Neue Schulprojekte statt der „Gammelklassen“
Was tun vor Schulschluss? Sinnvolle Aktivitäten würden meist an Geldmangel scheitern, berichtet Lehrer Landau
In Ostösterreich ist das Schuljahr bereits beendet, imWesten müssen die Schüler noch bis Freitag ausharren. Regel-Unterricht gibt es jedenfalls in den letzten Schultagen keinen, gesetzlich ist zwischenNotenschlussundZeugnisverteilung eine Frist von zehnTagenvorgesehen.
Das Problem dabei: Immer noch „gammeln“vereinzelt die Schülerinnen und Schüler in ihren heißen Klassenzimmern und langweilen sich. Wie viele das betrifft, dasweiß niemand so genau, esgibtkeinegesammelten Aufzeichnungendarüber, wiedie letzten Schultage in Österreich verbracht werden. Immer öfter fragen sich Schüler, Eltern aber auch die Pädagogen, warum die Zeit nicht überall besser genutzt wird.
Dabeigebeesvielzutun, stellt Daniel Landau, der bei den Grünen verankerte Lehrer, zur Diskussion: „Sport, Klima- und Umweltkunde, kulturelle Bildung, politische Bildung, kritische Medienbildung– esgäbegenugThemenfelder, die gerade in dieser ZeitinProjektformhervorragend behandeltwerdenkönnten.“
Kein Budget fürAktivitäten
Ein kurzer Rundruf des KURIER bei Wiener Mittelschulen hat ergeben, dass zumindest diese die Stundenplanstruktur auflösen und mit ihren Klassen Projekte durchführen. Jedoch gibt es dabei einige Fallstricke: Etwa das Thema Aufsichtspflicht beim Sport. Hier muss beim Schwimmenzumindesteinausgebildeter Sportlehrer die Schüler begleiten. Oder die Kostenthematik: Bei den allermeisten Mittelschulen in Wien sind die Kassen klamm, und so können nur kostenlose Angebote wahrgenommenwerden. Eine einzige Schule gab auf Nachfrage bekannt, dass sie via karitativer Vereine und einem außergewöhnlich spendenfreudigen Elternverein sogar regelmäßig Exkursionen, etwa nach Mauthausen, finanzieren können. Ein Schulleiter gab an, Angebote über sieben Euro Kosten erst gar nicht an seine Lehrer weiterzuleiten, da die allermeisten Eltern das schlicht nicht leisten können. Eine andere Schulleiterin gab an, in ihrer Schule ausschließlich kostenfreie Angebote nutzen zu können.
Da will auch Pädagoge Landau ansetzen: „Die öffentliche Hand muss hier einspringen. Der seit Langemgeforderte Chancenindex für finanzschwache Schulstandorte muss hier ansetzen können. Oder die stärkere Einbindung von Sportvereinen, die diese Woche die Schüler besser erreichen könnten. Oder Schauspieler, die Sprechtrainings mit den Kindern und Jugendlichen durchführen. Weitere Ideensammelt übrigens auch der InternetBlog ’schulgschichtn.com’, den engagierte Lehrer seit einigen Monaten betreiben.“
BeimKURIERgibtesübrigens seit Längerem ein Angebot für Schulklassen, in dieRedaktion in Wien- Heiligenstadtzukommen, wo Redakteure über den Alltag und das Produzieren einer Zeitung erzählen.