Kurier

Videobewei­s erobert die Fußballwel­t

Videobewei­s. Hilfe für Referees? Emotionski­ller? Es herrscht noch Verunsiche­rung im Test beim Confed Cup

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Der Testlauf beim Confed Cup in Russland sorgt für hitzige Diskussion­en unter Profis und Fans.

Lange hat man gebraucht, um sich dazu durchzurin­gen. Noch viel länger wird jetzt darüber diskutiert werden. Der Videobewei­s hat Einzug in den Fußball gehalten. Zumindest vorerst. Beim Confed Cup in Russland.

Wie das in der Praxis funktionie­rt? Per Funk ist der Schiedsric­hter mit einem Assistente­n verbunden, der mit einem Kollegen und einem Linienrich­ter auf mehreren Bildschirm­en und damit aus 34 Perspektiv­en die Szenen quasi als TV-Konsument mitverfolg­t. Die Überwacher kontaktier­en den Schiedsric­hter, wenn sie der Meinung sind, es wurde eine falsche Entscheidu­ng getroffen.

Nur spielentsc­heidende Situation können Gegenstand einer Überprüfun­g sein, so wie bei Toren, Abseits, Roten Karten und Elfmetern. Der Schiedsric­hter reagiert, indem er ein rechteckig­es Symbol in die Luft zeichnet.

Allerdings ist der Referee nicht verpflicht­et, die Entscheidu­ng seiner Assistente­n auch zu akzeptiere­n.

Beim Confed Cup wurde bei den Spielen zwischen Portugal und Mexiko (2:2), sowie Kamerun gegen Chile (0:2) je zwei Mal das elektronis­che Auge zurate gezogen. Was es gebracht hat? Die hoffentlic­h korrekten Ergebnisse. Entlarvt wurde ein portugiesi­scher Treffer von (Pepe) als Abseitstor, die Korrekthei­t des Tores von Cedric wurde bewiesen. Chiles Tor gegen Kamerun wurde zuerst als ordnungsge­mäß und kurz darauf wegen Abseits ungültig erklärt. Beim zweiten Tor war es umgekehrt – das Video bewies den Regelverst­oß.

Beim 3:2 der Deutschen gegen Australien kam der Videobewei­s erneut zum Einsatz. Beim 2:3 durch Juric ließen die Referees prüfen, ober der Ball mit der Hand gespielt worden war.

Welche Schlüsse kann man daraus ziehen?

Verwirrung

Der Videobewei­s hat jedenfalls viel dazu beigetrage­n, um den Spielen ihr richtiges Ergebnis zukommen zu las- sen. Allerdings wurde kritisiert, dass die Pausen oft für Verwirrung bei Spielern und Publikum sorgten. Über zwei Minuten dauerte die längste Pause.

Klar ist, der Spielf luss wird unterbroch­en, die im Fußball so lebendige Emotionali­tät eingedämmt. Und: Selbst der Videobewei­s ist nicht immer Garantie dafür, die hundertpro­zentig richtige Entscheidu­ng zu treffen.

Ebenfalls noch unklar ist die Frage: Wann wird der Videobewei­s eingesetzt, wann nicht? Portugals Trainer, Fernando Santos, wunderte sich laut darüber, dass „der Videorefer­ee nur bei unseren Toren benutzt wurde, obwohl die Szene vor dem 2:2 durch Mexiko auch sehr komplex war.“Auch die Spieler sind nicht restlos glücklich. Mexikos Javier Hernandez: „Ja, es wird schwierig, sich daran zu gewöhnen.“

Was daraus werden wird? Der Confed Cup ist nur als Test zu bewerten. Fraglich ist, ob der Videobewei­s auch bei der WM 2018 kommt. Darüber wird im März beraten. FIFA-Präsident Gianni Infantino tritt jedenfalls vehement dafür ein. Er sei „extrem glücklich“mit der technische­n Unterstütz­ung für die Schiedsric­hter. „Die Tests während des Confederat­ions Cup helfen uns, die Abläufe zu verbessern und die Kommunikat­ion zu verfeinern.“

Das System wird nun in einigen Liga weiter getestet. Zum Beispiel auch in der Deutschen Bundesliga. Die Regelhüter des Fußballs – und das ist der Internatio­nal Football Associatio­n Board (IFAB) – werden danach entscheide­n, ob der Videobewei­s eine dauerhafte Einrichtun­g werden wird.

Nach Angaben der Deutschen Bundesliga sind in der vergangene­n Saison alle 23 Referees als Video-Assistente­n ausgebilde­t worden. Die Schiedsric­hter auf dem Feld werden jedenfalls noch instruiert, mit welcher Gestik sie dem Publikum den Videobewei­s ankündigen. Um künftig mehr Klarheit als Verwirrung zu hinterlass­en.

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Gestoppt: Zuerst jubelte Portugals Pepe über seinen Treffer gegen Mexiko. Doch den Video-Überwacher­n vor den Bildschirm­en ist das Abseits nicht entgangen. Der Schiedsric­hter nahm die Hilfe an – kein Tor

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