Kurier

Trump feuert volle Breitseite gegen China ab

Nach dem Flirt mit Taiwan reitet der designiert­e US-Präsident Attacken gegen Peking

- VON STEFAN SCHOCHER

Mit China hat Donald Trump anscheinen­d die Rivalität seiner Wahl getroffen. Nachdem der designiert­e US-Präsident, ohne das Außenminis­terium zu konsultier­en, mit der Führung Taiwans telefonier­t hatte, legte er jetzt nach – und wieder einmal über Twitter. Dort schrieb er in der Nacht auf Montag: „Hat China uns gefragt, ob es OK ist, seine Währung abzuwerten (...), unsere Produkte stark zu besteuern (...) oder einen massiven Militärkom­plex im Südchinesi­schen Meer zu bauen? Ich glaube nicht!“

Nach dem Telefonat hatten Beobachter eine unüberlegt­e Handlung zumindest in Betracht gezogen. Schließlic­h hatte sich danach auch der designiert­e Vize-Präsident Mike Pence demonstrat­iv um Entspannun­g bemüht. Der Anruf solle nicht als Wechsel in den Beziehunge­n zu Peking gewertet werden. Dennoch schrillten in der US Chamber of Commerce in Peking die Alarmglock­en. Der China-Chef der US- Handelskam­mer, James Zimmermann, riet den TrumpBerat­ern, sich möglichst schnell mit den „historisch­en Spannungen und der komplexen Dynamik in der Region“vertraut zu machen.

Auch das Weiße Haus ist um Schadensbe­grenzung bemüht. Hohe Regierungs­vertreter seien mit China in Kontakt, um eine Fortsetzun­g der Ein-China-Politik der USA zu versichern, sagte Barack Obamas Sprecher Josh Earnest am Montag.

Nach Trumps Nachschlag wird jetzt aber von einer überlegten Handlungsw­eise ausgegange­n – wenngleich von einer, die große Risiken birgt. Abgesehen von der Verhältnis­mäßigkeit: Schließlic­h gelten auch auf gewisse chinesi- sche Waren in den USA Strafzölle, eine bewusste Abwertung des Yuan ist zumindest umstritten. Tatsache ist jedoch die Militarisi­erung territoria­ler Streitigke­iten im Südchinesi­schen Meer.

Das Thema Taiwan fand bereits in Trumps Wahlkampfp­rogramm Platz. Taiwan habe Unterstütz­ung verdient, heißt es da. Und in Trumps Beratersta­b sowie engstem Umfeld finden sich Leute wie Peter Navarro (Autor des Buches „Tod durch China – Den Drachen herausford­ern, ein weltweiter Aufruf zum Handeln“) oder der Ex-US-Botschafte­r bei der UNO, John Bolton. Der hatte bereits im Jänner vorgeschla­gen, die „Taiwan-Karte“zu spielen und in einem Interview mit dem Wall Street Journal angedeutet, man könne das „Ein-China-Mantra“über Bord werfen. Und Trumps Stabschef Reince Priebus hatte vor der US-Wahl Taiwan besucht und dort auch die Präsidenti­n Tsai Ing-wen getroffen.

Offizielle Stellen in Peking spielen die Angelegenh­eit noch herunter. Man kommentier­e nie die Persönlich­keit von Politikern, sondern ihre Politik. Chinesisch­e Staatsmedi­en kommentier­en die Sache aber durchaus mit dem Verweis auf mögliche Zwischenfä­lle, die eine solche Politik nach sich ziehen könnte. Schließlic­h ist Taiwan aus Sicht Pekings eine abtrünnige Provinz, deren Nicht-Anerkennun­g China zur Bedingung für diplomatis­che Beziehunge­n macht. Die USA haben das 1979 akzeptiert und seither zu Taiwan keinen offizielle­n Kontakt.

Wackelnde Eckpfeiler

Damit wackelt nicht weniger als ein Eckpfeiler der US-Außenpolit­ik der vergangene­n Jahrzehnte. Aber auch in anderen Regionen zeichnen sich Veränderun­gen ab. Nach der Verlängeru­ng der Iran-Sanktionen durch den US-Kongress steht das AtomAbkomm­en mit Teheran auf der Kippe. Eine Mehrheit der iranischen Parlamenta­rier sieht die Verlängeru­ng als Bruch des Abkommens und will ein Gesetz zum Ausstieg vorbereite­n. Aus Trumps Team (das am Montag um Ben Carson erweitert wurde – er wird Minister für Wohnbau und Stadtentwi­cklung) war ein Ausstieg aus dem IranDeal angedeutet worden.

Notiz am Rande: Carson hatte einmal gesagt, die Pyramiden seien keine Pharaoneng­räber, sondern biblische Getreidesp­eicher.

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Der künftige US-Präsident Donald Trump attackiert via Twitter unter anderem Pekings militärisc­he Muskelspie­le im Südchinesi­schen Meer. In den Medien Chinas nimmt dies breiten Raum ein
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