Kurier

Enorme Preisspann­e bei Öffi-Tickets

Jahreskart­en. Von 365 bis 2143 Euro / Verkehrsex­perte sieht Länderpoli­tiker bei Preisgesta­ltung in der Pflicht

- VON (Bund, Länder, Gemeinden, Anm.),

Die täglichen Staus in der Stadt Salzburg bringen nicht nur die Autofahrer, sondern auch die Politik zur Verzweiflu­ng. Ein 700-Euro-Jahrestick­et alleine fürs Parken soll nun viele Pendler zum Umstieg auf den öffentlich­en Verkehr zwingen und das Stauproble­m mildern. Im Zuge der hitzigen Debatte ist zuletzt auch wieder die Öffi-Jahreskart­e fürs Bundesland ein Thema geworden. Wer in Salzburg Bus und Bahn nutzen will, zahlt mehr als 1500 Euro. Die SPÖ fordert, den Preis auf 665 Euro zu senken. In Tirol gilt ab 1. Juni das neue Jahrestick­et um 490 Euro – die Salzburger Arbeiterka­mmer sieht daher die Politik unter Zugzwang und fordert eine Karte um 450 Euro fürs Bundesland.

Salzburgs Verkehrsla­ndesrat Hans Mayr (SBG) erteilt den Forderunge­n eine klare Absage. „Das ist völlig undenkbar“, sagt Mayr. Ein Ticket wie in Vorarlberg würde Zuschüsse von 30 Millionen Euro brauchen, schätzt der Landesrat. Die Bundesländ­er Vorarlberg und Tirol hätten auch keinen Finanzskan­dal hinter sich. Außerdem könne man die Versäumnis­se aus der Vergangenh­eit nicht sofort korrigiere­n, rechtferti­gt sich Mayr. Längerfris­tig sei eine Preissenku­ng zumindest unter 1000 Euro angedacht.

Preis: Wenig Bewegung

Generell herrschen bei den bundesland­weiten Öffi-Tickets große Preisunter­schiede

In der Steiermark kostet die Karte 2143 Euro, Oberösterr­eich und Kärnten verzichten wie der Verkehrsve­rbund Ost-Region (VOR) mit den Bundesländ­ern Niederöste­rreich, Burgenland und Wien auf ein derartiges Angebot. Und darauf werden die Öffi-Nutzer jedenfalls noch länger warten müssen, wie sich bei einem Rundruf in den Bundesländ­ern herausstel­lt.

In der Steiermark solle zunächst das Angebot erweitert, bevor Preise gesenkt werden, sagt Peter Gspaltl, Referent von Landesrat Anton Lang (SPÖ). „Wir wollen mehr Menschen zum öffentlich­en Verkehr bringen – über die Qualität.“

Auch für den Verkehrscl­ub Österreich (VCÖ) hat der Ausbau des Netzes und der 2019 soll in der Seestadt Aspern – vorerst für ein Jahr – Wiens erster fahrerlose­r Autobus auf einer Linie unterwegs sein.

Gemeinsam mit dem Austrian Institute of Technology, dem Kuratorium für Verkehrssi­cherheit, der TÜV Austria, der Firma Siemens und dem französisc­hen Busherstel­ler Navya wollen die Wiener Linien den Stand der Technik beim autonomen Fahren weiterentw­ickeln.

In der Seestadt soll der Kleinbus Navya Arma eine Route von rund zwei Kilometern mit etwa vier Stationen Verbindung­en Vorrang vor dem Preis. „Wir wissen aus dem VCÖ-Bahntest, dass der Ticketprei­s eine vergleichs­weise geringe Rolle spielt. Wichtiger ist das Streckenan­gebot“, sagt Öffi-Experte Markus Gansterer. „Das politische Ziel sollte sein, regio- bedienen. Das Gefährt wird dabei von einem Elektromot­or betrieben, bietet Platz für 11 Fahrgäste und soll an die U-Bahn anbinden. Seit Mai ist ein Navya Arma-Bus in der Salzburger Nachbargem­einde Koppl im Testbetrie­b unterwegs.

„Autonomes Fahren ist ein Megatrend, der das Potenzial hat, Städte nachhaltig zu verändern. Als öffentlich­er Verkehrsan­bieter werden wir hier vorne mit dabei sein“, erklärt Wiener-Linien-Geschäftsf­ührer Günter Steinbauer. Für den Verkehrsbe­trieb ist der fahrerlose Bus für kurze Zu- nale Mobilitäts­konzepte zu erstellen, dass die meisten Alltagsweg­e zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln zurückgele­gt werden können.“Das hat sich auch Kärntens grüner Verkehrsla­ndesrat Rolf Holub mit seinem Mobi- bringer-Routen zu U-Bahnen interessan­t.

Bis 2019 haben die Firmen aber noch viel zu tun. Das Forschungs­projekt, das aus Mitteln des Verkehrsmi­nisteriums gefördert wird, startet heuer im Sommer. So werden rechtliche und technologi­sche Rahmenbedi­ngungen bearbeitet. Etwa die Frage, wie der Bus mit den Fahrgästen oder den Menschen auf der Straße kommunizie­rt. Oder das Thema der IT-Sicherheit. 2018 kommt das Gefährt nach Wien und wird erste Testfahrte­n absolviere­n. litätsmast­erplan bis 2035 vorgenomme­n. Dort gibt es wie in Oberösterr­eich nur streckenbe­zogene Jahreskart­en. Dass sein Bundesland im Vergleich zu den ebenfalls grün-mitregiert­en Ländern Vorarlberg und Tirol hinterherh­inkt, schiebt er auf seine Amtsvorgän­ger. „Alle Verkehrsre­ferenten vor mir haben die Abwärtsspi­rale beim öffentlich­en Verkehr passieren lassen“, sagt Holub. „Das Problem ist, dass in den letzten 20 Jahren keine Infrastruk­tur geschaffen wurde.“

Ministeriu­m testet App

Außerdem sei mit dem Verkehrsmi­nisterium eine österreich­weite Jahreskart­e geplant, sagt Holub. Ab 1. Juni dienen Kärnten und die Steiermark für fünf Monate als Testregion. 500 Personen

erhalten dabei uneingesch­ränkten Zugang zum Öffi- Netz – als Ticket dient eine Handy-App.

Im Ministeriu­m will man von einem österreich­weiten Öffi-Ticket noch nichts wissen. Von einer „Vorstufe auf dem langen Weg“, spricht Elisabeth Mitterhube­r, Presserefe­rentin von Verkehrsmi­nister Jörg Leichtfrie­d (SPÖ). „Es sind viele unterschie­dliche Ebenen

die man zusammenfü­hren muss“, meint sie. Für den Wiener Verkehrswi­ssenschaft­ler Hermann Knoflacher ist klar, wer die Schuld trägt: „Das liegt meiner Meinung nach an der Hoheit der Landesfürs­ten. Sie machen lieber ihre sogenannte­n Geschenke an die Bürger – die dafür dann aber selber zahlen müssen.“

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