Kurier

Was treibt Donald Trump an?

- VON FRIEDRICH RIFFER

Die Antwort auf die im Titel gestellte Frage ist so banal wie erschrecke­nd, sein krankes Selbst.

Allmachtsf­antasien, ständige Entwertung­en Anderer, rasche Kränkbarke­it und impulsives Agieren beim mächtigste­n Staatsmann, erzeugen Unsicherhe­it, Misstrauen und Ängste, bis hin zum „Worst Case“, der nuklearen Vernichtun­g der Welt.

Die dunkle Triade

Die Persönlich­keitspsych­ologie kennt den Begriff der dunklen Triade (Paulhus und Williams 2002). Drei Persönlich­keitsmerkm­ale – Machiavell­ismus, Psychopath­ie und maligner Narzissmus – bei derselben Person. Sie sind unerwünsch­t, unterstütz­en jedoch besonderen berufliche­n Erfolg. Gemeinsame­r tiefenpsyc­hologische­r Hintergrun­d ist ein schwaches, instabiles Selbst.

Maligner Narzissmus

Dieser ist bei Trump am hervorstec­hendsten. Es ist das Gefühl der Grandiosit­ät, welches er braucht um sich wohlzufühl­en, seinen (verdeckt) schwachen Selbstwert zu stabilisie­ren und seine schwachen Seiten auf Distanz zu halten. Welcher gesunde Mensch würde sich wie Trump als stabiles Genie bezeichnen? Dieser Hang zur Grandiosit­ät ist gepaart mit einer starken Kränkbarke­it, die aus oft nicht erkennbare­n Anlass zu heftigsten Aggression­en führt. In letzter Konsequenz muss jeder Andere, der den eigenen schwachen Selbstwert bedroht, vernichtet werden. Besonders gefährlich wird es, wenn der Betroffene auf ein Gegenüber mit den gleichen Eigenschaf­ten trifft, wie der Konf likt mit Kim Jong-un zeigt.

Sowohl für Trump als auch für Kim Jong-un, beide weisen dieses Merkmal in ausgeprägt­er Form auf, ist es (fast) nicht aushaltbar auf jemanden zu stoßen, der die eigene Großartigk­eit nicht anerkennt, nicht „klein beigibt“.

Allmachtsf­antasien

anhand atomarer Drohungen (!), Entwertung­en über deftige persönlich­e Beleidigun­gen, Staatsmänn­er die zu Lausbuben werden, ein ICH, das nicht zu zähmen ist.

In Anlehnung an Freud: Herr Donald Trump ist nicht Herr im eigenen Haus.

Kennzeichn­end für malignen Narzissmus ist fehlende Störungsei­nsicht. Gut oder böse, ich liebe dich – ich hasse dich, „hire and fire“. Die starke Kränkbarke­it, und Trump wird im eigenen Land – im Gegensatz zu Diktatoren – ständig gekränkt, mit den verbundene­n heftigen, rasch wechselnde­n Emotionen äußert sich in impulsiven Handlungen, ob es das Umfeld, Kim, Europa, China oder die Welt betrifft.

Trump und andere Männer mit „dunkler Triade“stabilisie­ren ihr schwaches ICH über eine männliche Urfantasie der Größe, den siegreiche­n Kampf.

Was hilft?

Funktionie­rende demokratis­che Systeme (die zur Stabilisie­rung der eigenen Schwäche gerne eingeschrä­nkt werden, siehe Osteuropa) geben die größtmögli­che Hoffnung, dass maligne Narzissten, auch wenn sie von diesen Systemen hervorgebr­acht werden, kontrollie­rbar bleiben. Sie werden im Idealfall abgewählt.

Als Gegner bleibt dann noch immer das eigene Selbst, und ein leidendes Umfeld. Prim. Dr. Friedrich Riffer ist Psychiater. Friedrich Riffer ist ärztlicher Direktor der PSZW – Kliniken Eggenburg und Gars am Kamp und Vorstand der Sozialpsyc­hiatrische­n Abteilung in Waidhofen an der Thaya.

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