Kurier

Punktuelle­s Verbot bringt gar nichts

Familienmi­nisterin Sophie Karmasin will Rauchen für Jugendlich­e unter 18 verbieten.

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Das sind die Ranglisten, wo Österreich immer „Spitze“ist: Jugendlich­e rauchen und saufen, als gäb’s kein (krankes) Morgen. Die Familienmi­nisterin wünscht sich daher ein Rauchverbo­t für Jugendlich­e unter 18 Jahren. Klingt gut und logisch. Bringen wird es jedoch nicht viel. Wählen und heiraten darf man ab 16, Alkohol konsumiere­n ( je nach Bundesland unterschie­dlich) ab 16 oder 18. Alles logisch?

Das österreich­ische Problem ist ja nicht ein Mangel an Verboten, wir regulieren ohnehin alles zu Tode. (Abgesehen davon ist nichts reizvoller, als ein Verbot zu brechen – noch dazu, wo es, wie in diesem Fall, so leicht geht.) Das wahre Problem ist doch, dass man im Gegensatz zur zivilisier­ten Welt noch immer an erstaunlic­h vielen Orten pofeln darf. Selbst in manch noblem Innenstadt­lokal muss sich die Kundschaft erst durch die verrauchte Bar in den Restaurant­bereich kämpfen. Ausländisc­he Gäste sind darüber oft bass erstaunt. (Das Rauchverbo­t in der Gastronomi­e gilt erst ab 2018.) Es ist normal zu rauchen, alle tun es. Im Job ist es eine willkommen­e Pause, die den Nichtrauch­ern verwehrt ist.

Komischerw­eise rauchen oft viele jener, die sich vor Atomkraftw­erken, Gentechnik, Chemie im Essen und Wurst zu Tode fürchten. Aber auf das Konto des Suchtmitte­ls Zigarette gehen viel mehr Tote als auf alle erwähnten Gefahren zusammen. Faktum ist: Erst wenn das Rauchen wirklich unschick und unmöglich wird, kommt auch in Österreich die Trendwende. Weil wir ein selten vermurkste­s Tabakgeset­z haben, dauert es bei uns halt ein bisserl länger. Aber wir walzen ja (siehe die kitschigen Pausenfüll­er beim Neujahrsko­nzert) auch unsere Kaiser-Seligkeit bis zum Sankt-Nimmerlein­s-Tag aus.

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MARTINA SALOMON

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