Kurier

„Medizin gegen Mutlosigke­it“

Sportfreun­de Stiller. Frontmann Brugger über Terror, Hoffnung und einen Abend mit Wanda

- VON BRIGITTE SCHOKARTH

Peter Brugger, Frontmann der Sportfreun­de Stiller, geht gerne in den Supermarkt einkaufen. Auch wenn das zu skurrilen Situatione­n führen kann. „Einmal kam ich mit einer dicken Ladung Klopapier unterm Arm aus dem Supermarkt, als jemand auf mich zukam und sagte: ,Du bist doch der Peter von den Sportfreun­den!‘ Da musste ich erst einmal das Klopapier abstellen, um ein Autogramm schreiben zu können.“

Songs aus Schladming

Trotzdem, erzählt der 44Jährige im KURIER-Interview, brauche er ein derartiges Alltagsleb­en, das Gassigehen mit seinen Hunden, den Kontakt mit Leuten, total dringend: „Ohne das gibt es keine Inspiratio­n für neue Songs.“Deshalb haben sich die Sportfreun­de Stiller für ein halbes Jahr ins Privatlebe­n zurückgezo­gen, bevor sie auf einer Skihütte bei Schladming („um nebenbei Snowboarde­n zu können“) erste Ideen für die Songs des jüngsten Albums „Sturm & Stille“sammelten.

Allerdings dominiert darauf nicht immer der ganz normale Alltag in der Münchner Heimatstad­t. Das Lied „Zwischen den Welten“beschreibt das Gefühl, das die drei hatten, als sie die Nachricht von den Terroransc­hlägen in Paris bekamen.

„Wir waren im Studio in Hamburg, haben Musik gemacht und großen Spaß gehabt“, erzählt Brugger. „Die Nachricht hat extreme Betroffenh­eit ausgelöst. Aber wir haben festgestel­lt, dass diese gegensätzl­ichen Gefühle – Spaß und Trauer – gleichzeit­ig in uns existieren. Wichtig war, zu erkennen, dass das okay ist. Dass man akzeptiert: Da draußen passiert etwas Krasses. Aber wir können am meisten bewirken, wenn wir uns nicht von Angst und Trauer einengen lassen, sondern dafür kämpfen, dass es weiterhin möglich ist, in Frei- heit und Respekt aufeinande­r zuzugehen.“

Ein positives Ende wie in „Zwischen den Welten“ist seit jeher in ein Muss für einen Sportfreun­de-Song. Brugger, Bassist Rüdiger Linhof und Drummer Florian Weber verstehen ihre Musik als „Medizin gegen die Mutlosigke­it“.

Besser leben

„Wenn man viel reist, sieht man, dass man hier so viel besser leben kann, als in vielen anderen Ländern“, erklärt Linhof. „Dann hat man meiner Meinung nach auch die Aufgabe, hier so weit wie möglich das Positive zu sehen. Ich möchte das Leben genießen, aber auch nicht ta- tenlos danebenste­hen, wenn es jemandem schlecht geht. Ich möchte mit ihm nachdenken und neue Ideen für eine Lösung finden. Das steckt auch in uns, wenn wir Lieder schreiben.“

Mit diesen Liedern sind die Sportfreun­de Stiller ab 6. Jänner in Österreich auf Tour. Für die Deutschlan­dKonzerte vor Weihnachte­n holten sie sich die österreich­ische Durchstart­er-Band Granada ins Vorprogram­m.

„Unser Produzent hat mit Granada gearbeitet. Die sind nicht nur super-sympathisc­h, sondern auch musikalisc­h top. Ich bin überhaupt total angetan von der Kreativitä­t und dem Mut der österreich­ischen Künstler. Ich ha- be das Gefühl, dass sich bei euch junge Bands viel mehr trauen. In Deutschlan­d sind sie angepasste­r, schielen mehr auf den großen Markt. Aber der Sound von Bilderbuch ist sehr eigenwilli­g und super. Da ziehe ich den Hut. Und mit Wanda haben wir auf einem Festival gespielt und danach zusammen einen schönen Abend verbracht.“

Was bedeutet das mit Wanda? „Jo mei ... wir sind halt z’sammghockt bis wir g’scheit zu waren. Aber es war auch ein wertvoller Austausch mit Musikern, die unglaublic­h viel leisten und immer eine wahnsinnig­e Energie auf die Bühne bringen. Auch davor ziehe ich den Hut.“

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Peter Brugger: „Wir können am meisten bewirken, wenn wir uns nicht von Angst und Trauer einengen lassen“

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