Parkpickerl kommt Pendler teuer
Wien treibt Parkraumbewirtschaftung voran; Tausende kostenlose Stellplätze fallen weg
A m Dienstag endete in WienDöbling die Abstimmung über das Parkpickerl. Auslöser für die beinahe flächendeckend geplante Parkraumbewirtschaftung im 19. Bezirk war die Einführung des Parkpickerls im Nachbarbezirk Währing im September. Die Reduzierung von kostenlosem Parkraum trieb viele Lenker in den Nobelbezirk.
Pickerl mit Ausnahmen
Döblings Bezirkschef Adi Tiller (ÖVP) glaubt an die Einführung des Pickerls und rechnet mit bis zu 45 oder gar 50 Prozent Beteiligung der Bevölkerung bei der Befragung: „Allerdings wird es Pickerl-Ausnahmen geben. Etwa entlang der Höhenstraße, beim Parkplatz am Kahlenberg sowie vor dem Krapfenwaldbad.“Nachsatz: „Sonst kostet das Parken mehr als das Baden.“Der Kobenzl-Parkplatz steht noch zur Diskussion. Da die dortige Stellf läche der Stadt gehört, will Tiller noch mit Bürger- meister Häupl reden. Sollten sich die Döblinger für das Pickerl entscheiden, könnte die Regelung schon am 2. Mai 2017 in Kraft treten.
Während in Döbling der Verlust der Gratis-Parkplätze überschaubar ist, droht mit der geplanten Parkraumbewirtschaftung in Wien-Favoriten für Einpendler aus dem südlichen Niederösterreich, Teilen des Burgenlands sowie der Steiermark der Stellplatz-Kollaps. Wer zukünftig mit seinem Auto zur Arbeit fahren will, braucht demnach einen Garagenplatz. Ab 100 Euro Miete muss – je nach Bezirk – gerechnet werden.
Favoriten macht dicht
Denn im 10. Bezirk könnte ab September 2017 beinahe flächendeckend das Parkpickerl kommen (Grafik). Die Einführung gilt – auch wegen der Zigtausenden abgestellten Pendler-Fahrzeuge – als sehr wahrscheinlich.
Tatsache ist, dass es bei vielen Bahnhöfen im südlichen Niederösterreich an Park-&Ride-Möglichkeiten mangelt. Wien wird an der Landesgrenze keine neuen Stellplätze für Pendler errichten. NÖ-Verkehrslandesrat Karl Wilfing (ÖVP) ist sich der Misere be- wusst: „Wir haben bereits 37.500 P&R-Plätze geschaffen. Bis 2025 wollen wir auf 50.000 Parkplätze kommen.“
Diese Bemühungen dürften nicht ausreichen: Schätzungen sprechen von 100.000 Pendler-Kfz, die aus dem Süd-Korridor (NÖ, Bgld., Stmk.) Richtung Wien stauen. Und wenn Favoriten ab Herbst 2017 ein Pickerlbezirk ist, wird Simmering als Grenzbezirk zu NÖ nachziehen. In den Gemeinden an der Landesgrenze, wie Schwechat oder Leopoldsdorf, werden bereits Gegenmaßnahmen diskutiert (Artikel unten).
Für ÖAMTC-Jurist Nikolaus Authried wird der Konflikt umParkplätze amRücken der Pendler ausgetragen: „Die beiden Bundesländer kooperieren nicht. Favoriten bräuchte eine P-&-R-Anlage, und NÖ attraktivere Öffis.“
Dafür hat Wiens Verkehrslandesrätin Maria Vassilakou (Grüne) für NÖ Ratschläge parat: „Es gibt in Niederösterreich ein spürbares Umdenken in Sachen öffentlichem Verkehr. Jetzt muss es darum gehen, diesen Weg auch konsequent weiterzuführen. Taktverdichtungen der S-Bahnen, 365-Jahreskarte für ganz NÖundbessere Busverbindungen. Der Ausbau der Öffis ist die Lösung des Verkehrsproblems für Wien und das Umland.“
„Wir haben bereits 37.500 P&R-Plätze geschaffen. Bis 2025 wollen wir auf 50.000 kommen.“Karl Wilfing NÖ-Verkehrslandesrat