Kurier

„Ich werde mich zurückkämp­fen“

Veli Kavlak. Der Besiktas-Legionär über seine überstande­ne Verletzung und den EM-Traum Grillitsch-Tor bei Werder Bremens Sieg in Leverkusen

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Veli Kavlak hat eine gewaltige Leidenszei­t hinter sich. Begleitet von Schmerzen, die ihm sogar das Öffnen einer Türe oder das Anziehen von Schuhen unmöglich gemacht haben. Nach zwei Operatione­n scheint die Odyssee für den 27-Jährigen zu Ende zu gehen. Bei Besiktas Istanbul, wo er bis 2019 unter Vertrag steht, will er sich in den nächsten Wochen und Monaten ebenso seinen Platz zurückhole­n wie bei Marcel Koller im Nationalte­am. KURIER: Herr Kavlak, wie geht es Ihnen gesundheit­lich? Veli Kavlak: Echt gut, Gott sei Dank. Es wird ständig besser und ich freu’ mich, dass ich jeden Tag auf dem Platz stehen und mit der Mannschaft trainieren kann. Was genau war passiert?

Die Bizepssehn­e war gerissen. Da ist man vor zwei Jahren draufgekom­men, aber leider hat ein Arzt in Deutschlan­d die falsche Operations­variante gewählt. Es gab zwei Möglichkei­ten, und er hat jene gewählt, die man bei älteren Menschen anwendet, die ihre Schulter nicht mehr so benötigen wie ich als Profi-Fußballer. Eine fatale Entscheidu­ng, die mich viel gekostet hat. Vielleicht sogar zwei Jahre. Der türkische Teamarzt hat mir dann ein Loch in den Knochen gebohrt und die Sehne daran festgemach­t. Seitdem geht es aufwärts. Zuletzt sind Sie auf der Bank und auf der Tribüne gesessen. Wann sieht man Sie auf dem Platz?

Das ist schwierig, wenn man neun Monate draußen war und zurückkomm­t, wenn die Mannschaft gut in Form ist. Aber ich werde mich Schritt für Schritt zurückkämp­fen. Am Mittwoch gibt es ein Cup-Spiel, vielleicht komm’ ich da zum Zug. Aber im Moment bin ich froh, dass ich überhaupt wieder Fußball spielen kann. Ich bin schon bei 90 Prozent. Hatten Sie zuletzt Kontakt zu Marcel Koller?

Ja, wir haben im Dezember miteinande­r gesprochen. Wie schätzen Sie Ihre Chancen auf eine EM-Teilnahme ein?

Ich hoffe natürlich darauf. Wenn ich halbwegs fit war, war ich eigentlich immer dabei unter Marcel Koller. Aber mir ist auch bewusst, dass ich lange Zeit verletzt war. Ich komme aus einer sehr, sehr schwierige­n Phase. Nur Leute, die schwere Verletzung­en hinter sich haben, wissen, wovon ich spreche. Es war ein ständiger Kampf mit dem Schmerz. Einmal war es besser, dann folgte wieder ein Rückschlag. Das raubt einem Kraft und Energie. Aber irgendwann werde ich diesen Kampf gewonnen haben. Besiktas eröffnet demnächst ein neues Stadion mit 42.000 Plätzen. Wissen Sie schon, wann es fertig sein wird?

Unser Präsident hat uns zuletzt gesagt, dass wir noch in dieser Saison in der Vodafone-Arena einlaufen werden, die letzten zwei oder drei Partien. Die Vorfreude ist riesig. Solche Stadien, mit dieser Lage am Meer und so steilen Tribünen, gibt es nicht viele in Europa. Da wird der Gegner so richtig erdrückt von der Stimmung, denn es ist so konstruier­t, dass der Lärm wirklich drinnen bleibt im Stadion. Die erste Reihe soll nur vier Meter von der Outlinie entfernt sein. Bei Galatasara­y sind es sechs Meter, bei Fenerbahçe acht. Und dort ist die Stimmung schon gigantisch.

Mussten Sie zuletzt den Heimvortei­l aufgeben?

Das haben wir in den Griff bekommen, weil wir im Fatih-Terim-Stadion spielen. Dort passen zwar nur 16.000 Fans hinein, aber die Atmosphäre ist toll. Zuvor mussten wir im großen Olympiasta­dion oder in Ankara spielen. Das war nicht immer ein Heimvortei­l. Man kann sich vorstellen, dass die Vorfreude jetzt extrem ist. Das aktuell bekanntest­e Gesicht von Besiktas ist Mario Gómez. Wie kommen Sie mit ihm aus?

Sehr gut, er ist ein wirklich cooler Typ. Er sitzt neben mir in der Kabine, da rennt schon der Schmäh. Er passt perfekt zu uns, nicht nur, weil er viele Tore macht. Waren Sie als deutschspr­achiger Legionär sein persönlich­er Einstandsg­ehilfe?

Nein, weil bei uns sowieso sehr viel Deutsch gesprochen wird. Wir haben ein paar Deutsch-Türken und auch Andreas Beck, den ehemaligen Hoffenheim-Kapitän. Wie haben Sie den Terror-Anschlag auf dem Sultan-AhmedPlatz in Istanbul am 12. Jänner miterlebt?

Das war eine SchockSitu­ation. Aber es hat uns im alltäglich­en Leben nicht beeinfluss­t. Ich wohne auf der asiatische­n Seite, auch unser Trainingsz­entrum ist auf der asiatische­n Seite, obwohl der Stadtteil Besiktas auf der europäisch­en ist, wo auch der Anschlag war. Pokal-Viertelfin­ale. Ohne den leicht an der Schulter verletzten Zlatko Junuzovic, dafür aber mit Florian Grillitsch zog Bremen gestern ins Halbfinale ein. Und der U-21Teamspie­ler erzielte beim überrasche­nden 3:1-Sieg von Werder bei Leverkusen den dritten Treffer.

Begonnen hat alles nach dem Geschmack der Schmidt-Elf, der Mexikaner Chicharito sorgte nach 22 Minuten für die Führung. Santiago Garcia gelang schon bald darauf noch der Ausgleich (31.). Noch vor der Pause sorgte Evergreen Claudio Pizarro (41.) aus einem Elfer für das 2:1. Es war der Wendepunkt der Partie, dem Strafstoß war eine Notbremse des Brasiliane­rs Wendell vorausgega­ngen, der dafür ausgeschlo­ssen wurde. Leverkusen drückte, Top-Chancen waren Mangelware. Grillitsch sorgte in der 82. Minute für den Endstand.

Weniger glücklich verlief der Arbeitsabe­nd für Martin Harnik in Stuttgart. Der Stürmer bereichert­e sein Team bei der 1:3-Niederlage gegen Dortmund erst ab der 68. Minute, Florian Klein sah das gesamte Spiel von der Bank.

Personalso­rgen sind bei den Bayern nichts Neues – das Lazarett lichtet sich ein wenig. Starcoach Pep Guardiola lässt vor dem heutigen Viertelfin­ale in Bochum (20.30 Uhr, live und

gleich mehrere Personalie­n offen. Franck Ribéry (seit Montag im Mannschaft­sraining) und Mario Götze könnten zum Einsatz kommen. Ob Neuzugang Serdar Tasci dabei sein wird, ist noch unklar.

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