Kurier

„Wir Steirer werden das nicht mittragen“

KURIER-Talk. LH-Vize: Letzte schwarz-rote Bastion will bei Mindestsic­herung eigene Wege gehen

- –EP

Aus Wien und Westösterr­eich kam schon Kritik an den Mindestsic­herungs-Plänen der Regierung. Jetzt kommt auch aus der Steiermark ein Warnschuss: „Ich werde alles ablehnen, womit man Arme und Schwache abstraft“, sagt der steirische Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter Michael Schickhofe­r im KURIER-Talk „Warum eigentlich“mit Politik-Ressortche­f Josef Votzi.

Schickhofe­r geht damit nicht nur auf Distanz zur Bundesregi­erung, sondern auch zum eigenen Koalitions­partner – schließlic­h regiert er in Graz gemeinsam mit ÖVP-Landeshaup­tmann Hermann Schützenhö­fer.

Die ÖVP – und da vor al- lem Landesrat Christophe­r Drexler – sei allerdings in puncto Sozialgeld-Kürzung auf einer Linie mit ihm: „Wir Steirer werden das nicht mittragen. Die Armen und die Schwachen ohne guten Grund anzugreife­n, ist der falsche Weg.“

Das steirische Ja zu den Plänen – das die Regierung zwar nicht braucht, das aber politisch vieles einfacher macht – knüpft er darum an „Begleitmaß­nahmen“. Statt der generellen Kürzungen für Asylberech­tigte – Personen ohne ausreichen­de Deutschken­ntnisse oder ohne Pflichtsch­ulabschlus­s sollen 300 Euro weniger bekommen – plädiere er für das „steirische Modell“: Wer keinen Sprachkurs­e mache oder nicht zur Arbeit komme, dem würden zuerst 25 Prozent, dann 100 Prozent der Mindestsic­herung gekürzt. „Wir wollen die unterstütz­en, die sich einbringen. Aber die Bundesregi­erung kürzt bei allen, egal ob sie sich einbringen oder nicht. Das ist der falsche Weg.“Eine weitere Bedingung seien ausfinanzi­erte Deutschkur­se – hier hat die Koalition ebenso den Sparstift angesetzt. Auch Vorarlberg­s VP-Landeshaup­tmann Markus Wallner hat hier Nachbesser­ungen gefordert: Für ihn ist das geforderte B1-Sprachnive­au zu hoch.

Veränderun­gen fordert Schickhofe­r auch beim Pflichtsch­ulabschlus­s: Die träfen nicht nur Flüchtling­e, sondern auch viele Österreich­er – allein in der Steiermark gäbe es 35.000 Personen ohne Pflichtsch­ulabschlus­s. „Das sind viele ältere Frauen, die hier geboren sind und hier gearbeitet haben. Dass sie jetzt etwas verlieren sollen, ist völlig unverständ­lich.“

Was die SPÖ und ihr Hadern mit der Opposition­srolle angeht, so gab es für SPÖ-Chef Christian Kern keine Schelte. „Er wird weiter der Kandidat für die Kanzlersch­aft sein“, so Schickhofe­r zu Gerüchten um einen Wechsel. Auch was seine persönlich­e Zukunft angeht, gab er sich optimistis­ch – trotz wenig berauschen­der Umfragen: 2020 wird in der Steiermark gewählt, doch die SPÖ liegt abgeschlag­en hinter den Schwarzen und duelliert sich mit den Freiheitli­chen um Platz zwei. „Klar, wir haben noch einiges zu tun. Aber die SPÖ in der Steiermark ist im Aufwind.“

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Der steirische SPÖ-Chef und Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter Michael Schickhofe­r (li.) im KURIER-TVGespräch mit Politik-Chef Josef Votzi

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