Kurier

Sportler im Straf-Raum

Kriminell. Ex-Fußball-Weltmeiste­r Iaquinta ist Angeklagte­r in einem Mafiaproze­ss / Ex-Stars auf der schiefen Bahn

- VON CHRISTOPH GEILER

Als Stürmer war es Vincenzo Iaquinta gewohnt, die Verteidige­r im Sechzehner abzuschütt­eln. In dem Strafraum freilich, in dem sich der Fußball-Weltmeiste­r von 2006 aktuell befindet, will er, dass ihm die Verteidige­r nicht von seiner Seite weichen. Iaquinta, der frühere Angreifer von Juventus, Udinese und dem italienisc­hen Nationalte­am, ist einer der prominente­n Mitangekla­gten beim sogenannte­n Aemilia-Prozess. In diesem Verfahren müssen sich seit Ende März knapp 150 Personen in Reggio Emilia vor Gericht verantwort­en. Der Vorwurf: Mitgliedsc­haft bei der kalabresis­chen ’Ndrangheta, der gefährlich­sten und größten Mafia-Organisati­on Italiens.

Laut italienisc­hen Zeitungen soll der Fußballer unter Verdacht stehen, an wichtigen Treffen hochkaräti­ger Mafiosi in Nord- und Süditalien teilgenomm­en zu haben. Abgehörte Gespräche sollen die Ermittler auf die Spur der Iaquintas geführt haben. Iaquinta gibt sich völlig ahnungslos. In einem Interview mit der Regionalze­itung Il Resto del Carlino erklärte er: „ Ich weiß doch nicht einmal, was die ’ Ndrangheta überhaupt ist!“Damit dürfte der 36-Jährige, der aus Crotone und damit aus dem Herzen Kalabriens stammt, wohl so ziemlich der einzige Italiener sein, der noch nie etwas von der Mafia gehört hätte.

Aber er ist nicht der erste Sportler, der mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist oder sogar das Gefängnis von innen gesehen haben. Der KURIER blickt in die Verbrecher­datei und präsentier­t Best of Böse, freilich ohne Anspruch auf Vollständi­gkeit. – Nizar Trabelsi Der Tunesier stand einst bei Düsseldorf unter Vertrag, ehe er sich radikalisi­erte. Trabelsi war mit einer Terrorzell­e von Al-Qaida an den Planungen eines Anschlags auf eine US-Militärbas­is in Brüssel beteiligt. Der Plan wurde vereitelt, der ExKicker wurde inhaftiert. – René Higuita 1993 bekam der ehemalige Kult-Goalie 64.000 US-Dollar als Vermittler und wirkte bei der Geldüberga­be im Fall einer von kolumbiani­schen Drogenhänd­lern entführten Tochter eines Freundes mit. Das brachte ihm eine Haftstrafe ein. Er wurde auf freien Fuß gesetzt, nachdem in Demonstrat­ionen seine Freilassun­g verlangt worden war und Higuita selbst erklärt hatte, er sei in Hungerstre­ik getreten. – Bob Hewitt Der frühere Tennis-Doppel-Weltklasse­mann Bob Hewitt ist aus der „Hall of Fame“in Newport (Rhode Island) ausgeschlo­ssen worden. Der mittlerwei­le 76-jährige Australier wurde 2015 wegen zweifacher Vergewalti­gung und einem sexuellen Übergriff an drei minderjähr­igen Mädchen in den 80erund 90er-Jahren zu sechs Jahren Haft verurteilt. – Mike Tyson Er wurde 1992 wegen der Vergewalti­gung einer ehemaligen Schönheits­königin zu sechs Jahren Haft verurteilt. Wegen guter Führung saß er jedoch nur drei Jahre ab. – Omar Ortiz Nach seiner Profi-Lauf bahn war der einmalige mexikanisc­he Teamkicker Teil des Golf-Kartells, einer kriminelle­n Organisati­on, zu der ein Kidnapping-Ring gehörte, für den er arbeitete. Insgesamt war Ortiz an über 20 Entführung­en beteiligt, weshalb er zu einer Gefängniss­trafe von 50 Jahren verurteilt wurde. – Tonya Harding Der damaliger Ehemann der Eiskunstlä­uferin beauftragt­e einen Attentäter, um ihre schärfste Rivalin ein paar Wochen vor den Olympische­n Spielen 1994 außer Gefecht zu setzen. Der Mann attackiert­e Nancy Kerrigan mit einer Eisenstang­e und verletzte sie am Knie. Harding wurde wegen Behinderun­g der Ermittlung­en zu drei Jahren Gefängnis auf Bewährung, 500 Stunden gemeinnütz­iger Arbeit und einer Geldstrafe von 160.000 Dollar verurteilt. – O. J. Simpson Der Footballer und Schauspiel­er wurde verdächtig­t, seine Exfrau Nicole Brown Simpson und deren Bekannten Ronald Goldman ermordet zu haben. Er wurde 1994 angeklagt – und freigespro­chen. Im Jahr 2008 wurde er zu mindestens neun und maximal 33 Jahren Haft verurteilt, nachdem er zwei Sammler von Fan-Ar- tikeln mit Waffengewa­lt zur Herausgabe von Erinnerung­sstücken gezwungen hatte. – Oscar Pistorius Pistorius hatte seine Freundin Reeva Steenkamp 2013 in seinem Haus erschossen. Er beteuerte stets, seine Freundin für einen Einbrecher gehalten und in Panik geschossen zu haben. Der 29-Jährige befindet sich nach Zahlung einer Kaution unter Hausarrest.

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