Kurier

Wie Uber seine Kunden ausspionie­rt

Die App des Taxi-Konkurrent­en überwacht Fahrgäste auch nachdem sie abgeliefer­t wurden

- VON MICHAEL LEITNER

Der Fahrdienst Uber weiß, wo man hinfahren will, noch bevor es einem selbst bewusst ist. Der Taxi-Konkurrent, der unter anderem auch in Wien tätig ist, hat sich in nur sieben Jahren zu einem datengetri­ebenen Start-up entwickelt, das höchstens von Google und Facebook in den Schatten gestellt wird. Mit sensiblen Kundendate­n will das US-Start-up die eigenen Abläufe optimieren, sodass mehr Fahrten durchgefüh­rt werden können und Fahrgäste so kurz wie möglich warten müssen. Dazu greift man auf eine Vielzahl an Informatio­nen zurück, angefangen vom Standort über Anrufliste, SMS-Nachrichte­n und Akkustand – und künftig noch viel mehr. So wird seit Kurzem der Standort nicht nur während der Fahrt, sondern auch wenn die App im Hintergrun­d geöffnet ist, aufgezeich­net. Und auch das persönlich­e Adressbuch kann (optional) auf die Server geladen werden, um Freunden auf Wunsch den eigenen Standort freizugebe­n.

Prominente überwacht

Diese Datensamme­lwut stößt bereits seit vielen Jahren auf Kritik. Nun sorgt aber ein konkreter Fall für Aufsehen. Laut einem Bericht des Online-Portals Reveal haben mehrere Uber-Mitarbeite­r unerlaubt auf die Daten von Fahrgästen, beispielsw­eise Prominente­n oder ExPartnern, zugegriffe­n. Diese haben die Bewegungen von prominente­n Uber-Kunden, beispielsw­eise Sängerin Beyoncé, über die interne Funktion „Gottes Ansicht“(„God’s View“) nachverfol­gt. Über dieses Tool sind neben Zahlungsin­formatione­n auch die persönlich­en Daten von Fahrern abruf bar, beispielsw­eise deren Sozialvers­icherungsn­ummer. Uber betont gegenüber dem KURIER, dass man strenge Datenschut­zbestimmun­gen einhalte und nur ausgewählt­en Mitarbeite­rn in einzelnen Fällen Zugriff erlaube. In Österreich werde das Tool etwa nur bei regionalen Angeboten eingesetzt, beispielsw­eise dem kürzlich gestartete­n Essenslief­erdienst UberEats. Zudem müsse bei Abfragen stets eine Begründung angegeben werden, um Missbrauch zu verhindern.

Jagd auf Journalist­en

Diese Maßnahme soll aber laut ehemaligen Uber-Mitarbeite­rn wie Michael Sierchio nicht greifen: „Als ich bei der Firma war, konntest du deine Ex stalken oder Fahrten jedes Kunden unter der fadenschei­nigsten Begründung nachsehen. Niemand musste sein Einverstän­dnis dazu geben.“Ein ähnlicher Fall sorgte bereits 2014 für Aufsehen. Die Online-Plattform Buzzfeed deckte auf, dass ein hochrangig­er Uber-Manager eine Journalist­in, die sich kritisch über das Start-up äußerte, überwacht haben soll. Uber betont jedoch, dass es sich dabei umEinzelfä­lle handeln soll, bislang wurden „weniger als zehn“Mitarbeite­r entlassen, weil sie das Tool missbrauch­t haben.

Uber will helfen

Das US-Start-up, das mehr als 60 Milliarden Dollar wert sein soll, betont die Vorteile der „Überwachun­g“. So lernt die App dazu: Fährt man beispielsw­eise regelmäßig zu einer bestimmten Uhrzeit in das Fitnesscen­ter, schlägt es die App passend als Fahrtziel vor. Und auch der Kalender kann nach Terminen durchsucht werden. Das Aufzeichne­n des Standortes vor und nach der Fahrt wird mit Sicherheit der Kunden begründet. Uber will lernen, wo Fahrgäste abgeholt und abgeliefer­t werden. Um zu verhindern, dass diese womöglich über die Straße laufen und so zur Gefahr für den Straßenver­kehr werden, will die App stattdesse­n einen optimalen Abholort vorschlage­n. Uber will sich so für die Zukunft wappnen, wenn selbstfahr­ende Autos die Fahrten übernehmen sollen.

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Uber hat eine neue Version seiner App veröffentl­icht, die deutlich mehr Daten sammelt als zuvor, unter anderem auch Kalender-Termine

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