Konrad, Alaphilippe und die gute alte Zeit
Tour de France. Der Zwölfte und der Gesamtführende haben eine gemeinsame Geschichte
Es war 2013: Patrick Konrad, 21 Jahre jung, fuhr im Dress des tschechischen Continental-Teams Etixx-iHNed. An seiner Seite ein gewisser Julian Alaphilippe, Sohn eines Orchesterleiters aus der 10.000-Einwohner-Gemeinde St-Amand-Montrond in Zentralfrankreich.
Sechs Jahre später ist Alaphilippe im Gelben Trikot der Tour de France unterwegs, Konrad liegt an zwölfter Stelle. Für beide war das Jahr 2014 ein wichtiges: Der Mödlinger fuhr die ersten sieben Monate für das drittklassige Team Gourmetfein Simplon Wels und durfte sich ab dem 1. August als Stagiaire (eine Art Praktikant) beim deutschen Zweitliga-Rennstall NetApp-Endura versuchen. Mit Erfolg, Konrad blieb, auch, als vor vier Jahren das Aus drohte. Dann kam Küchengeräte-Hersteller Bora, das Team hieß zunächst Bora-Argon 18, stieg 2017 in die höchste Liga auf und wurde zu Bora-hansgrohe.
Der Dritte der heurigen Tour de Suisse profitierte am Montag von Seitenwind und einer Unaufmerksamkeit einiger Teams, diese Kombination spülte ihn in der Gesamtwertung vom 20. auf den 12. Platz nach vorn. Sein deutscher Co-Kapitän Emanuel Buchmann ist gar an der fünften Stelle, 1:01 Minuten vor Konrad und 1:45 hinter Julian Alaphilippe. Dazu ist der slowakische DreifachWeltmeister Peter Sagan im Grünen Trikot des besten Sprinters unterwegs.
Das lange Warten
Auch Julian Alaphilippe nahm einen Umweg: 2013 neigte sich dem Ende entgegen, und niemand wollte dem Franzosen einen Vertrag geben – dann erbarmte sich das Nachwuchsteam von Omega Pharma-Quick-Step. Und für die Belgier fährt er bis heute. 2019 könnte sein Jahr werden: Elf Saisonsiege hat der 27-Jährige bislang eingefahren, darunter Mailand– Sanremo und die Flèche Wallonne, sechs der bisherigen zehn Tage bei der Tour hat er im Gelben Trikot verbracht.
„Ich bin in der Form meines Lebens. Das ist ein Gefühl, als ob etwas Unnormales passiert. Ich will dieses Maillot Jaune so weit tragen, wie es nur geht“, sagt Alaphilippe. Es wäre ja auch an der Zeit: Die Grande Nation wartet seit 34 Jahren auf den nächsten Tour-Sieg nach jenem von Bernard Hinault.
Österreich wartet noch länger – nämlich seit der Gründung der Tour anno 1903. Nur Max Bulla schaffte es ins Gelbe Trikot – einen Tag lang, anno 1931. Drei Etappen gewann der Wiener damals, seit 1993 ist eine Gasse in der Donaustadt nach ihm benannt. Es sollte bis 2005 und Georg Totschnig bis zum nächsten Erfolg dauern, und auch heuer sieht es trotz eines starken Lukas Pöstlberger am vergangenen Sonntag nicht danach aus, als würde es so bald den nächsten geben. Doch die großen Prüfungen kommen erst noch: in den Pyrenäen – und vor allem auch in den Alpen. Immerhin, am Mittwoch ist noch eine Flachetappe angesagt, ehe es ab Donnerstag stressig wird.