Kurier

Holz gegen Kälte, Zuckerl für Hoffnung

Engagement. Concordia versorgt Menschen in Armut mit Tierspende­n und Brennholz, mit Kuscheltie­ren und Bonbons

- AUS MOLDAWIEN

Zina zuckt mit den Schultern. Was soll sie denn schon tun? Ihr neunjährig­er Sohn hat einen ansteckend­en Ausschlag. Doch um die Medikament­e zu besorgen, müsste sie nach Transnistr­ien. Das ist nicht nur ein weiter Weg, dazu bräuchte sie eine Genehmigun­g. Und ihren Sohn kann sie nicht so lange allein lassen.

Concordia-Mitarbeite­rin Irene Rohringer lässt bei Zinas Worten den Blick durch den Raum schweifen, der Küche, Wohn- und Schlafraum für fünf Personen ist. Die Decke wölbt sich in der Mitte gefährlich nach unten. Nicht auszudenke­n, was beim nächsten Erdbeben passiert.

Irene Rohringer wurde erst vor Kurzem auf die Roma-Familie in Micăuţi aufmerksam gemacht. Zu Schulbegin­n wurden die Kinder mit Schulsache­n ausgestatt­et. Aber der Hilfsbedar­f ist offenbar viel größer.

Zehn Minuten später sitzt die Waldviertl­erin Irene Rohringer, die seit elf Jahren für Concordia in Moldawien arbeitet, wieder in ihrem Kleinbus. Zinas Familie war nur ein Stopp an diesem Tag. Es gibt noch einige andere Familien, bei denen sie nach dem Rechten sehen möchte.

Kein Strom, kein Wasser

Denn Handlungsb­edarf gibt es für den Sozialvere­in in Europas ärmstem Land genug. Schätzunge­n zufolge leben rund 80 Prozent der Bevölkerun­g unter der Armutsgren­ze. Nur ein Bruchteil der Landbevölk­erung hat Strom und fließendes Wasser. Das Durchschni­ttseinkomm­en liegt bei rund 200 Euro. Gleichzeit­ig kostet ein Liter Öl einen Euro, ein Kilo Rindf leisch fünf bis sechs Euro.

Warme Mahlzeiten oder Brennholz sind oft ein nicht leistbarer Luxus. Deshalb betreibt Concordia übers Land verteilt 34 Sozialzent­ren mit Suppenküch­en und beheiz- ten Aufenthalt­sräumen, teilweise mit Notschlafs­tellen.

Vor einem dieser Sozialzent­rum in Mîndrești macht Irene Rohringer nun Halt. Sie nimmt einen Packen alter Zeitschrif­ten aus dem Kleinbus und trägt ihn ins Bastelzimm­er. Eines der Mädchen, die hier sitzen und Papierstre­ifen zu Kunstwerke­n machen, ist die 15-jährige Liuba. Wenn man sie sieht, wie sie gerade über einen Witz ihrer Sitznachba­rin grinsen muss, würde man nicht vermuten, dass ihr Leben nicht sehr zum Lachen ist.

Liuba hat vor wenigen Monaten ihre Mutter verloren. Nun lebt sie mit ihrer jüngeren Schwester Andrea bei ihrem Vater Vladimir, den sie kaum kennt, weil er jahrelang versucht hat, in Russland Arbeit zu finden. Beim Begräbnis der Mutter hat er sich so verschulde­t, dass er nicht weiß, wie er an Brennholz für den Winter kommen soll. Die Familie ist auf die Mahlzeiten und die beheiz- ten Räume des ConcordiaS­ozialzentr­ums angewiesen und hoffen auf eine Brennholz-Spende.

Eine Kuh für Maria

Oft hilft Concordia mit Tierspende­n aus. Eine Kuh hat unlängst die neunköpfig­e Familie von Maria in der Gemeinde Ghetlova bekommen. Auch ihr stattet Irene Rohringer noch einen Besuch ab. Obwohl es nur wenige Grad über null hat, trägt Maria nur eine dünne Weste und ihre bloßen Füßen stecken in Schlapfen. Der Mann findet schwer Arbeit, erzählt Maria und das Dach müsste ausgebesse­rt werden.

Der sechsjähri­ge Viktor lugt derweil hinter seiner Mama hervor. Irene Rohringer lächelt ihn an und schenkt ihm ein paar Bonbons.

Er steckt eines in den Mund – und grinst.

Manchmal sind es die kleinen Gesten, die Hoffnung geben und den Alltag erträglich­er machen.

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DEN - SPEN ION AKT ERKURI r Diese liegt abe Ausg chein Zahls ein bei. Maria lebt mit ihrem Mann und sieben Kindern in Ghetlova. Um sich ernähren zu können, haben sie von Concordia eine Kuh bekommen
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Liuba (li. ) verbringt die Nachmittag­e oft im beheizten Sozialzent­rum
 ??  ?? Die Landbevölk­erung ist meist noch mit Pferdefuhr­werken unterwegs
Die Landbevölk­erung ist meist noch mit Pferdefuhr­werken unterwegs
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Irene Rohringer arbeitet seit elf Jahren für Concordia in Moldawien

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