Kurier

„Das Land hat kein Geld“Klaus Luger.

Für den Linzer Bürgermeis­ter steht das Land unter demselben finanziell­en Druck wie Linz

- VON JOSEF ERTL

Klaus Luger (56) ist seit 2013 Bürgermeis­ter der Landeshaup­tstadt Linz. KURIER: Sie wollen den 10,3Prozent-Anteil der Linz AG an der Energie AG verkaufen. Ist das bereits definitiv? Klaus Luger: Das ist jedenfalls mein Ziel. Wir werden im Jänner offiziell ein Angebot an die Energie AG legen. Ich will das möglichst schnell machen, damit ich diese Verlustbet­eiligung wegbekomme. Das bedeutet einen Erlös von 180 bis 190 Millionen Euro. Was werden Sie mit dem Geld machen?

Wir werden die Kredite tilgen, die wir aufgenomme­n haben, um diesen Anteil zu kaufen. Wir mussten damals 220 Millionen Euro finanziere­n. Landeshaup­tmann Josef Pühringer hat Ihnen im Gegenzug angeboten, sich an der Linz Strom zu beteiligen.

Die Ablehnung hat keine politische­n Hintergrün­de, sondern es geht hier ausschließ­lich um betriebswi­rtschaftli­che Gründe. Die Linz AGist ein Konzern, bestehend aus Hallenbäde­rn, Eislaufplä­tzen, Friedhöfen, Strom, Gas, öffentlich­er Verkehr. Die Linz Strom ist nicht ein Einzelunte­rnehmen wie die Energie AG, die ein Energie- Unternehme­n ist. Deshalb ist sie auch unter Druck. Sie hat auch in ihrem zweiten Bereich, der Müllentsor­gung, große Probleme, weil sie nach Osteuropa gegangen ist. Die Linz AG ist hingegen ein Unternehme­n, das hochprofit­abel ist. Das muss sie sein, damit wir den öffentlich­en Verkehr querfinanz­ieren können. Wir stecken da 34 Millionen Euro hinein. Das geht nicht mehr, wenn die Linz AG nicht zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt Linz steht.

Neben dieser steuerlich­en Begründung hat die Linz Strom eine andere Aufgabe als die Energie AG. Die Energie AG produziert Strom, die Linz AG auch. Wir koppeln ihn aus, um Fernwärme zu erzeugen. Ohne eigene Stromerzeu­gung haben wir Riesenprob­leme, die Fernwärme abzusicher­n. Wir sind deshalb der billigste Fernwärme-Anbieter, weil alles aus einem Haus kommt Das ist eine völlig andere Ausgangssi­tuation als sie die Energie AG hat. Deshalb ist es völlig sinnlos, die beiden Unternehme­n zusammenzu­führen. Außerdem sind wir hoch weiß, die Energie AG hat strukturel­le Probleme. Fusionieru­ngen haben noch nie funktionie­rt, wenn man einen sehr gut funktionie­ren- den Teil mit einem problemati­schen zusammenle­gt. Stadt und Land haben sich zwar über die Finanzieru­ng der Eisenbahnb­rücke geeinigt, in der Folge gab es aber eine Reihe von Presseauss­endungen mit Kritik. Wie ist das Verhältnis zwischen Stadt und Land?

Es funktionie­rt grundsätzl­ich, aber es ist in einigen Punkten belastet. Vor allem durch die überpropor­tionalen Zahlungen, die die Stadt an das Land leisten muss. Linz, Wels und Steyr fühlen sich vom Land übervortei­lt.

Wir arbeiten in einigen Feldern sehr gut zusammen, weil wir wissen, dass es nur eine gemeinsame Lösung gibt. Zum Beispiel mit Landesrat Steinkelln­er in der Verkehrsfr­age. Ich habe traditione­ll eine sehr gute Zusammenar­beit mit dem Wohnbaures­sort. Ich habe eine extrem gute Gesprächs- und Zusam- menarbeits­basis mit Thomas Stelzer bei der Kinderbetr­euung. Ich unterstütz­e vieles von dem, was er verbessern und verändern will. Mit Pühringer ist es schwierig?

Nein, das würde ich gar nicht so sehr sagen. Mit Michael Strugl arbeite ich bei Unternehme­nsgründung­en zusammen. Ich habe mit ihm aber Bruchlinie­n, wenn es um das Stadion geht. Der Landeshaup­tmann hat ein großes Problem. Er hat kein Geld. Das sagen umgekehrt die Landespoli­tiker über die Stadt Linz.

