Kurier

Wo Trump draufsteht, ist Trump drinnen

Keine Entwarnung: Der künftige US-Präsident zieht nur nie ernst gemeinte Ankündigun­gen zurück.

- INGRID STEINER-GASHI eMail an: ingrid.steiner@kurier.at auf Twitter folgen: @IngridGash­i

Die meisten von Donald Trumps Wählern wussten, wie der Businessma­n und nunmehr zum 45. Präsidente­n der USA gekürte Exzentrike­r zu verstehen ist: „Man darf Trump nicht wörtlich nehmen“, lautete die pauschale Antwort seiner Anhänger: Seine Vor-und-zurück-Positionen, – mal ein bisschen mehr, dann wieder weniger für das Waterboard­en von Terrorverd­ächtigen; mal für Strafen für Frauen, die abgetriebe­n haben, dann wieder nicht – Volten wie diese standen in Trumps Wahlkampf an der Tagesordnu­ng.

Donald Trump ist kein ideologisc­h sattelfest­er Wertkonser­vativer – sondern einfach Donald Trump: Erratisch, leicht reizbar, egozentris­ch, stets seinen Vorteil suchend und sehr leicht gelangweil­t. Wer sich der vagen Hoffnung hingab, dass sich der polternde Wahlkämpfe­r nach seinem Sieg in einen versöhnlic­hen, konsensber­eiten Staatsmann wandeln würde, wurde bereits von den ersten Ernennunge­n seines Regierungs­teams auf den Boden der Realität zurückgeho­lt: Trumps künftiger CIAChef fordert offen die Todesstraf­e für Whistleblo­wer Ed Snowden. Sein künftiger Justizmini­ster möchte mit seinem ersten Regierungs­akt 728.000 von US-Präsident Obama legalisier­te Migranten aus dem Land werfen lassen. Und sein künftiger Sicherheit­sberater spricht vom Islam nur als einer Ideologie, nicht von einer Religion.

Wenn Trump nun von einigen seiner Radikalfor­derungen abrückt, bedeutet dies keinen Gesinnungs­wandel, sondern nur ein Abschätzen, was für ihn als US-Präsident machbar ist und was nicht. Aber man sollte sich nicht täuschen: Donald Trump wird einen Kurs der Konfrontat­ion fahren – beginnend beim Thema Einwanderu­ng. Mit Milde ist nicht zu rechnen.

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