Sportler im Straf-Raum
Kriminell. Ex-Fußball-Weltmeister Iaquinta ist Angeklagter in einem Mafiaprozess / Ex-Stars auf der schiefen Bahn
Als Stürmer war es Vincenzo Iaquinta gewohnt, die Verteidiger im Sechzehner abzuschütteln. In dem Strafraum freilich, in dem sich der Fußball-Weltmeister von 2006 aktuell befindet, will er, dass ihm die Verteidiger nicht von seiner Seite weichen. Iaquinta, der frühere Angreifer von Juventus, Udinese und dem italienischen Nationalteam, ist einer der prominenten Mitangeklagten beim sogenannten Aemilia-Prozess. In diesem Verfahren müssen sich seit Ende März knapp 150 Personen in Reggio Emilia vor Gericht verantworten. Der Vorwurf: Mitgliedschaft bei der kalabresischen ’Ndrangheta, der gefährlichsten und größten Mafia-Organisation Italiens.
Laut italienischen Zeitungen soll der Fußballer unter Verdacht stehen, an wichtigen Treffen hochkarätiger Mafiosi in Nord- und Süditalien teilgenommen zu haben. Abgehörte Gespräche sollen die Ermittler auf die Spur der Iaquintas geführt haben. Iaquinta gibt sich völlig ahnungslos. In einem Interview mit der Regionalzeitung Il Resto del Carlino erklärte er: „ Ich weiß doch nicht einmal, was die ’ Ndrangheta überhaupt ist!“Damit dürfte der 36-Jährige, der aus Crotone und damit aus dem Herzen Kalabriens stammt, wohl so ziemlich der einzige Italiener sein, der noch nie etwas von der Mafia gehört hätte.
Aber er ist nicht der erste Sportler, der mit dem Gesetz in Konflikt geraten ist oder sogar das Gefängnis von innen gesehen haben. Der KURIER blickt in die Verbrecherdatei und präsentiert Best of Böse, freilich ohne Anspruch auf Vollständigkeit. – Nizar Trabelsi Der Tunesier stand einst bei Düsseldorf unter Vertrag, ehe er sich radikalisierte. Trabelsi war mit einer Terrorzelle von Al-Qaida an den Planungen eines Anschlags auf eine US-Militärbasis in Brüssel beteiligt. Der Plan wurde vereitelt, der ExKicker wurde inhaftiert. – René Higuita 1993 bekam der ehemalige Kult-Goalie 64.000 US-Dollar als Vermittler und wirkte bei der Geldübergabe im Fall einer von kolumbianischen Drogenhändlern entführten Tochter eines Freundes mit. Das brachte ihm eine Haftstrafe ein. Er wurde auf freien Fuß gesetzt, nachdem in Demonstrationen seine Freilassung verlangt worden war und Higuita selbst erklärt hatte, er sei in Hungerstreik getreten. – Bob Hewitt Der frühere Tennis-Doppel-Weltklassemann Bob Hewitt ist aus der „Hall of Fame“in Newport (Rhode Island) ausgeschlossen worden. Der mittlerweile 76-jährige Australier wurde 2015 wegen zweifacher Vergewaltigung und einem sexuellen Übergriff an drei minderjährigen Mädchen in den 80erund 90er-Jahren zu sechs Jahren Haft verurteilt. – Mike Tyson Er wurde 1992 wegen der Vergewaltigung einer ehemaligen Schönheitskönigin zu sechs Jahren Haft verurteilt. Wegen guter Führung saß er jedoch nur drei Jahre ab. – Omar Ortiz Nach seiner Profi-Lauf bahn war der einmalige mexikanische Teamkicker Teil des Golf-Kartells, einer kriminellen Organisation, zu der ein Kidnapping-Ring gehörte, für den er arbeitete. Insgesamt war Ortiz an über 20 Entführungen beteiligt, weshalb er zu einer Gefängnisstrafe von 50 Jahren verurteilt wurde. – Tonya Harding Der damaliger Ehemann der Eiskunstläuferin beauftragte einen Attentäter, um ihre schärfste Rivalin ein paar Wochen vor den Olympischen Spielen 1994 außer Gefecht zu setzen. Der Mann attackierte Nancy Kerrigan mit einer Eisenstange und verletzte sie am Knie. Harding wurde wegen Behinderung der Ermittlungen zu drei Jahren Gefängnis auf Bewährung, 500 Stunden gemeinnütziger Arbeit und einer Geldstrafe von 160.000 Dollar verurteilt. – O. J. Simpson Der Footballer und Schauspieler wurde verdächtigt, seine Exfrau Nicole Brown Simpson und deren Bekannten Ronald Goldman ermordet zu haben. Er wurde 1994 angeklagt – und freigesprochen. Im Jahr 2008 wurde er zu mindestens neun und maximal 33 Jahren Haft verurteilt, nachdem er zwei Sammler von Fan-Ar- tikeln mit Waffengewalt zur Herausgabe von Erinnerungsstücken gezwungen hatte. – Oscar Pistorius Pistorius hatte seine Freundin Reeva Steenkamp 2013 in seinem Haus erschossen. Er beteuerte stets, seine Freundin für einen Einbrecher gehalten und in Panik geschossen zu haben. Der 29-Jährige befindet sich nach Zahlung einer Kaution unter Hausarrest.