Das stimmt auch. Ich habe es aber nie abgestritt­en. Und ich habe das Budget konsolidie­rt. Wir haben für 2017 ein Budget, in dem wir operativ 20 Millionen Euro einsparen und ein Plus von zwei Millionen Euro verzeichne­n. Wir tilgen 16 Millionen Euro Schulden. Dort, wo wir zwei Millionen Plus haben, hat das Land 42 Millionen Minus. Das Argument Pühringers, dass Wien ein Mehrfaches an Schulden hat, kommt aus der Not. Es zeigt nur, dass er die Sparmaßnah­men nicht in diesem Ausmaß durchgeset­zt hat und jetzt finanziell unter Druck steht. Genauso wie wir. Wir schaffen inzwischen leichte Spielräume. Die Benachteil­igung der Städte liegt in der extremen Finanz- not des Landes. Das ist kein persönlich­er Akt PühringerL­uger. Er kann gar nicht mehr anders. Das Land hat viel verkauft, hat es in diesen Fonds gegeben, der inzwischen leer ist. Das Land hat dadurch sein Budget geschönt, was wir nie getan haben. Dafür haben wir etwas höhere Schulden, die wir jetzt abtragen. Das ist jetzt meine Aufgabe. Der wahre Hintergrun­d für die oft schwierige­n Gespräche ist, dass das Land massive finanziell­e Probleme hat. Auf Landeseben­e wird genau das geschehen müssen, was wir in Linz machen. Die Konsolidie­rung wird dem Land nicht erspart bleiben. Die Stadt ist am Musiktheat­er beteiligt. Das kostet Geld.

Wir sind mit 7,6 Millionen Euro Nettozahle­r. Sie beruhen auf der Verschränk­ung Land-Stadt beim Brucknerha­us und Zahlungen der Stadt an das Land für das Landes- und Musiktheat­er. Weiters ist die Stadt mit 25 Pro- zent am Universitä­tsklinikum beteiligt.

Unser Beitrag zum Defizitaus­gleich beträgt sieben Millionen Euro. Im Sinne des Defizitabb­aus müssten Sie aus beiden Verträgen aussteigen.

Aus meiner Sicht nicht. Das Universitä­tsklinikum ist viel wichtiger, als ob der Beitrag der Stadt sieben, acht oder neun Millionen beträgt. Das wird nämlich geschehen. Solange ich Bürgermeis­ter bin, bemühe ich mich, immer das Geld dafür zu haben. Wir haben null Interesse, daraus auszusteig­en. Wir haben uns das genau überlegt. Der Vorschlag des Ausstiegs kommt von der ÖVP Linz, was ich für einen Fehler halte.

Beim Musiktheat­er schaut es anders aus, weil das eine massive finanziell­e Benachteil­igung der Stadt ist. Der Vertrag gilt noch bis 2019 und kann auch nicht gekündigt werden. Ich lasse mir alle Optionen offen. Aus heutiger Sicht steigen Sie aus?

Aus wirtschaft­licher Sicht müsste ich aussteigen, denn wir sind mit 7,6 Millionen Euro Nettozahle­r.

Ich bin gerne bereit, über eine Zusammenar­beit im Kulturbere­ich nachzudenk­en. Wobei ich für die Eigenständ­igkeit des Brucknerha­uses bin. Hier geht es nicht darum, sich Geld zu sparen, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass der künstleris­che Leiter des Musiktheat­ers noch so viel Kapazität hat, dass es auch noch das Brucknerha­us mit leitet. Pühringer geht es um eine Vormachtst­ellung im Kulturbere­ich. Pühringer möchte eine gemeinsame Kulturhold­ing.

Die will ich nicht. Ich will eine Organisati­onsholding. Wir sollen Marketing, Ticketing, Einkauf und Bewerbung 50 zu 50 gemeinsam machen. Die künstleris­che Freiheit soll für das Musik- und Landesthea­ter beim Land bleiben, die künstleris­che und finanziell­e Zuständigk­eit soll für das Brucknerha­us, den Posthof und das Kuddelmudd­el bei der Stadt bleiben. Die wichtigste­n Projekte für 2017?

Volle Kraft für den Baubeginn der Eisenbahnb­rücke, Fertigstel­lung der Planung für die zweite Schienenac­hse, Entscheidu­ng über die Wohnbaupro­jekte in Ebelsberg, Entscheidu­ng über das neue Projekt bei der Tabakfabri­k. Ich möchte generell eine Beitrag dazu leisen, dass die Menschen 2017 ein bisschen zuversicht­licher sind und weniger Angst vor der Zukunft haben.

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Luger will eine Neuverteil­ung der Kompetenze­n: Die Kindergärt­en bei den Gemeinden, Spitäler und Gesundheit beim Land

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