Wahlkampfschlager Tierschutz
Werbetour mit Vierbeinern. Grün, Pilz und die FPÖ setzen auf ein erprobtes Thema – mit neuen Gesichtern
Noch bevor der Wahlkampftrubel so richtig losgeht, wird das Wahlvolk jetzt mit Dackelblick und Katzenschnurren eingefangen: Die Kleinparteien setzen auf das Thema Tierschutz – und das aus gutem Grund, sagen die Meinungsforscher.
Österreich ist im EU-Vergleich ein Haustierparadies: Rund 700.000 Hunde leben derzeit in österreichischen Haushalten, und mehr als doppelt so viele Katzen. Allein in Wien leben mehr als 55.000 Hunde, vor allem in den Flächenbezirken. Und der Österreicher ist spendabel, zeigen Daten der Statistik Austria. Mehr als 60 Euro geben Tierbesitzer pro Monat für Schnurli und Bauxi aus, für Leckerlis oder den Hundefriseur.
Drei Tierliebhaber
Die drei Politiker, die in den vergangenen Tagen begonnen haben, das Thema wieder groß zu machen, könnten unterschiedlicher nicht sein: Sebastian Bohrn Mena, der einst bei den Wiener Sozialdemokraten und dann bei Peter Pilz’ Liste versucht hat, anzudocken, hat das Tierschutzvolksbegehren gestartet. Er erhält tatkräftige Unterstützung der Grünen, beginnend mit Oberösterreichs Rudi Anschober, der selbst ein Bienen- und Klimavolksbegehren gestartet hat. Parteichef Werner Kogler und EU-Mandatarin Sarah Wiener haben das Tierschutz-Begehren natürlich längst unterschrieben.
Bekannter (als Bohrn Mena) ist der Fang auf Peter Pilz’ neuer Wahlliste: Mit Martin Balluch hat sich Pilz einen der umstrittensten und radikalsten Tierschützer Österreichs geholt. Balluch und sein „Verein gegen Tierfabriken“lösten einen enormen medialen Wirbel aus, als er und seine Mitstreiter 2008 einem Großen Lauschangriff samt Razzia im Morgengrauen ausgesetzt waren. In einem mühsamen, kostspieligen Prozess wurden die Tierschützer wegen des Vorwurfs der Bildung einer kriminellen Organisation angeklagt, aber letztlich alle freigesprochen.
Balluch kandidierte im Jahr 2008 schon einmal – für die Grünen. Der deklarierte Veganer setzt sich gegen die industrielle Tierproduktion ein sowie gegen Praktiken wie die Gatterjagd.
Und zuletzt noch Philippa Strache, Ehefrau des kürzlich zurückgetretenen FPÖ-Obmanns: Sie ist schon längere Zeit Tierschutzbeauftragte der FPÖ und will dem Tierschutz nun auch im Nationalrat eine Stimme verleihen. Mit ihrem 3. Listenplatz auf der Wiener FPÖ-Landesliste hat sie ein sicheres Mandat im neuen Nationalrat.
Aber bringt dieses Engagement tatsächlich etwas?
OGM-Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer nickt heftig bei dieser Frage: „Es mag sein, dass dieses Thema auf den ersten Blick von geringer Bedeutung ist, aber es hat eine starke Stimmungswirkung, die man nicht unterschätzen darf. Bei den Freiheitlichen geht es außerdem auch um eine konkrete Wertehaltung, etwa wenn man sich wie Landesrat Waldhäusl gegen das religiöse Schächten von Tieren stellt.“Für Frau Strache sei es zudem ein „Brückenthema“zum Umwelt- und Klimaschutz.
Werbewirksame Sujets
Klar sei für alle Parteien, dass die Österreicher ein Herz für Tiere haben, weshalb es auch nicht überraschend sei, dass sich noch jeder Kandidat bis hin zu Bundespräsident Alexander Van der Bellen gerne mit Hunden und Katzen ablichten lässt.