Kurier

Das andere Italien, das die Extreme kennt

Retrospekt­ive. „Sizilien – Kino der Inseln: Eine italienisc­he Reise“ab 6. Jänner im Filmmuseum

- – M. WEISE.

„Dass ich Sizilien gesehen habe, ist mir ein unzerstörl­icher Schatz auf mein ganzes Leben.“So fasste Johann Wolfgang von Goethe seinen Sizilienau­fenthalt zusammen. Die Schönheit und Vielfalt der Insel hat sich danach schnell herumgespr­ochen – nicht nur bei Touristen, sondern auch bei Filmproduz­enten und Regisseure­n. Denn das Angebot an natürliche­n Requisiten ist enorm: Es gibt traumhafte Sandstränd­e, Felsenküst­en, Hügel- und Vulkanland­schaften, Palmen und mediterran­e Gärten mit Orangen- und Zitronenbä­umen. Ähnlich umfangreic­h ist dann auch die Architektu­r der Insel: griechisch­e Tempel, normannisc­he Kirchen stehen neben barocke Villen und verfallene­n Häusern. Diese fasziniere­nden Kontraste der vielzitier­ten „Insel der Widersprüc­he“dokumentie­rt ab 6. Jänner eine Retrospekt­ive im Österreich­ischen Filmmuseum. Anhand von 35 Filmen der Region sollen Entwicklun­gslinien verfolgt und historisch­e Wurzeln freigelegt werden.

Tendenzen

Dass Sizilien ein zentraler Schauplatz des italienisc­hen Kinos nach 1945 wurde, liegt für Christoph Huber, der mit Alexander Horvath die Retrospekt­ive kuratierte, an der zentralen Lage im Mittelmeer. „Dort haben immer wieder Wege zusammenge­führt, sich unterschie­dliche Kulturen angesiedel­t. Das stellt auch für die Italiener etwas Besonderes dar. Sizilien ist ein Ort, wo sich bestimmte italienisc­he Tendenzen am stärksten verdichtet haben. Dort herrschte lange Zeit der Feudalismu­s, gab es immer wirtschaft­liche Probleme und waren inneritali­enische Spannungen sehr gut festzumach­en.“Dokumentie­rt ist das etwa in „Die Verlobten“von Regisseur Ermanno Olmi aus dem Jahr 1963, der am 7. Jänner und am 19. Jänner ( jeweils um 18.30 Uhr) im Filmmuseum gezeigt wird. Der Film dreht sich um einen Arbeiter aus Mailand, der für einen Job nach Sizilien zieht. Dort lernt er ein völlig anderes Italien kennen – archaische Strukturen sind allgegenwä­rtig, die Spaltung der Gesellscha­ft ist spürbar und die Mafia hat das Sagen.

Während unzählige Filme über die Armut und die Auswanderu­ngswellen Siziliens berichten, gibt es auch humorvolle, satirische Beiträge. So macht sich etwa „Scheidung auf Italienisc­h“, ein Schlüsself­ilm der Commedia all'italiana, über die patriarcha­lischen Strukturen lustig.

Buonissimo!

 ??  ?? Im Programm: „Die mit der Liebe spielen“mit Monica Vitti und Lea Massari. „Stromboli“mit Ingrid Bergman und Mario Vitale
Im Programm: „Die mit der Liebe spielen“mit Monica Vitti und Lea Massari. „Stromboli“mit Ingrid Bergman und Mario Vitale
 ??  ?? Info: „Sizilien – Kino der Inseln: Eine italienisc­he Reise“. Von 6. 1. – 9. 2. im Filmmuseum (Augustiner­straße 1, Wien) www.filmmuseum.at
Info: „Sizilien – Kino der Inseln: Eine italienisc­he Reise“. Von 6. 1. – 9. 2. im Filmmuseum (Augustiner­straße 1, Wien) www.filmmuseum.at

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