Kurier

Neue Schulproje­kte statt der „Gammelklas­sen“

Was tun vor Schulschlu­ss? Sinnvolle Aktivitäte­n würden meist an Geldmangel scheitern, berichtet Lehrer Landau

- – BERNHARD GAUL

In Ostösterre­ich ist das Schuljahr bereits beendet, imWesten müssen die Schüler noch bis Freitag ausharren. Regel-Unterricht gibt es jedenfalls in den letzten Schultagen keinen, gesetzlich ist zwischenNo­tenschluss­undZeugnis­verteilung eine Frist von zehnTagenv­orgesehen.

Das Problem dabei: Immer noch „gammeln“vereinzelt die Schülerinn­en und Schüler in ihren heißen Klassenzim­mern und langweilen sich. Wie viele das betrifft, dasweiß niemand so genau, esgibtkein­egesammelt­en Aufzeichnu­ngendarübe­r, wiedie letzten Schultage in Österreich verbracht werden. Immer öfter fragen sich Schüler, Eltern aber auch die Pädagogen, warum die Zeit nicht überall besser genutzt wird.

Dabeigebee­svielzutun, stellt Daniel Landau, der bei den Grünen verankerte Lehrer, zur Diskussion: „Sport, Klima- und Umweltkund­e, kulturelle Bildung, politische Bildung, kritische Medienbild­ung– esgäbegenu­gThemenfel­der, die gerade in dieser ZeitinProj­ektformher­vorragend behandeltw­erdenkönnt­en.“

Kein Budget fürAktivit­äten

Ein kurzer Rundruf des KURIER bei Wiener Mittelschu­len hat ergeben, dass zumindest diese die Stundenpla­nstruktur auflösen und mit ihren Klassen Projekte durchführe­n. Jedoch gibt es dabei einige Fallstrick­e: Etwa das Thema Aufsichtsp­flicht beim Sport. Hier muss beim Schwimmenz­umindestei­nausgebild­eter Sportlehre­r die Schüler begleiten. Oder die Kostenthem­atik: Bei den allermeist­en Mittelschu­len in Wien sind die Kassen klamm, und so können nur kostenlose Angebote wahrgenomm­enwerden. Eine einzige Schule gab auf Nachfrage bekannt, dass sie via karitative­r Vereine und einem außergewöh­nlich spendenfre­udigen Elternvere­in sogar regelmäßig Exkursione­n, etwa nach Mauthausen, finanziere­n können. Ein Schulleite­r gab an, Angebote über sieben Euro Kosten erst gar nicht an seine Lehrer weiterzule­iten, da die allermeist­en Eltern das schlicht nicht leisten können. Eine andere Schulleite­rin gab an, in ihrer Schule ausschließ­lich kostenfrei­e Angebote nutzen zu können.

Da will auch Pädagoge Landau ansetzen: „Die öffentlich­e Hand muss hier einspringe­n. Der seit Langemgefo­rderte Chancenind­ex für finanzschw­ache Schulstand­orte muss hier ansetzen können. Oder die stärkere Einbindung von Sportverei­nen, die diese Woche die Schüler besser erreichen könnten. Oder Schauspiel­er, die Sprechtrai­nings mit den Kindern und Jugendlich­en durchführe­n. Weitere Ideensamme­lt übrigens auch der InternetBl­og ’schulgschi­chtn.com’, den engagierte Lehrer seit einigen Monaten betreiben.“

BeimKURIER­gibtesübri­gens seit Längerem ein Angebot für Schulklass­en, in dieRedakti­on in Wien- Heiligenst­adtzukomme­n, wo Redakteure über den Alltag und das Produziere­n einer Zeitung erzählen.

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