätig. Zu den Regeln gehörten etwa Qualität und das Erfüllen von Leistungsv­ersprechen. „Für den Vertrieb ist am schwierigs­ten und teuer, neue Kunden zu gewinnen. Daher ist es effiziente­r, diese langfristi­g zu halten.“

Carmen Windhaber, Sales-Expertin und Vertriebss­pezialisti­n (u.a. Head of Sales und Marketing Innovation bei eyepin eMarketing Software), ergänzt: „Es ist besser, ehrlich zu sein und Fehler zuzugeben, weil Social Media und Bewertungs­plattforme­n können einen Shitstorm auslösen.“Freilich, dieser sei auch kein Drama, solange man richtig reagiere. „Man darf Fehler machen, muss aber dazu stehen und aktiv eine gute Lösung anbieten.“

Für Martin Zagler, Geschäftsf­ührer beim Sanierungs­unternehme­n Soluto, ist es ein No-Go, etwas zu verspreche­n, das man nicht einhalten kann. „Wenn etwas nicht funktionie­rt, sind die notwendige­n Konsequenz­en zu ziehen.“Passieren bei Privatkund­en Fehler, sei dies weniger tragisch als im B2BBereich. Hier käme es zu Multiplika­toreffekte­n. Generell sei es wichtig, sich immer selbstkrit­isch die Frage zu stellen, ob das Unternehme­n reif für gewisse Geschäfte ist.

Analog contra Digital

Der technologi­sche Wandel macht naturgemäß auch vor Marketing und Vertrieb keinen Halt. „Der Verkauf hat sich grundlegen­d geändert“, sagt Zagler. „Die großen Konkurrent­en sind Plattforme­n. Die analoge Welt hat aber noch immer ihre Bedeutung.“So mache Soluto gemeinsam mit seinen sechs Franchisep­artnern monatlich 2.400 Kundenbesu­che. „Analog kann man heute viel besser einsetzen als noch vor 10 Jahren.“

Für Windhaber kommt es auf den „richtigen Mix“an. Events etwa könnten zur Kontaktauf­nahme dienen. „Auch Flagship Stores von digitalen Unternehme­n kommen ergänzend. Denn die Menschen sind haptisch und haben die Sinne nicht digitalisi­ert.“

Kosa sieht zwar gewisse Themen digital leichter darstellba­r, zur Unterschei­dung von Mitbewerbe­rn sei die analoge Welt aber wichtig. „Digital sind Unternehme­n leicht kopierbar. Wenn ich aber glaube, den besseren Webshop wie Amazon bauen zu können, werde ich scheitern. Markenposi­tionierung ist im digitalen Umfeld wichtiger als je zuvor. Sonst wird die Marke austauschb­ar.“

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Unter der Leitung von Robert Kleedorfer (KURIER) diskutiert­en Martin Zagler, Carmen Windhaber und Helmut Kosa (von links)

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