Kurier

Århus und Paphos präsentier­en

Dänemark. Als Kulturhaup­tstadt 2017 tritt Århus aus dem Schatten der großen Schwester Kopenhagen. Eine Symbiose aus Alt und Neu.

- rechts) (siehe

Für Städtereis­ende ist Århus 2017 ein Top-Kandidat. Schon 2016 räumte Lonely Planet der zweitgrößt­en Stadt Dänemarks einen Platz auf der Top-10-Liste der lohnendste­n Ziele in Europa ein. Der ReiseRiese erkannte die Vielfalt: Auf überschaub­arem Raum bietet Århus Wikinger, atemberaub­ende Architektu­r, Weltklasse-Restaurant­s, die ansteckend­e dänische Entspannth­eit und macht der Hauptstadt Kopenhagen Konkurrenz. 2017 kommen 350 kulturelle Veranstalt­ungen hinzu, wenn Århus gemeinsam mit dem zypriotisc­hen Paphos

Kulturhaup­tstadt Europas ist.

„Rethink“, umdenken, lautet das Motto des Kulturjahr­es. Die Kultureinr­ichtungen aus Århus „Die alte Stadt“ist eine Parallelun­d Umgebung steuern dem welt neben dem modernen, pulProgram­m Projekte bei, die mit sierenden Århus. Gemeint ist den Grenzen der Kunstforme­n, nicht etwa der mittelalte­rliche Sprache und nicht zuletzt der Stadtkern, sondern ein aus GeRäumlich­keiten spielen. Das für bäuden verschiede­ner Epochen Design und innovative Stadtplazu­sammengest­elltes Freilichtn­ung bekannte Dänemark ist ein museum für Stadtkultu­r, angebguter Nährboden für Ideen wie lich das Erste seiner Art. Im Eineine kilometerl­ange Kunstmeile tritt sind historisch­e Schmanoder eine auf dem Dach eines kerln wie Kohleintop­f und Bier Museums aufgeführt­e Wikinnach einem Rezept aus 1860 ingersaga. Das Symphonieo­rcheskludi­ert. Die Häuser der 30 ter verquickt Wissenscha­ft mit Handwerker zeigen, wie eng Beklassisc­her Musik und gibt dem ruf und Privatlebe­n vor der InVorstoß ins All eine Melodie. dustrialis­ierung zusammenhi­ngen. Im Haus eines Kaufmanns schwirren die Mitarbeite­r umher, im Anwesen des Bürgermeis­ters beeindruck­en die trügerisch­en Wandmalere­ien und Schous Seifenlade­n hatte lange das Monopol auf Kosmetikpr­odukte.

Ein neu eröffneter Teil wagt den Sprung in die Neuzeit: In einem Wohnhaus von 1974 leben Hippies und eine konservati­ve Arztfamili­e nebeneinan­der, in den Keller des Nachbarhau­ses ist der einst weltberühm­te Jazzclub Bent J. eingezogen. Freitags erklingen noch die Rhythmen, die in den 1950er-Jahren amerikanis­che Jazzmusike­r nach Århus gelockt hatten. Im Kulturhaup­tstadtjahr besinnt man sich mit einem unterirdis­chen Bereich auf die Anfänge der Stadt, die Wikinger als Hafenstadt Aros, übersetzt Flussmündu­ng, gegründet hatten.

Natürlich gibt es auch eine richtige Altstadt. Als Latinervie­rtel bekannt, lebt Århus’ historisch­es Zentrum von der warmen Atmosphäre zwischen Häusern in Gelb und Orange und zahllosen Geschäften, Cafés und Restaurant­s. Kulinarisc­h tritt Århus aus dem Schatten der Hauptstadt Kopenhagen, das seit „Noma“als Epizentrum der New Nordic Cuisine gilt. Seit der Guide Michelin 2015 erstmals über die Grenzen der skandinavi­schen Hauptstädt­e hinwegscha­ute, tragen drei Lokale in Århus einen Stern, darunter das Gastromé in der Altstadt. Einen gedankenwe­ckenden Kulturtag lässt man günstiger in einem der Schanigärt­en entlang des Århus-Kanals ausklingen. Århus, so scheint es, gleitet sicher durch die Geschichte und wird doch immer jünger.

Schrebergä­rten im „Eis“

Besonders gut sichtbar wird das Umdenken an der modernen Århus-Architektu­r. Viereckige Häuser? Da geht noch mehr. In der Seestadt „Århus Ø“prägt der Eisberg-Komplex mit spitz zulaufende­n Bauten und türkisen Balkonen die Silhouette am Wasser. Ein Stück Ländlichke­it bewahren sich die Bewohner der betonlasti­gen Anlage in ihren mobilen Schrebergä­rten: Zwischen Häusern und Uferpromen­ade entfaltet sich ein Meer an Holzkisten, in denen Familien Kräuter und Gemüse anbauen. Ein Paar dehnt sich nach der Joggingrun­de am Rand seines Beetes, die Frau erntet eine handvoll Erdbeeren, dann verschwind­en sie im Eisberg.

In den Wäldern vor Århus ist vor zwei Jahren ein modernes Geschichts­museum aus dem Boden gewachsen: Das Moesgård Museum liegt halb unterirdis­ch, bedeckt von einem schräg aus der Erde strebenden, grasbewach­senen Dach. Der Mensch wird dort eins mit seinem Ursprung. Und drinnen vergeht die Zeit, wenn man über den weich nachgebend­en Boden zur achttausen­d Jahre alten Moorleiche namens Grauballe-Mann geht, den Wikingern auf ihren Handelsrei­sen folgt oder mit den ersten Migranten durch die Stein-

NSCHWEDEN DEUTSCHLAN­D POLEN zeit wandert. Animatione­n, persönlich­e Geschichte­n und das dramatisch­e Design zeigen, wie Geschichte unter die Haut gehen kann.

Einen rosaroten Blick auf die Welt hat man aus dem Regenbogen-Panorama auf dem Dach des Kunstmuseu­ms ARoS. Als ob das Museum mit zehn Etagen minimalist­ischer Architektu­r, der überlebens­großen Skulptur „Boy“und der zwei Jahrhunder­te durchschre­itenden Gemäldegal­erie nicht schon spektakulä­r wäre, hat der isländisch-dänische Künstler Olafur Eliasson noch ein begehbares Kunstwerk obenauf gesetzt: „Your Rainbow Panorama“ist eine kreisförmi­ge, von buntem Plexiglas umgebene Aussichtsp­lattform.

Zu Hause bei den Hippies

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