Wie Uber seine Kunden ausspioniert
Die App des Taxi-Konkurrenten überwacht Fahrgäste auch nachdem sie abgeliefert wurden
Der Fahrdienst Uber weiß, wo man hinfahren will, noch bevor es einem selbst bewusst ist. Der Taxi-Konkurrent, der unter anderem auch in Wien tätig ist, hat sich in nur sieben Jahren zu einem datengetriebenen Start-up entwickelt, das höchstens von Google und Facebook in den Schatten gestellt wird. Mit sensiblen Kundendaten will das US-Start-up die eigenen Abläufe optimieren, sodass mehr Fahrten durchgeführt werden können und Fahrgäste so kurz wie möglich warten müssen. Dazu greift man auf eine Vielzahl an Informationen zurück, angefangen vom Standort über Anrufliste, SMS-Nachrichten und Akkustand – und künftig noch viel mehr. So wird seit Kurzem der Standort nicht nur während der Fahrt, sondern auch wenn die App im Hintergrund geöffnet ist, aufgezeichnet. Und auch das persönliche Adressbuch kann (optional) auf die Server geladen werden, um Freunden auf Wunsch den eigenen Standort freizugeben.
Prominente überwacht
Diese Datensammelwut stößt bereits seit vielen Jahren auf Kritik. Nun sorgt aber ein konkreter Fall für Aufsehen. Laut einem Bericht des Online-Portals Reveal haben mehrere Uber-Mitarbeiter unerlaubt auf die Daten von Fahrgästen, beispielsweise Prominenten oder ExPartnern, zugegriffen. Diese haben die Bewegungen von prominenten Uber-Kunden, beispielsweise Sängerin Beyoncé, über die interne Funktion „Gottes Ansicht“(„God’s View“) nachverfolgt. Über dieses Tool sind neben Zahlungsinformationen auch die persönlichen Daten von Fahrern abruf bar, beispielsweise deren Sozialversicherungsnummer. Uber betont gegenüber dem KURIER, dass man strenge Datenschutzbestimmungen einhalte und nur ausgewählten Mitarbeitern in einzelnen Fällen Zugriff erlaube. In Österreich werde das Tool etwa nur bei regionalen Angeboten eingesetzt, beispielsweise dem kürzlich gestarteten Essenslieferdienst UberEats. Zudem müsse bei Abfragen stets eine Begründung angegeben werden, um Missbrauch zu verhindern.
Jagd auf Journalisten
Diese Maßnahme soll aber laut ehemaligen Uber-Mitarbeitern wie Michael Sierchio nicht greifen: „Als ich bei der Firma war, konntest du deine Ex stalken oder Fahrten jedes Kunden unter der fadenscheinigsten Begründung nachsehen. Niemand musste sein Einverständnis dazu geben.“Ein ähnlicher Fall sorgte bereits 2014 für Aufsehen. Die Online-Plattform Buzzfeed deckte auf, dass ein hochrangiger Uber-Manager eine Journalistin, die sich kritisch über das Start-up äußerte, überwacht haben soll. Uber betont jedoch, dass es sich dabei umEinzelfälle handeln soll, bislang wurden „weniger als zehn“Mitarbeiter entlassen, weil sie das Tool missbraucht haben.
Uber will helfen
Das US-Start-up, das mehr als 60 Milliarden Dollar wert sein soll, betont die Vorteile der „Überwachung“. So lernt die App dazu: Fährt man beispielsweise regelmäßig zu einer bestimmten Uhrzeit in das Fitnesscenter, schlägt es die App passend als Fahrtziel vor. Und auch der Kalender kann nach Terminen durchsucht werden. Das Aufzeichnen des Standortes vor und nach der Fahrt wird mit Sicherheit der Kunden begründet. Uber will lernen, wo Fahrgäste abgeholt und abgeliefert werden. Um zu verhindern, dass diese womöglich über die Straße laufen und so zur Gefahr für den Straßenverkehr werden, will die App stattdessen einen optimalen Abholort vorschlagen. Uber will sich so für die Zukunft wappnen, wenn selbstfahrende Autos die Fahrten übernehmen sollen.