Grüne holen Platz eins in Innsbruck
Innsbruck-Wahl. Georg Willi rittert mit Amtsinhaberin Oppitz-Plörer in Stichwahl um Bürgermeistersessel
Für die Grünen war der Wahlsonntag eine politische Kneippkur. Sie bekamen heiß-kalt. In Salzburg erlebte die Partei ein Debakel Seiten 2, 3 und 16). In Innsbruck gingen die Grünen angeführt von Spitzenkandidat Georg Willi bei den Gemeinderatswahlen sensationell als Erste durchs Ziel. 24,2 Prozent der Stimmen entfielen auf die Öko-Partei. In der Bürgermeisterdirektwahl kam der 58-Jährige auf 30,9 Prozent der Stimmen. Und ließ damit Amtsinhaberin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck FI; 24,3 Prozent) und Rudi Federspiel (FPÖ; 21,2 Prozent) hinter sich.
Grüner Favorit
Georg Willi geht damit als Favorit in die Stichwahl um das Bürgermeisteramt, die in zwei Wochen stattfinden wird. Das bürgerliche Lager erlebte ein Debakel. Die Partei von Bürgermeisterin Oppitz-Plörer, 1994 vom späteren Bürgermeister und VPLandeshauptmann Herwig van Staa als eigene aber mit der ÖVP verbundene Liste gegründet, kam nur auf 16,2 Prozent (– 4,5 Prozent). Die ÖVP,2012beidenGemeinderatswahlen noch stärkste Kraft, landete mit 12,2 Prozent nur noch auf Platz vier.
Die FPÖ konnte zulegen. 2012 kam das damals auf eine Liste von Rudi Federspiel und eine offizielle FPÖ-Liste aufgesplittete freiheitliche Lager auf 15,6 Prozent. Dieses Mal erzielte man gemeinsam 18,6 Prozent und holte Platz Zwei. Der Traum von einem blauen Bürgermeister ist aber zerplatzt.
Die Grünen können hingegen auf eine Sensation hoffen. Georg Willi möchte der erste grüne Bürgermeister einer Landeshauptstadt werden und hat realistische Chancen, das zu erreichen, gilt er doch als bürgerlich. Das UrgesteinkonntedasPotenzialaus früheren Wahlgängen für die Grünen heben. Bei den Landtagswahlen 2013 eroberten sie mit rund einem Viertel der Stimmen in Innsbruck Platz eins und hielten diesen Stand auch bei den Nationalratsund Europawahlen in den Jahren 2013 und 2014. Bei den Nationalratswahlen im vergangenen Herbst rasselten die Grünen im Bundestrend in Innsbruck auf rund acht Prozent hinunter.
Bei den Landtagswahlen im April zeichnete sich mit 19 Prozent eine Wiederauferstehung ab.
Die SPÖ musste in Innsbruck hingegen erneut eine Niederlage einstecken. Angeführt von Quereinsteigerin Irene Heisz reichte es nur für rund zehn Prozent.
Der Innsbrucker Gemeinderat wird in jedem Fall bunter. Von zwölf angetretenen Listen schafften nur die InnPiraten und die Bürgerinitiativen den Einzug nicht. Vier Listen erreichten nur eines der 40 Mandate. Die Neos, die erstmals angetreten waren, kamen auf zwei. Die Regierungsbildung wird in jedem Fall spannend. Oppitz-Plörer hatte bislang eine Vierer-Koalition aus FI, SPÖ, Grünen und ÖVP angeführt. Die neue Regierung wird aus mindestens drei Parteien bestehen müssen. Sie könnte in der bisherigen Zusammensetzung fortgeführt werden.
Wenig Wählerinteresse
Katastrophal war an diesem Sonntag die Wahlbeteiligung. Nur 50,4 Prozent der 104.245 Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab. 2012 war die Wahlbeteiligung mit 52,3 Prozent die niedrigste seit 1945 und sank bei der Bürgermeister-Stichwahl auf erschreckende 44 Prozent. In die war Oppitz-Plörer damals als Erste gegangen. Nun startet sie von Platz zwei.