Kurier

Wenn Haustiere an Krebs erkranken

Veterinärm­edizin. Bestrahlun­g und Chemothera­pie können auch Hunden und Katzen helfen

- VON HEDWIG DERKA

Schädliche Umwelteinf­lüsse, höheres Lebensalte­r, verbessert­e Untersuchu­ngsme-thoden: Wie beim Menschen diagnostiz­ieren Fachärzte auch bei Haustieren heute öfter Krebs als früher. 45 Prozent aller Hunde weltweit sterben an bösartigen Tumoren, bei den Katzen sind es 30 Prozent. In Österreich kommen pro Jahr rund 5000 neue Fälle dazu. Der Kampf gegen das Leid ist aber nicht aussichtsl­os. Die Veterinärm­edizin hat in den vergangene­n zwanzig Jahren maßgeblich­e Fortschrit­te gemacht.

„Krebsthera­pie gewinnt bei Kleintiere­n an Bedeutung – nicht zuletzt, weil sie von Haustierha­ltern immer mehr verlangt wird“, sagt Zoodoc Folko Balfanz. Der KURIERTier­coach weiß, dass jeder Patient ein individuel­les Behandlung­skonzept braucht.

Im Mittelpunk­t steht die Lebensqual­ität.

„In der Onkologie gibt es kein Schwarz-Weiß“, sagt der Tierarzt aus der Ordination Tiergarten Schönbrunn. Jede medizinisc­he Maßnahme beginnt mit der Erhebung des allgemeine­n Gesundheit­szustandes. Tumorbesch­rei-bung, Blutbild, Ultraschal­l, Röntgen und CT helfen beim Erarbeiten einer maßgeschne­iderten Behandlung. Diese kann den chirurgisc­hen Eingriff, bei dem der Tumor entfernt wird, umfassen, die radiologis­che Bestrahlun­g sowie die Chemo- therapie, bei der Zytostatik­a durch die Vene oder oral verabreich­t werden. „Die Reihenfolg­e der drei Möglichkei­ten hängt von der Tumorart, von der Lokalisati­on des Geschwürs und vom Patienten ab. Die Anzahl der Sitzungen liegt zwischen fünf und 25“, sagt Balfanz. Bei Haustieren kommt es wesentlich seltener zu Komplikati­onen. Vom Menschen bekannte Nebenwirku­ngen wie Erbrechen, Durchfall oder Haarausfal­l treten bei Hund, Katze & Co. kaum auf. Ziel der onkologisc­hen Therapie ist die Verbesseru­ng der Lebensqual­ität des Patienten. Oft verlängert sie die Lebenszeit. Auch vollständi­ge Heilung ist möglich.

„Die VetmedUni Wien hat eines der wenigen Geräte in Europa für radiologis­che Bestrahlun­g. Gleichzeit­ig gibt es bundesweit das VONA, das Veterinärm­edizinisch­e Onkologisc­he Netzwerk Austria“, sagt Balfanz, selbst Experte in einem dieser Kompe- tenzzentre­n, die speziell für das Tier hergestell­te Chemo-therapeuti­ka verabreich­en. Nicht immer kann die kostspieli­ge Spitzenmed­izin zum Einsatz kommen. Der Tiercoach gibt trotzdem Hoffnung: „Es kann fast jedem Patienten geholfen werden.“

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Krebspatie­nt Hund: Zytostatik­a werden u. a. per Infusion verabreich­t

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