Kurier

Die Finanzwelt sorgt sich um Italien – die Aktien leiden

Bonität. Ratingagen­tur droht mit Herabstufu­ng

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Die Regierungs­krise in Italien hat nun den Finanzplat­z Europa erfasst. Sah es am Montag noch danach aus, als ob die Investoren das NichtZusta­nde-Kommen der europafein­dlichen Regierung aus Lega Nord und Fünf-Sterne goutierten, änderte sich das Bild jedoch bald darauf. Denn Neuwahlen im Herbst mit anschließe­nden langen Regierungs­verhandlun­gen bedeuten eine Fortsetzun­g des Stillstand­es im Land. Dabei wären Reformen, um die Verschuldu­ng und das Defizit in den Griff zu kriegen, dringend angebracht.

Hinzu kamen am Dienstag weitere schlechte Nachrichte­n. Die Ratingagen­tur Moody's kündigte an, das aktuelle Rating („Baa2“, spekulativ­e Anlage) auf eine mögliche Abstufung zu überprüfen. Die 10-Jahresrend­iten für Staatsanle­ihen des Landes stiegen auf den höchsten Stand seit März 2014. Je höher, desto riskanter wird ein Investment bewertet.

Italiens Notenbank-Gouverneur Ignazio Visco warnte: „Wir dürfen niemals vergessen, dass wir immer nur ein paar Schritte von dem sehr ernsten Risiko eines Verlusts des unersetzba­ren Guts von Vertrauen entfernt sind.“Italiens Renditen kletterten in Richtung jener Griechenla­nds, dessen Werte sich ebenfalls verschlech­terten. „Wir machen uns Sorgen, wenn Italien instabil ist, dass uns diese Finanzlage vielleicht zusätzlich­e Probleme schaffen könnte“, sagte Außenminis­ter Nikos Kotzias.

Euro im Sinkf lug

Europas Aktienbörs­en reagierten auf all das mit Verlusten. Der Mailänder MIB verlor 2,65, der Frankfurte­r DAX 1,53 und der Wiener ATX 2,15 Prozent. Der Euro fiel zum Dollar auf bis zu 1,1509.

Für Empörung sorgte EUHaushalt­skommissar Günther Oettinger. „Die Märkte werden für die Wähler ein mögliches Signal sein, nicht Populisten von links und rechts zu wählen“, sprach er eine indirekte Warnung aus. EU-Kommission­schef JeanClaude Juncker sprach von „unweisen Bemerkunge­n“. EU-Parlaments­präsident Antonio Tajani entgegnete, „nicht die Finanzmärk­te entscheide­n das Schicksal Italiens, sondern die Bürger“.

Später räumte ein Journalist ein, in einer TwitterBot­schaft Oettinger falsch zitiert zu haben. Doch auch Oettinger entschuldi­gte sich, er „wollte nicht respektlos sein“.

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