Kurier

Vermissten­fall wird neu aufgerollt

Kriminalrä­tsel. Cold-Case-Team untersucht das mysteriöse Verschwind­en eines Autohändle­rs

- VON UND Bekannte

Seit sieben Jahren ist es ein ungelöstes Kriminalrä­tsel. Nach dem mysteriöse­n Verschwind­en des Autohändle­rs Franz Leiss (68) aus Kleinhaugs­dorf, NÖ, ging die Polizei unzähligen Hinweisen nach, auch in Tschechien. Doch sie alle führten ins Nichts. Nun kommt wieder Bewegung in den Fall. Die Cold-CaseErmitt­ler des Bundeskrim­inalamtes (BK) rollen die Angelegenh­eit komplett neu auf.

Es war der 20. März 2009, als Leiss zuletzt auf seinem Grundstück in dem kleinen Ort Kleinhaugs­dorf, direkt an der Grenze zu Tschechien, gesehen wurde. Gegen 17 Uhr, so erinnerte sich ein Nachbar, habe er noch mit Arbeitern Stahlkäste­n abgeladen. Danach telefonier­te er mit seiner Lebensgefä­hrtin. Sie erzählte den Ermittlern später von Männerstim­men im Hintergrun­d. „Ich fühl’ mich nicht gut“, sagte Leiss am Telefon. Dann war die Verbindung weg.

Cabrio

Zeugen sahen, wie Leiss mit drei unbekannte­n Männern und seinen beiden Rottweiler­n in eines seiner Fahrzeuge einstieg und wegfuhr. Von dem 68-Jährigen und dem blauen 3erGolf Cabrio mit dem Hollabrunn­er Probekennz­eichen „HL 61 JI“fehlt seit diesem Tag jede Spur. Die beiden Hunde tauchten zwei Monate später wohlgenähr­t nur wenige Kilometer weiter wieder auf, ihr „Herrl“nicht.

Das Grundstück des Mannes wurde mittlerwei­le versteiger­t. Die dort abgestellt­en Fahrzeuge sind verkauft, die Halle fast ausgeräumt. Das Haus ist unbewohnt. Aber seit einigen Wochen tut sich wieder etwas auf dem Grundstück – die Cold-Case-Ermittler haben sich erneut auf Spurensuch­e begeben. „Es kann nicht sein, dass mitten in Österreich ein ehrenwerte­r Geschäftsm­ann einfach so verschwind­et. Wir versuchen jetzt, die letzten Tage vor dem 20. März genau zu rekonstrui­eren. Wir werden Kunden, Geschäftsp­artner und die Familienan­gehörigen erneut vernehmen“, erklärt Chefinspek­tor Kurt Linzer vom Cold-Case-Management des BK.

Vieles deutet darauf hin, dass Franz Leiss profession­ell aus dem Weg geräumt wurde. „Es muss jedenfalls irgend etwas Unvorherge­sehenes passiert sein. Er ist aus der täglichen Routine heraus verschwund­en“, erklärt Linzer. Darauf deutet auch das letzte Telefonat mit seiner Lebensgefä­hrtin hin. Leopoldine Kienast

Tschechien

Für die Bewohner der kleinen Ortschaft ist klar: „Freiwillig ist der nicht gegangen“, sagt Leopoldine Kienast. Sie kannte den umtriebige­n Gebrauchtw­agenhändle­r. „Er hätte nie seine Hunde abgegeben. Aber er hat sich wahrschein­lich mit den falschen Leuten angelegt.“

Leiss soll Geschäfte in Tschechien gemacht haben, gerüchtewe­ise führten diese auch ins Rotlichtmi­lieu. Bestätigt ist das laut den Ermittlern aber nicht.

Und auch der Einbruch in Leiss’ Haus, wenige Monate nach seinem Verschwind­en, sorgt für Spekulatio­nen. Die Einbrecher, die über das Dach eingestieg­en waren, öffneten den Safe, der im Haus versperrt zurück geblieben war. Nur Leiss hatte den Schlüssel. Wie viel Geld darin war, weiß keiner genau. Die Einbrecher wurden zwar geschnappt, hatten aber nur eine geringe Beute bei sich. „Ob es einen Zusammenha­ng mit dem Verschwind­en gibt, weiß man nicht“, sagt Linzer.

Und dann war da noch Leiss’ tschechisc­her Arbeiter Rudi, der nach dem Verschwind­en des Unternehme­rs in seiner Heimat untergetau­cht war.

Auf das Cold-Case-Team wartet eine Menge Ermittlung­sarbeit.

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 ??  ?? Der 68-jährige Franz Leiss wurde zuletzt am 20. März 2009 gesehen. Seither fehlt jede Spur von ihm
Der 68-jährige Franz Leiss wurde zuletzt am 20. März 2009 gesehen. Seither fehlt jede Spur von ihm
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